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AHO Aktuell - 23.12.2005

EU-weites Verbot von antibiotischen Leistungsförderern in Futtermitteln


Brüssel (aho) - Zum 1. Januar 2006 sind nach der Verordnung (EG) Nr.
183/2003 Artikel 11 Absatz 2 das Inverkehrbringen und die Verwendung
der letzten antibiotischer Leistungsförderer Salinomycin, Monensin,
Avilamycin und Flavomycin einschließlich Vormischungen und
Futtermittel, die diese Zusatzstoffe enthalten, europaweit nicht mehr
zulässig. Eine Übergangsfrist zum "Aufbrauchen" ist ausnahmslos nicht
vorgesehen.

Dieses Verbot ist der letzte Schritt, mit dem die Verwendung von
Antibiotika eingestellt wird. Es ist Teil der allgemeinen
Kommissionsstrategie, die Antibiotikaresistenz von Bakterien und
anderen Mikroben zu bekämpfen, welche auf den übermäßigen Einsatz bzw.
Missbrauch von Antibiotika zurückzuführen ist.


Markos Kyprianou, der für Gesundheit und Verbraucherschutz zuständige
Kommissar, sagte: "Dieses Verbot der Verwendung von Antibiotika als
Leistungsförderer ist von großer Bedeutung, nicht nur im Rahmen der
EU-Lebensmittelsicherheitsstrategie, sondern auch mit Blick auf die
öffentliche Gesundheit. Wir müssen den nicht unbedingt erforderlichen
Einsatz von Antibiotika enorm einschränken, wenn wir das Problem der
Resistenz von Mikroorganismen gegen Therapien angehen wollen,
auf die wir uns seit Jahren verlassen. Tierfutter ist das erste Glied
der Lebensmittelkette und daher der richtige Ansatzpunkt für Maßnahmen
mit dieser Zielsetzung."

Seit Jahrzehnten werden Antibiotika weltweit in der Tiererzeugung
eingesetzt. Als niedrigdosierte Futtermittelzusätze fördern sie das
Wachstum der Tiere. Wegen des Auftretens von Mikroben, die gegen
Antibiotika resistent sind, welche zur Behandlung von Infektionen bei
Mensch und Tier eingesetzt werden (Antibiotikaresistenz), beschloss
die Kommission, die Vermarktung und den Einsatz von Antibiotika als
Wachstumsförderer in Futtermitteln schrittweise zu verringern und
letztendlich zu verbieten. Antibiotika dürfen Futtermitteln künftig
nur noch zu veterinärmedizinischen Zwecken zugesetzt werden. Diese
Entscheidung beruhte auf Stellungnahmen des Wissenschaftlichen
Lenkungsausschusses, der empfahl, die Verwendung von Antibiotika als
Wachstumsförderer nach und nach einzustellen, gleichzeitig aber die
Tiergesundheit zu erhalten.

Die EU hat bereits den Tierfutterzusatz von Antibiotika verboten, die
in der Humanmedizin eingesetzt werden. Die neue
Futtermittelzusatzverordnung ergänzt diese Maßnahme mit dem
grundsätzlichen Verbot der Verwendung von Antibiotika als
Wachstumsförderer ab dem 1. Januar 2006. Ab diesem Zeitpunkt werden
die folgenden vier Stoffe aus dem EU-Verzeichnis der zulässigen
Futtermittelzusätze gestrichen:

· Monensin-Natrium, das in der Rindermast verwendet wird,

· Salinomycin-Natrium, das für Ferkel und Mastschweine verwendet
wird,

· Avilamycin das in der Schweine-, Ferkel-, Hähnchen- und
Truthahnmast verwendet wird,

· Flavophospholipol, das für Kaninchen, Legehennen,
Masthähnchen, Truthähne, Ferkel, Schweine, Kälber und Mastrinder
verwendet wird.


Diese Maßnahme entspricht der allgemeinen Strategie der Kommission
zur Bekämpfung der Gefahr, die von der Antibiotikaresistenz für die
Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanzen ausgeht.

Ileitis im Auge behalten

Der Einsatz von Leistungsförderern in der Schweinehaltung hat in der
Vergangenheit wesentlich zum stabilen Tiergesundheitsstatus
beigetragen. Experten befürchten nun, dass vor allem die Ileitis in
der Schweinehaltung rasant an Bedeutung gewinnen und zu schweren
wirtschaftlichen Einbußen führen wird. Bereits jetzt tendieren die
Verluste in der Ferkelaufzucht und Mast klar nach oben, da bereits
viele Betriebe auf Leistungsförderer verzichten. Untersuchungen in
Betrieben mit Verdacht auf Ileitis haben ergeben, dass rund
80% dieser Betriebe als positiv eingestuft werden müssen. Aufgrund
schlechterer Leistungsdaten, z.B. in der Futterverwertung oder bei den
Tageszunahmen, muss in solchen Beständen mit Verlusten gerechnet
werden, die sich - je nach Krankheitsverlauf - zwischen 1,50 Euro und
19,50 Euro bewegen. Aufgrund des "schleichenden" Auftretens wird die
Krankheit in ihrer milden Verlaufsform jedoch häufig noch gar nicht
erkannt. Seit fast einem Jahr steht mit Enterisol® Ileitis ein
Lebendimpfstoff von Boehringer Ingelheim
zur Verfügung. Der
Impfstoff wird den Schweinen über das Trinkwasser oder direkt ins Maul
als "Schluckimpfung" verabreicht. Die Impfung wird bereits von vielen
Tierärzten deutschlandweit erfolgreich eingesetzt.



 



 

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