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AHO Aktuell - 08.06.2007

Elbe-Sude-Überschwemmungsgebiet: Überhöhte Dioxinwerte auch in Schafleber


Schwerin (aho) - Die in der 21. Kalenderwoche bei einer Nachbeprobung
der zugänglichen Referenzstellen im Überschwemmungsgebiet der Elbe
gezogenen Aufwuchsproben wiesen durchweg eine geringe
Dioxinkontamination auf. Bei den fünf Proben wurden Belastungen von
lediglich 0,128 bis 0,44 Nanogramm je Kilogramm Trockenmasse
festgestellt. "Dies liegt deutlich unter dem Grenzwert von 0,75
Nanogramm", stellte heute Dr. Till Backhaus, Minister für
Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz erleichtert fest und
ergänzte: "Dabei ist noch zu beachten, dass bei den Werten der
aktuellen Beprobung inzwischen nicht mehr nur Dioxine sondern auch
dioxinähnliche Substanzen summarisch erfasst wurden." Die von den
Proben Anfang Mai betroffenen Flächen bei Gothmann - es handelt sich
um ca. 1 Hektar elbseitig und ca. 0,6 Hektar sudeseitig vom dortigen
Deich - sind nach wie vor für eine Nutzung gesperrt, bis neuerliche
Proben aus diesem Bereich eine Freigabe ermöglichen. "Alle anderen
Flächen können unter Beachtung der in einem Merkblatt meines Hauses
vorgegebenen Bewirtschaftungsempfehlungen weiterhin als Weideland bzw.
zur Futtergewinnung genutzt werden", teilte der Minister mit.

Zeitversetzt waren auch Milch- und Fleischproben zur Untersuchung
gegeben worden. Die in der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und
Forschungsanstalt Rostock - LUFA - untersuchte Kuhmilch lag mit
Werten zwischen 0,47 und 0,88 Pikogramm je Gramm Fett sehr deutlich
unter dem hierfür geltenden Grenzwert von 3,0 Pikogramm. Auch die von
Schafen gewonnen Milchproben erreichten mit 0,76 bzw. 2,05 pg/g Fett
den Höchstwert nicht.

"Allerdings wies die Leber eines untersuchten, etwa sieben Jahre alten
Schafes einen Dioxinwert von 31,66 Pikogramm je Gramm Fett auf, das
entspricht etwa dem Fünffachen des hier erlaubten Wertes von 6,0
Pikogramm je Gramm Fett", teilte die Landestierärztin Dr. Maria Dayen
heute mit. "Dies ist insoweit nicht ungewöhnlich, als dass das
untersuchte Organ bekanntlich eine Entgiftungsfunktion im Körper
wahrnimmt, weshalb hier Schadstoffe wie beispielsweise Dioxine auch
akkumulieren." Dagegen war die Fleischprobe desselben Tieres bei dem
wiederum hier erlaubten Höchstwert von 3,0 pg/g Fett mit 0,99
Pikogramm nur gering belastet, so dass keine weitere Maßregelung
erfolgen musste.

"Eine Arbeitsgruppe meines Ministeriums legt derzeit die weiterhin
erforderlichen Maßnahmen zur Futtermittel- und Lebensmittelsicherheit
fest. Wichtig ist zunächst insbesondere, dass wir alle Nutzer der in
Frage kommenden Flächen, die wir allerdings bereits in den vergangen
Jahren stets auf die Gefahren hingewiesen haben, unterrichten",
kündigte Minister Dr. Backhaus an.

Bei in diesem Jahr witterungsbedingt deutlich früher vorgenommenen
routinemäßigen Kontrolluntersuchungen im Bereich der Überschwemmungs-
bzw. Überflutungsflächen von Elbe und Sude waren Anfang Mai an zwei
von neun Referenzstellen erhöhte Dioxinwerte in Aufwuchsproben
festgestellt worden. Die Werte lagen mit 2,977 und 3,187 Nanogramm je
Kilogramm Trockenmasse deutlich über dem in Futtermitteln erlaubten
Grenzwert. In den letzten Jahren waren weder in Aufwuchs- noch in
Tankmilchproben aus der Elbtalaue erhöhte Werte festgestellt worden.

Technische Hinweise:

Die Maßeinheit wird für Lebensmittel in Pikogramm (pg) WHO
Toxizitätsäquivalente (WHO PCDD/F TEQ) je Gramm Fett und für
Futtermittel in Nanogramm (ng) WHO Toxizitätsäquivalente je Kilogramm
bezogen auf 88 % Trockenmasse angegeben. 1 pg = 10-12 g, 1 ng = 10-9
g. Hinreichend genaue Dioxin-Untersuchungen erfordern einen
verhältnismäßig hohen analytischen Aufwand und dauern bis zum
Vorliegen verlässlicher Ergebnisse mindestens 10 Tage. Die Auswahl
der Referenzstellen zur Überwachung möglicher Futterbelastungen in
den Überschwemmungs- und Überflutungsgebieten der Elbtalaue nach dem
Jahrhundert-Hochwasser 2002 erfolgte auf Grundlage eines Gutachtens
einer landwirtschaftlichen Fachbehörde.



 



 

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