Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 02.05.2007

Preisschub: Konsummilch wird teurer +++ Höhere Milchpreis für Landwirte


Frankfurt (aho/lme) - Erstmals seit Jahren müssen Verbraucher damit
rechnen, mehr für Milch ausgeben zu müssen. Hohe
Weltmarktpreise
, die wegen einer global wachsenden Nachfrage und
der Dürre in Australien gestiegen sind, geben Molkereien und Bauern
Rückenwind in den Verhandlungen mit dem Handel. Wie jetzt die
Frankfurter Rundschau (FR) berichtet, belegt ein Abschluss zwischen
Handel und Molkereien, Mitte der Woche mit dem Preis-Setter Aldi den
Trend: Das Päckchen Butter dürfte um fünf bis zehn Cent teurer werden,
bestätigt Eckhard Heuser, Geschäftsführer des Milchindustrie-Verbands,
der FR. Die wesentlichen Verhandlungen mit Aldi, Lidl, Rewe und Co.
über die Preise für Milch, Sahne und Joghurt aber laufen noch. Beim
Bauernverband rechnet Michael Lohse mit weiteren Abschlüssen in den
nächsten zwei Wochen. Die Kontrakte werden für ein Jahr abgeschlossen,
ihre Laufzeit beginnt Anfang Juni oder Juli.

Die Milchpreise bei Supermärkten und Discountern sind in den
vergangenen Jahren kontinuierlich gefallen. Kostete der Liter H-Milch
2002 noch 56 Cent, sackte er auf inzwischen 49 Cent. Frischmilch
kostet derzeit 59 Cent, vor fünf Jahren waren es noch 64. Parallel
sind die Einkünfte der Milchbauern weit unter die als kostendeckend
angesehene Marge von 35 Cent auf zum Teil unter 27 Cent gefallen. Noch
2001 hatten die Landwirte 32 Cent für die Milch von den Molkereien
bekommen, die zu 60 Prozent als Genossenschaften in Bauernhand sind.
Der Bund Deutscher Milchviehhalter, der - sollten die Erlöse nicht
steigen - wiederholt mit einem Lieferboykott seiner Mitglieder gedroht
hat, fordert 40 Cent für die Bauern.

Höhere Erlöse für Landwirte

Die Molkereien sind nach Angaben des Milchindustrie-Verbands
inzwischen mit einer Forderung von acht bis zwölf Cent Aufschlag für
den Liter H-Milch in die Verhandlungen mit dem Handel gegangen. Was
sich davon durchsetzen lässt, ist unklar. Klar aber ist eines,
bestätigt Heuser der FR: "Da kommt was bei den Bauern an." Wie viel,
das wisse er nicht, sagte der Marktexperte unter Hinweis auf
gleichzeitig gestiegene Energiekosten. Ungeklärt ist auch, was der
Liter Milch künftig im Geschäft kosten wird.

Dass die Landwirte nach jahrelangen vergeblichen Forderungen nach
einem Preisschub plötzlich mit höheren Einnahmen rechnen dürfen, hängt
mit einem aus den Fugen geratenen Weltmarkt zusammen. Vor allem die
ostasiatischen Märkte, allen voran China und Indien, aber auch
Thailand und Malaysia, sorgen für eine stetig steigende Nachfrage nach
Milchprodukten. Wachsender Wohlstand und Schulmilchprojekte haben den
Konsum angekurbelt. Die Lager sind leer, der europäische
Butterberg, vor 20 Jahren noch 1,4 Millionen Tonnen schwer, ist auf
wenige Tonnen geschmolzen
.

Das hat Folgen für den weltweiten Handel mit Milchpulver und
Butterfett und damit für Rohstoffe, die in der Lebensmittelindustrie
eingesetzt werden - ob im Speiseeis oder in Babynahrung. Denn
der Milchpulverpreis ist "in fast abenteuerlicher Form" explodiert,
beobachtet Erhardt Richarts, Milchexperte bei der Zentralen Markt- und
Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Landwirtschaft (ZMP).
Auf
dem Weltmarkt werden jetzt 3.100 Euro je Tonne Milchpulver bezahlt,
bald doppelt so viel wie vor einem Jahr. Obwohl die EU die
Exportsubventionen weitgehend gestrichen hat, geht europäische Ware
auf den Weltmarkt, so die Zeitung in ihrem Bericht.

Dort steht die EU auf Platz zwei, beherrscht wird der globale Markt
aber von Neuseeland und Australien: In Australien ist die Produktion
von Milchpulver und Butter in Folge der Dürre nach dem
El-Niño-Ereignis um ein Fünftel geschrumpft, was die Knappheit auf dem
Weltmarkt verschärfte. An der Preisspirale, so Richarts, ist die Dürre
nicht schuld, aber sie vergrößert das Problem. Da in Australien Bauern
inzwischen aus Verzweiflung aufgeben, dürfte das Land langfristig
Anteile am Weltmarkt verlieren. Auch die Unwetter der vergangenen
Wochen in Argentinien bleiben nicht ohne Folgen: Um die
Binnennachfrage zu befrieden, hat Buenos Aires den Export von
Milchprodukten gestoppt.



 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de