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AHO Aktuell - 06.08.2007

Verbraucherschutz: Wenig Toxoplasmen bei niederländischen Schweinen in Stallhaltung


Bilthoven (aho/lme) - In den Niederlanden ist jede dritte
Freilandschweinehaltung mit dem Katzenparasiten "Toxoplasma gondii"
infiziert. Dies berichten jetzt niederländische Wissenschaftler des
"Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu (RIVM)" in der
Fachzeitschrift "Veterinary Parasitology".(1) Sie bestätigen damit
andere Untersuchungen und Publikationen (3). Für ihre Untersuchungen
hatten sie 845 Schweineblutproben von 40 Biobetrieben, neuen
Freilandhaltungen und 24 konventionellen Stallhaltungen sowohl auf
Antikörper gegen Toxoplasmen als auch gegen Trichinen untersucht. Sie
stellten fest, dass die Wahrscheinlichkeit Antikörper gegen
Toxoplasmen zu finden, auf Freilandbetrieben im Vergleich zu
konventionellen Stallhaltungen Sechzehnmahl größer ist.

Antikörper gegen Trichinen fanden sie in 0.12 - 0.35% der Proben,
wobei Biobetriebe tendenziell häufiger befallen waren.

Hintergrund

In den vergangenen Jahren haben sich niederländische Wissenschaftler
intensiv mit dem Problem "Toxoplasma in der Schweineproduktion"
beschäftigt. Es wurde durchweg nur ein ganz geringer Befall mit
Toxoplasma von niederländischen Schweinen in Stallhaltung
festgestellt. Branchenkenner gehen davon aus, dass die niederländische
Fleischwirtschaft in naher Zukunft den Absatz von niederländischem
Fleisch mit dem Hinweis auf einen besseren Verbraucherschutz durch die
Kontrolle der Toxoplasmen in der Lebensmittelkette fördern möchte.
Ähnliche Bestrebungen können in Dänemark beobachtet werden.

Auch deutsche Wissenschaftler fordern, Schweinebestände auf
Toxoplasma zu untersuchen und verweisen auf die teilweise bedenklich
hohe Infektionsraten in einzelnen Beständen. Sie kalkulieren, dass
auf Basis der Schlachtzahlen von 2005 etwa 1,9 Millionen unerkannt
infizierte deutsche Schlachtschweine in die Lebensmittelkette
gelangen (4).

Eine Vielzahl von Untersuchungen belegen die Bedeutung von Toxoplasma
gondii beim Verbraucherschutz.

Auch unter Menschen ist der Toxoplasma-Parasit weit verbreitet. Eine
besondere Bedeutung besitzt die Infektion für Schwangere, da bei einer
Erstinfektion während der Schwangerschaft eine Übertragung der
Parasiten auf das ungeborene Kind möglich ist. Kommt es danach nicht
zu einem Abort (Fehlgeburt) oder einer Totgeburt, so kann das
Erscheinungsbild der vorgeburtlichen Toxoplasma-Infektion beim
Neugeborenen von den seltenen schweren Schäden bis zu subklinischen,
zunächst nur serologisch (im Bluttest) nachweisbaren, Infektionen
reichen. Bei klinisch nicht feststellbaren Infektionen können sich
jedoch nach vielen Monaten oder Jahren Schäden einstellen, die
besonders das Zentralnervensystem (psychomentale Retardierung) und die
Augen (Retinochorioiditis, Erblindung) betreffen. Bei Kindern konnte
ein Zusammenhang zwischen Hyperaktivität, niederem
Intelligenzquotienten und hohen Toxoplasmawerten festgestellt werden.

Bei Katzen und Menschen sind Herzmuskelentzündungen durch
Toxoplasma gondii dokumentiert.


Werden Kinder noch im Mutterleib oder kurz nach der Geburt mit dem
Katzenparasiten "Toxoplasma gondii" infiziert, so haben sie ein
deutlich erhöhtes Risiko bis zum Alter von 18 Jahren an Schizophrenie,
Psychosen und affektiven Störungen zu erkranken. Das berichten
dänische Wissenschaftler Universität von Aarhus jetzt in einer Online
- Veröffentlichung der Fachzeitschrift "Biological Psychiatry" (2).
Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler Blutproben, die in Dänemark
routinemäßig von Neugeborenen genommen und archiviert werden auf eine
Toxoplama-Infektion untersucht. Bei Patienten, die sowohl stationär
als auch ambulant wegen Schizophrenie und ähnlichen Störungen
behandelt wurden, fanden sie im Vergleich zu gesunden Menschen
deutlich häufiger Hinweise auf eine Infektion mit dem Katzenparasiten.
Die Studie bestätigt damit die Veröffentlichungen anderer
Wissenschaftler
.

Katzen scheiden den Parasiten mit dem Kot aus. Menschen können
sich so z.B. beim Reinigen der Katzentoilette, über kotverschmutzte
Rohkost oder bei Gartenarbeiten
infizieren. Gelegentlich wird der
Parasit auch in rohem Schweinefleisch gefunden, so dass auch
eine Infektion durch den Verzehr von z.B. rohem Hackfleisch erfolgen
kann
. Ebenso in Fleisch von Freilandgeflügel und
Schaffleich.

(1) Joke van der Giessen, Manoj Fonville, Martijn Bouwknegt,
Merel Langelaar and Ant Vollema
Seroprevalence of Trichinella spiralis and Toxoplasma gondii in pigs
from different housing systems in The Netherlands
Veterinary Parasitology, In Press, Available online 23 July 2007

(2) Mortensen PB, Norgaard-Pedersen B, Waltoft BL, Sorensen TL,
Hougaard D, Torrey EF, Yolken RH.
Toxoplasma gondii as a risk factor for early-onset schizophrenia:
analysis of filter paper blood samples obtained at birth.
Biol Psychiatry. 2007 Mar 1;61(5):688-93.

(3) Kijlstra A, Eissen OA, Cornelissen J, Munniksma K,
Eijck I, Kortbeek T.
Toxoplasma gondii infection in animal-friendly pig production
systems.
Invest Ophthalmol Vis Sci. 2004 Sep;45(9):3165-9.


(4) de Buhr, K., K. Fehlhaber (Leipzig)
Eine deutschlandweite Seroprävalenzstudie zu Toxoplasma gondii
bei Schlachtschweinen
47. Arbeitstagung der DVG - Arbeitsgebiet Lebensmittelhygiene in
Garmisch-Partenkirchen vom 26.9. bis 29.9.2006




 



 

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