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AHO Aktuell - 12.09.2007

Explodierende Rohstoffkosten am Futtermittelmarkt


Bonn (aho/lme) - Die Mischfutterproduktion in Deutschland stieg im
Wirtschaftsjahr 2006/2007 um 3,6 Prozent auf 20,69 Mio. Tonnen. Dieses
Ergebnis markiert einen Höchststand seit der Wiedervereinigung im Jahr
1990/91. Das deutliche Absatzplus geht auf Rindermischfutter, vor
allem aber auf Zuwächse beim Schweinemischfutter zurück. Der Absatz
von Mischfutter für Schweine war getrieben vom enormen Anstieg des
Schweinebestandes. Die Mischfutterproduktion stieg um 7,5 Prozent
gegenüber dem Vorjahr an; allein im Kerngebiet der bundesdeutschen
Schweineproduktion - im Nordwesten der Republik - lag der
Mischfutterausstoß um gut 500.000 Tonnen über dem Vorjahreszeitraum.
Das teilt jetzt der Deutsche Verband Tiernahrung e. V. (DVT) in Bonn
mit.

Die Herstellung von Rindermischfutter stieg laut DVT um 4,8 Prozent
ebenfalls deutlich, obwohl der bundesdeutsche Rinderbestand nach wie
vor schrumpft. Aufgrund der schlechteren Raufutterernte 2006 stieg
jedoch der Mischfutterbedarf in den Rindviehbetrieben an, was
insbesondere im ersten Halbjahr 2007 sichtbar wurde. Zudem ist der
Milchmarkt wesentlich freundlicher gestimmt. Die Verwendung von
Milchleistungsfutter in den Rationen hat infolgedessen an Bedeutung
gewonnen.

Nach einem leichten Umsatzplus im Vorjahr setzte sich bei
Legehennenfutter 2006/07 wieder der mittelfristige, rückläufige Trend
der letzten Jahre fort. Im Ergebnis für Gesamtdeutschland liegt der
Rückgang durchschnittlich bei 1,7 Prozent. Im veredelungsstarken
Norden ging der Ausstoß von Legehennenmischfutter deutlich zurück
(-7,8 Prozent), während der Absatz im Süden und in Ostdeutschland um
3,2 bzw. 5,7 Prozent gesteigert wurde. Nach langjährigem Wachstum
entwickelte sich die Herstellung von Mastgeflügelfutter erstmals
bundesweit rückläufig und lag um 3,2 Prozent unter der
Vorjahreslinie.

Der Futtermittelsektor ist unverändert der bedeutendste Verarbeiter
von Getreide, dem wichtigsten Rohstoff für die
Mischfutterherstellung. 2006/2007 wurden knapp 9,5 Mio. Tonnen
verarbeitet; das entspricht einem – wiederum gewachsenen -
durchschnittlichen Getreideanteil von 45,8 Prozent. Nach Getreide
stellten Ölkuchen bzw. Ölschrote mit einem Anteil von 26,2 Prozent
eine weitere wichtige Komponente dar. Überaus deutlich abgenommen hat
der Einsatz von Corngluten.

Die Preis- und Absatzentwicklung am Getreidemarkt hat gleichzeitig
die Mischfutterbranche unter erheblichen Druck gesetzt, so der DVT.
Trotz der deutlichen Mehrproduktion hatte die Branche ein
unbefriedigendes Ergebnis, bedingt durch massive Steigerungen der
Rohstoffkosten insbesondere bei Getreide und Energie liefernden
Komponenten. Diese Preissteigerungen konnten nicht angemessen im
Absatzmarkt weitergegeben werden. Alternative, preisgünstigere
Energieträger waren und sind nicht in erforderlichem Maße verfügbar.
Verschärft hat sich diese Situation durch die unterdurchschnittliche
Getreideernte 2007 und die nachfolgende Preisrallye, wodurch sich die
enge Versorgungslage der Mischfutterwerke aktuell noch weiter
zuspitzt. Das Preisniveau für Mischfutter liegt derzeit um mehr als
40 Prozent über der Vorjahreslinie. Sollte die Rohwarenverknappung
weiter anhalten, werden weitere Anpassungen der Mischfutterpreise
folgen müssen.

Diese Entwicklung, die letztlich zu Lasten der Veredelung geht, ist
zum Teil eine originäre Marktentwicklung, zum Teil aber auch durch
politische Vorgaben bedingt. Nach Auffassung des DVT muss die Politik
auf diese Situation reagieren und Fehlsteuerungen entgegenwirken.
Dazu zählt die Abschaffung überholter Marktordnungsinstrumente wie
der Flächenstilllegung und der Energiepflanzenprämie. Darüber hinaus
müssen praktikable Regelungen für den Umgang und die Zulassung von
Produkten aus gentechnisch veränderten Nutzpflanzen geschaffen
werden. Wegen der andauernden Verzögerungen im europäischen
Zulassungsverfahren sind beispielsweise Importe von Corngluten und
DDGS, die die momentane Getreideknappheit entspannen könnten und auf
die die Tierhaltung aus wirtschaftlichen Gründen dringend angewiesen
wäre, nicht verfügbar. Ebenso ist es nach Meinung des DVT
erforderlich, im Rahmen der EEG-Novelle die Bioenergieförderung auf
den Prüfstand zu stellen und mit dem Ziel umzugestalten, die
Ressourcenkonkurrenz zwischen Bioenergie und Lebensmitteln zu
entschärfen, um die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel am Standort
Deutschland zu halten.





 



 

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