Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 26.03.2004

Freispruch für Avopacin: Die Resistenzgene waren im Futter


Vancouver/Berkeley (aho) - Ende der 90iger Jahre sorgten aufsehenerregende
Berichte aus dem Robert Koch Institut (Außenstelle Wernigerode) (1) über die
Selektion von vankomycinresistenten Darmbakterien bei Schweinen und Hühnern
durch den antibiotischen Leistungsförderer Avotan (Wirkstoff Avopacin) für
Furore. Anscheinend wurden diese resistenten Darmbakterien (Enterokokken)
dann über die Nahrungskette auf den Menschen übertragen. Dort siedelten
sich diese resistenten Keime in der Darmflora des Menschen. Im Einzelfall
konnten dann diese Keime zu schwer beherrschbaren Infektionen führen, die
auch nicht mit dem Reserveantibiotikum Vankomycin behandelbar waren. Das
entstehende Mediengetöse und eine heftige politische Auseinandersetzung
führte dann in der Folgezeit zu einem weitgehenden Verbot antibiotischer
Leistungsförderer in der EU.

Wissenschaftler der "University of British Columbia" in kanadischen
Vancouver und der "University of California" im amerikanischen Berkeley
kommen jetzt in der Fachzeitschrift "Emerging Infectious Diseases" zu einer
völlig anderen Erklärung. Sie hatten sich die Mühe gemacht und einmal näher
hingeschaut. Dabei war ihren aufgefallen, dass als Leistungsförderer ein
sogenanntes Feed Grade eingesetzt wurde, in dem neben dem Antibiotikum
noch Reste des Bakteriums enthalten war, welches zur Produktion des
Antibiotikums Avopacin genutzt wurde. Das Bakterium trägt die Bezeichnung
"Amycolatopsis orientalis C329.2" und hat ganz natürlich die für die
Vankomycinresistenz verantwortlichen Resistenzgene "vanH", "vanA" und
"vanX". Und genau diese Resistenzgene konnten die Wissenschaftler im
Feed Grade nachweisen.
Nach Meinung der Wissenschaftler haben Darmbakterien, bei der Verdauung
diese Resistenzgene aufgenommen und in ihr Erbgut eingebaut. So gelangten
sie zu einer Resistenz, bei der das Antibiotikum als solches keine
ursächliche Rolle spielte. Bei den allermeisten Leistungsförderen wurde
in der Vergangenheit keine sogenannten Feed Grades eingesetzt. Es wurde
mit Reinsubstanz und einem neutralen Trägerstoff gearbeitet.


Lu K, Asano R, Davies J.
Antimicrobial resistance gene delivery in animal feeds.
Emerg Infect Dis Vol. 10, No. 4 April 2004


(1) Witte W.
Medical consequences of antibiotic use in agriculture.
Science. 1998 Feb 13;279(5353):996-7.


 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de