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AHO Aktuell - 23.03.2007

Eklatante Missstände bei Tiertransporten


Gießen (aho) - Etwa 50 Milliarden lebende Tiere werden weltweit
jährlich transportiert. Zwischen Herkunfts- und Bestimmungsort liegen
nicht selten tausende Kilometer. Die Tiere sind auf der Reise allen
denkbaren Strapazen ausgesetzt. Zucht-, Mast-, Schlachttiere, Zoo-
oder Zirkustiere werden per LKW, Bahn, Schiff oder Flugzeug von A nach
B transportiert. Dabei droht die Kluft zwischen den wirtschaftlichen
Interessen an der Vermarktung und dem Wohl der Tiere immer mehr
auseinanderzuklaffen, wie die Statistik des Gießener
Regierungspräsidiums über die im vergangenen Jahr durchgeführten
Kontrollen beweist. Sämtliche Kreis-Veterinärämter meldeten für das
jüngst herausgegebene Zahlenwerk ihre Daten an die Aufsichtsbehörde
und spiegeln so ein Gesamtbild der Situation auf Straßen und Märkten,
an Versand-, Aufenthalts- und Umladeorten wider.

Fast alle der 61 im vergangenen Jahr auf Hessens Straßen
kontrollierten Transporte waren zu beanstanden. Eine breite Palette an
Verstößen gegen Tierschutztransportverordnung,
EU-Tiertransportrichtlinien oder das Tierschutzgesetz seien in 57
Fällen aufgedeckt worden, berichtet das Regierungspräsidium. So zum
Beispiel bei einem mit 250 Kälbern beladenen LKW, der von Litauen
kommend unterwegs war und die Tiere über Belgien per Flugzeug bis nach
Israel bringen wollte. Entgegen der im Transportplan vermerkten
Ruhezeiten mussten die Veterinäre feststellen, dass die Tiere dringend
einer - laut Fahrtenschreiber nicht durchgeführten - Pause bedurften.
Der Transport wurde kurzerhand von Amts wegen stillgelegt. Die
dehydrierten und ausgehungerten Tiere erholten sich in einem von der
EU zugelassenen Aufenthaltsort für Tiertransporte von dem Martyrium.
Der Fahrer wurde zu einer erheblichen Barleistung verpflichtet und für
einen Tag an der Weiterfahrt gehindert. Vier weitere Transporte aus
Litauen mit durchschnittlich 235 Tieren an Bord passierten Hessens
Straßen und mussten, dank der Aufmerksamkeit des zuständigen
Veterinäramtes, ausnahmslos für mindestens einen Tag ausladen,
pausieren und ein erhebliches Bußgeld entrichten.

Auch der heiße Sommer des vergangenen Jahres ließ die Behörden
vielfach Verstöße gegen die Tiertransportbestimmungen aufspüren: Ein
mit 750 Ferkeln beladener Transporter versäumte es, den Platzbedarf
der Tiere den äußeren Witterungsbedingungen - 37 Grad Außentemperatur
- anzupassen, was eine Überladung von 20 % zur Folge hatte. Entdeckt
wurde dieser für die Ferkel äußerst qualvolle Verstoß erst in den
späten, deutlich kühleren Abendstunden. Was im Normalfall zur
sofortigen Entladung oder Stilllegung des Transportes geführt hätte,
wurde angesichts der vorangeschrittenen Tageszeit mit einer
Ordnungswidrigkeitsanzeige und hohem Bußgeld geahndet.

Eingreifen in letzter Minute wurde bei einem Transport von 20
Schlachtpferden erforderlich, der - von Polen kommend - auf dem Weg
nach Frankreich in den Blick der Kontrolleure geriet. Dabei stellte
die zuständige Veterinärärztin bei einem der Pferde eine derart
vernachlässigte Hufpflege fest, dass dem Tier das Stehen unmöglich
war. Eine umgehende Notschlachtung des festliegenden Vierbeiners wurde
angeordnet, um ihm weitere leidvolle Stunden zu ersparen.

1170 Transporte wurden nach Ankunft der lebenden Fracht direkt am
Bestimmungsort - zumeist dem Schlachthof- überprüft. Hessenweit wurden
dabei 182 Transporte beanstandet. Häufigste festgestellte Mängel waren
hier Vergehen gegen das Tierschutzgesetz, wie unzureichende Einstreu,
mangelnde Klauenpflege oder unschlüssige Führung der
Transportdokumente. Maßnahmen gegen die aufgedeckten Missstände sind
Belehrungen, Verwarnungen mit Verwarngeld oder die Einleitung von
Ordnungswidrigkeits- mitunter sogar Strafverfahren. Bei groben oder
wiederholten Verstößen gegen geltende Bestimmungen veranlassen die
amtlichen Kontrolleure dann Betriebsüberprüfungen durch Veterinäre
oder Tiergesundheitsaufseher.

"Auch wenn die Öffentlichkeit in den vergangenen Jahren immens für
das Thema Tierschutz sensibilisiert wurde, gibt es immer wieder
Missstände beim Transport von lebenden Tieren, wie er sich tagtäglich
auf den Straßen abspielt", so Regierungspräsident Wilfried Schmied,
"wir werden daher die bereits intensivierten Kontrollen konsequent
fortsetzen". Er appelliert an Transportunternehmer und
Verkehrsbetreiber, trotz wirtschaftlicher Interessen für eine strikte
Umsetzung der EU-Vorschriften einzutreten.



 



 

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