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AHO Aktuell - 04.05.2007

Preisschub: Trinkmilch wird teurer +++ Bauern werden profitieren


Frankfurt a.M. (aho/lme) - Erstmals seit Jahren müssen Verbraucher damit
rechnen, mehr für Milch ausgeben zu müssen. Hohe Weltmarktpreise,
die wegen einer global wachsenden Nachfrage und der Dürre in Australien
gestiegen sind, geben Molkereien und Bauern Rückenwind in den Verhandlungen
mit dem Handel. Wie jetzt die Frankfurter Rundschau (FR) berichtet, belegt
ein Abschluss zwischen Handel und Molkereien, Mitte der Woche mit dem
Preis-Setter Aldi den Trend: Das Päckchen Butter dürfte um fünf bis zehn
Cent teurer werden, bestätigt Eckhard Heuser, Geschäftsführer des
Milchindustrie-Verbands, der FR. Die wesentlichen Verhandlungen mit Aldi,
Lidl, Rewe und Co. über die Preise für Milch, Sahne und Joghurt aber laufen
noch. Beim Bauernverband rechnet Michael Lohse mit weiteren Abschlüssen in
den nächsten zwei Wochen. Die Kontrakte werden für ein Jahr abgeschlossen,
ihre Laufzeit beginnt Anfang Juni oder Juli.

Die Milchpreise bei Supermärkten und Discountern sind in den vergangenen
Jahren kontinuierlich gefallen. Kostete der Liter H-Milch 2002 noch 56 Cent,
sackte er auf inzwischen 49 Cent. Frischmilch kostet derzeit 59 Cent, vor
fünf Jahren waren es noch 64. Parallel sind die Einkünfte der Milchbauern
weit unter die als kostendeckend angesehene Marge von 35 Cent auf zum Teil
unter 27 Cent gefallen. Noch 2001 hatten die Landwirte 32 Cent für die Milch
von den Molkereien bekommen, die zu 60 Prozent als Genossenschaften in
Bauernhand sind. Der Bund Deutscher Milchviehhalter, der - sollten die
Erlöse nicht steigen - wiederholt mit einem Lieferboykott seiner Mitglieder
gedroht hat, fordert 40 Cent für die Bauern.

Bauern werden profitieren

Die Molkereien sind nach Angaben des Milchindustrie-Verbands inzwischen mit
einer Forderung von acht bis zwölf Cent Aufschlag für den Liter H-Milch in
die Verhandlungen mit dem Handel gegangen. Was sich davon durchsetzen lässt,
ist unklar. Klar aber ist eines, bestätigt Heuser der FR: "Da kommt was bei
den Bauern an." Wie viel, das wisse er nicht, sagte der Marktexperte unter
Hinweis auf gleichzeitig gestiegene Energiekosten. Ungeklärt ist auch, was
der Liter Milch künftig im Geschäft kosten wird.

Dass die Landwirte nach jahrelangen vergeblichen Forderungen nach einem
Preisschub plötzlich mit höheren Einnahmen rechnen dürfen, hängt mit einem
aus den Fugen geratenen Weltmarkt zusammen. Vor allem die ostasiatischen
Märkte, allen voran China und Indien, aber auch Thailand und Malaysia,
sorgen für eine stetig steigende Nachfrage nach Milchprodukten. Wachsender
Wohlstand und Schulmilchprojekte haben den Konsum angekurbelt. Die
Lager sind leer, der europäische Butterberg, vor 20 Jahren noch 1,4
Millionen Tonnen schwer, ist auf wenige Tonnen geschmolzen
.

Das hat Folgen für den weltweiten Handel mit Milchpulver und Butterfett und
damit für Rohstoffe, die in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden - ob
im Speiseeis oder in Babynahrung. Denn der Milchpulverpreis ist "in fast
abenteuerlicher Form" explodiert, beobachtet Erhardt Richarts, Milchexperte
bei der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der
Landwirtschaft (ZMP). Auf dem Weltmarkt werden jetzt 3.100 Euro je Tonne
Milchpulver bezahlt, bald doppelt so viel wie vor einem Jahr. Obwohl die EU
die Exportsubventionen weitgehend gestrichen hat, geht europäische Ware auf
den Weltmarkt, so die Zeitung in ihrem Bericht.

Dort steht die EU auf Platz zwei, beherrscht wird der globale Markt aber von
Neuseeland und Australien: In Australien ist die Produktion von Milchpulver
und Butter in Folge der Dürre nach dem El-Niño-Ereignis um ein Fünftel
geschrumpft, was die Knappheit auf dem Weltmarkt verschärfte. An der
Preisspirale, so Richarts, ist die Dürre nicht schuld, aber sie vergrößert
das Problem. Da in Australien Bauern inzwischen aus Verzweiflung aufgeben,
dürfte das Land langfristig Anteile am Weltmarkt verlieren. Auch die
Unwetter der vergangenen Wochen in Argentinien bleiben nicht ohne Folgen: Um
die Binnennachfrage zu befrieden, hat Buenos Aires den Export von
Milchprodukten gestoppt.



 



 

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