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AHO Aktuell - 06.03.2007

Krieg auf dem Acker? Landwirte nicht mehrheitlich gegen grüne Gentechnik


Göttingen (aho/lme) - Die im Gegensatz zur Verbraucherseite bislang
wenig erforschte Einstellung der deutschen Landwirtschaft gegenüber
der grünen Gentechnik haben jetzt Agrarwissenschaftler der Universität
Göttingen in einer Studie untersucht: Ein Forschungsteam unter der
Leitung des Agrarökonomen Prof. Dr. Achim Spiller hat dazu 370
Landwirte befragt, darunter insbesondere Besitzer von größeren
landwirtschaftlichen Betrieben in Norddeutschland. Danach befürwortet
knapp ein Drittel der Befragten die Verwendung von gentechnisch
veränderten Saatgutsorten, während sich 29 Prozent klar gegen den
Einsatz von GV-Saatgut aussprechen. "Die größte Gruppe von über 38
Prozent ist unentschlossen kritisch, aber nicht gänzlich ablehnend",
erläutert Prof. Spiller. "Entgegen der oft vertretenen These,
Landwirte seien mehrheitlich gegen Gentechnik, zeigen die Ergebnisse
unserer Untersuchung ein geteiltes Bild."

Die Akzeptanz der grünen Gentechnik in der Gesellschaft wird bereits
seit mehreren Jahren intensiv untersucht. "Bisher konzentriert sich
die Forschung in Deutschland jedoch fast ausschließlich auf die
Verbraucherseite", erläutert Prof. Spiller. Nach seinen Angaben konnte
hier wiederholt ein klares Meinungsbild festgestellt werden.
Verbraucher lehnen "Genfood" mehrheitlich ab. "Die Position der
Landwirtschaft wird dagegen erheblich weniger diskutiert", so der
Göttinger Agrarwissenschaftler, der die Studie zusammen mit Kollegen
der Fachhochschule Osnabrück durchgeführt hat. Um zu klären, welche
Einflussgrößen die Einstellung der Landwirte gegenüber grüner
Gentechnik maßgeblich bestimmen, wurde eine so genannte
Regressionsanalyse durchgeführt. Mit einem solchen statistischen
Verfahren kann berechnet werden, welche Faktoren die
Gesamteinschätzung besonders stark prägen.

Die Göttinger Studie zeigt, dass vor allem das Meinungsbild der
Familie und ökonomischer Druck eine zustimmende Haltung gegenüber
gentechnisch veränderten Pflanzen beeinflussen. "So ist davon
auszugehen, dass einige Landwirte GV-Saatgut aufgrund wirtschaftlicher
Vorteile einsetzen würden, obgleich sie dieser Thematik unter
Umständen kritisch gegenüberstehen. Neben der Zustimmung des
räumlichen Umfelds spielt außerdem das Innovationsverhalten
landwirtschaftlicher Entscheider gegenüber neuen Saatgutsorten eine
wichtige Rolle", betont Studienleiter Julian Voss. "Erstaunlicherweise
haben das Haftungsrisiko und mögliche Probleme wie eine Verunkrautung
der Anbauflächen nur eine nachgeordnete Bedeutung." Die Befragung gibt
zudem darüber Aufschluss, wie gefestigt das Meinungsbild der befragten
Landwirte gegenüber der grünen Gentechnik tatsächlich ist. Danach
schwanken Gegner des GV-Saatguts in ihrer Einstellung deutlich stärker
als die Gentechnik-Befürworter.

"Auf die direkte Frage, ob künftig der Einsatz von gentechnisch
veränderten Saatgutsorten geplant ist, antworten jedoch auch die
befürwortenden Landwirte zunächst zurückhaltend. Wird jedoch ein
konkretes Produkt wie zum Beispiel Mais oder Zuckerrüben mit Vor- und
Nachteilen vorgestellt, erhöht sich die Bereitschaft zum Einsatz von
GV-Saatgut. Selbst in der Gruppe der Gegner steigt die
Verwendungswahrscheinlichkeit", sagt Prof. Spiller. Der
Wissenschaftler, der an der Göttinger Fakultät für Agrarwissenschaften
den Arbeitsbereich Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte
leitet, fordert einen "sensiblen Umgang mit dieser konfliktbeladenen
Thematik". Prof. Spiller: "Es muss insgesamt ein fairer
Interessensausgleich angestrebt werden, um den viel zitierten, Krieg
auf dem Acker‘ zu vermeiden."

Weitere Ergebnisse der Göttinger Studie können im Internet
abrufen.



 



 

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