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AHO Aktuell - 02.10.2007

Schweinepest: Impfen statt töten? +++ Internationale Experten nahmen Stellung


Hannover (aho) - Wissenschaftler, Experten der Veterinärverwaltung,
Vertreter der Bauernverbände und der Fleischindustrie sowie Kenner der
Politik in den EU-Mitgliedsstaaten haben am 25. und 26. September 2007
an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover über die Bekämpfung
der Klassischen Schweinepest durch Notimpfungen diskutiert. Die Tagung
fand im Rahmen einer Koordinierungsmaßnahme für Klassische
Schweinepest sowie für Maul- und Klauenseuche innerhalb des 7.
Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Union statt. Hintergrund
der Veranstaltung sind die hohen Verluste der letzten Jahre durch
Schweinepest und andere gefährliche Tierseuchen wie Geflügelpest und
Maul- und Klauenseuche (MKS). Diese Seuchen werden in der Europäischen
Union durch Tilgungsmaßnahmen, zu denen auch die Tötung von
Tierbeständen zählt, bekämpft. Allein während der Bekämpfung der Maul-
und Klauenseuche in Großbritannien im Jahr 2001 mussten etwa sechs
Millionen Tiere zur Bekämpfung der Seuche getötet werden. Der
gesamtwirtschaftliche Schaden betrug damals 13 Milliarden Euro.
Ähnlich sieht die Bilanz der Bekämpfung der klassischen Schweinepest
der letzten 15 Jahre aus: Nahezu 20 Millionen Schweine wurden getötet,
mit einem geschätzten Gesamtschaden von fünf bis sechs Milliarden
Euro.

Unter den Experten der Tagung bestand Einigkeit, dass die neuesten
Entwicklungen in der Seuchenbekämpfung, wie Markerimpfstoffe und neue
hoch sensitive diagnostische Tests, auf ihre Eignung zum Einsatz bei
der Bekämpfung der Schweinepest geprüft werden sollten. Für die
Industrie sollten Anreize geschaffen werden, diese neuen
Markerimpfstoffe (Lebendimpfstoffe) zur Marktreife zu führen. Zu
Abschätzung der Gefahren, die eine veränderte Bekämpfungsstrategie
bergen könnte, müssten in einer wissenschaftlichen Risikoanalyse die
derzeitigen Bekämpfungsoptionen miteinander verglichen werden. Die
Experten erwarten, dass eine derart wissenschaftlich begründete
Einbindung der neuen Technologien in die Seuchenbekämpfung bei allen
beteiligten Parteien Vertrauen schaffen würde. Und gegenseitiges
Vertrauen und Transparenz, da war man sich einig, haben in der
Seuchenbekämpfung eine Schlüsselfunktion. So raten sie auch, die
Unsicherheiten hinsichtlich des Handels mit Produkten geimpfter
Tiere, in seuchenfreien Zeiten zu beseitigen, damit im Krisenfall
eine Seuchenkämpfung mit Notimpfungen möglich wäre.

Unter dem Eindruck der hohen Schäden aber auch unter dem erheblichen
Druck der Öffentlichkeit, die mehrheitlich die Keulung von
Tierbeständen ablehnt, mehren sich unter Fachleuten Stimmen, die eine
Änderung der jetzigen Bekämpfungsstrategien befürworten. Obwohl in
der europäischen Tierseuchengesetzgebung im Seuchenfall eine
Notimpfung statt der Keulung erlaubt, ist von dieser Option aus zwei
Gründen bisher nie Gebrauch gemacht worden:

- Eine Impfung mit herkömmlichem Impfstoff erlaubt keine
labordiagnostische Unterscheidung zwischen geimpften und infizierten
Tieren. Daher sind geimpfte Tiere und ihre Produkte vom europaweiten
Handel ausgeschlossen. Ein ruinöser Preisverfall wäre die Folge.

- Obwohl nach europäischem Recht neuartige Markerimpfstoffe
eingesetzt werden könnten, und so geimpfte von infizierten Tieren
unterschieden werden könnten, und obwohl die Produkte dieser Tiere
unter bestimmten Bedingungen europaweit handelbar wären, besteht
hinsichtlich der Akzeptanz dieser Produkte bei europäischen und
insbesondere außereuropäischen Handelspartnern eine große Skepsis.




 



 

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