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AHO Aktuell - 10.10.2007

Europäischer Milchmarkt: Unruhige Zukunft bei steigenden Preisen


(aid) - Die Milchbauern können sich dieser Tage über steigende Preise
für ihre Rohmilch freuen. Indes, die Preise werden künftig wesentlich
stärker schwanken als bisher. Diesen Ausblick gab Dr. Joop Kleibeuker,
Generalsekretär beim Europäischen Milchindustrieverband (EDA).
Kleibeuker kennt die wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge
und weiß, wie die internationalen Milchmärkte mit ihren vielfältigen
Verknüpfungen funktionieren. Im schleswig-holsteinischen Rendsburg
sprach der Experte auf der Milchwirtschaftlichen Kundgebung über die
Entwicklung des Weltmilchmarktes.

Die deutschen Milchbauern produzieren zunehmend ohne den
Sicherheitsgurt vergangener Jahre. Das umfassende System an
Marktinstrumenten wird abgebaut. Man solle sich nicht vormachen, dass
es nach 2015 noch ein Milchquotensystem gebe, so Kleibeuker, "da
finden sich in der EU-Kommission keine Mehrheiten". Auch das System
der Exporterstattungen werde bei der Kommission nicht mehr als
zeitgemäß angesehen. "Die Kommission arbeitet darauf hin, dass die
Exporterstattungen in 2014 nicht mehr da sind", so Kleibeuker. Neben
diesem Rückzug der Politik aus den Märkten sorgt die Verringerung der
öffentlichen Lagerbestände für einen Abbau des Schutzes vor allzu
direkten Konsequenzen für den hiesigen Milchmarkt. "Lagerbestände
dämpfen die Auswirkungen von internationalen Entwicklungen auf den
nationalen Markt". Vor diesem Hintergrund sieht Kleibeuker
grundsätzlich einen Handlungsbedarf von administrativer Seite. "Die
gesamte Kette vom Milchbauern über die Erfassung bis zur Verarbeitung
haben ihre Investitionen und ihr Personal auf das bisherige System
ausgerichtet", sagt Kleibeuker, "wenn es Übergangslösungen gäbe, so
könnten sich alle Beteiligten besser auf den Systemwechsel
vorbereiten." Der Wunsch nach einem gewissen Schutz beziehungsweise
entsprechenden Regelungen wird verständlich, wenn man sich die
aktuellen Entwicklungen für Milch und Milchprodukte auf den
Weltmärkten sowie einzelner Nationen vergegenwärtigt. Im Zuge des
wachsenden Wohlstands in Ländern wie China steigt die Nachfrage nach
Milchprodukten. Die chinesische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt,
innerhalb der kommenden fünf bis zehn Jahre eine flächendeckende
Versorgung der Schulkinder mit Schulmilch zu erreichen. "Welche
Effekte sich hierbei auf Basis einer Bevölkerung von 1,2 Milliarden
Chinesen ergeben, werden wir sehen", so Kleibeuker, "und bedenken Sie,
dass Käse im Reich der Mitte bislang noch gar kein Thema ist, das wird
sich alles noch entwickeln". "Hohe Preise sind gut, aber sie sind
regelmäßig immer auch ein Risiko", warnt Kleibeuker. Steigende Preise
wecken bei Nachfragern das Interesse nach einer Substitution der
entsprechenden Ware. Insgesamt prognostiziert der Milchfachmann ein
ansteigendes Niveau für die Weltmarktpreise bei Milch und die
Weiterführung starker Märkte bis 2008. Mit stärkeren Schwankungen -
gerade auch nach unten - müsse aber gerechnet werden. Von daher seien
die Betriebsleiter jetzt gefordert, ihren Betrieb an der neuen
Situation zu orientieren.

aid, Dr. Uwe Scheper



 



 

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