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AHO Aktuell - 15.10.2002

Resistenzen durch alle Leistungsförderer? Was sagt die Wissenschaft?


Maastricht (aho) – „Leistungsförderer sind für resistente Bakterien
verantwortlich“, mit dieser eher einfachen Botschaft kämpfen Politiker,
Nicht-Fachleute, Umweltorganisationen und interessierte Kreise für ein
pauschales Verbot dieser Futterzusatzstoffe. Die Ergebnisse einer
Arbeitsgruppe um Dr. van den Bogaard von der Abteilung für Medizinische
Mikrobiologie der Universität Maastricht belegen, daß dies aus
wissenschaftlicher für den Leistungsföderer „Flavophospholipol“
(Flavomycin) falsch ist.

Eine ganze Reihe von Untersuchungen hatten bisher schon bewiesen, daß
„Flavophospholipol“ die Zahl mehrfach antibiotikaresitenter Bakterien
deutlich reduziert (1-5). Die Wissenschaftler haben jetzt geprüft, ob dieser
Effekt auch unter Praxisbedingungen in einem Schweinestall zu reproduzieren
sind. Die Schweine wurden auf drei Versuchsgruppen aufgeteilt. Von den
Schweinen wurden zu Beginn und am Ende des Versuchs eine Kotprobe
entnommen und auf das Resistenzverhalten der zu prüfenden Keime
(E. coli u. Enterokokken) untersucht. Dann wurden die Tiere
gezielt mit multiresitenten Coli-Bakterien über das Futter infiziert.

Gruppe A erhielt ein Futter ohne Leistungsförderer; Gruppe B erhielt das
gleiche Futter mit „Flavophospholipol“ in einer Dosierung von 9 mg je kg
Futter. Dem Futter der Gruppe C war der Leistungsförderer Avoparcin in
einer Dosierung von 15 mg je kg Futter beigemischt.

Am Ende der Studie war der Anteil resistenter Keime in den Kotproben von
Versuchsgruppe A und C deutlich angestiegen. In der mit dem Leistungsföderer
versorgten Versuchsgruppe B war keine Zunahme resistenter Coli-Bakterien
feststellbar. Die Häufigkeit von Flavophospholipol-resitenter Enterokokken
stieg von 23 auf 43 Prozent an. In den Gruppen A und B wurden bei 44 bzw.
41% der untersuchten Bakterien eine Resistenz gegen das Antibiotikum
Vancomycin diagnostiziert. Vancomycin-resitente Enterokokken (VRE) waren
aber extrem selten. In der mit dem Leistungsförderer Avoparcin behandelten
Gruppe C lag die Resistenzhäufigkeit bei 72% und in 57 % aller Kotproben
dieser Versuchsgruppe wiesen mehr als die Hälfte aller gefunden Enterokokken
eine Vancomycin-Resistenz auf.

Alle Enterokokken-Arten leben gewöhnlich im Darm von Mensch und warmblütigen
Tieren, wo sie einen großen Teil der Darmflora ausmachen. Infektionen mit
Enterokokken betreffen meist Patienten mit einem geschwächten Immunsystem.
Mehrfach resistente Enterokokken-Stämme werden deshalb als ein ernsthaftes
Risiko betrachtet.

Aus ihren Untersuchungen folgern die Wissenschaftler, daß Flavophospholipol
geeignet ist, die Ausbreitung von Resistenzen unter den Coli-Bakterien in
der Darmflora von Mastschweinen effektiv zu unterdrücken. Sie bewerten den
leichten Anstieg bei der Resistenz gegen Flavophospholipol bei den
Enterokokken als wenig bedeutend, da diese Substanz keinerlei
Parallelresistenz zu anderen Antibiotika aufweist und nicht zur Therapie in
Human – oder Veterinärmedizin verwendet wird.

Quelle:

A. E. van den Bogaard, M. Hazen, M. Hoyer, P. Oostenbach,
and E. E. Stobberingh
Effects of Flavophospholipol on Resistance in Fecal Escherichia
coli and Enterococci of Fattening Pigs
Antimicrob. Agents Chemother. 2002 46: 110-118


(1) Brana, H., J. Hubacek, and J. Konig. .
The effect of actinomycin D and flavomycin on
Escherichia coli R+ strains.
Folia Microbiol. 1974; 18:257–259

(2) Crawford, L. M.
Bambermycins, p. 351–354. In T. H. Jukes, H. L. Dupont,
and L. M. Crawford (ed.),
Antibiotics, sulphonamides, and public health,
vol. 1. CRC Press, Boca Raton, Fla., 1984.

(3) Dealy, J., and M. W. Moeller.
Effect of bambermycins on Escherichia coli and antibiotic
resistance in calves.
J. Anim. Sci. 1977; 45:1239–1242

(4) Dealy, J., and M. W. Moeller
Influence of bambermycins on Salmonella infection and
antibiotic resistance in calves.
J. Anim. Sci. 1977; 44:734–738.

(5) Dealy, J., and M. W. Moeller
Influence of bambermycins on Salmonella infection and
antibiotic resistance in swine.
J. Anim. Sci. 1976; 42:1331–1336.


 



 

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