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AHO Aktuell - 22.01.2007

Deutsche Masthähnchenbestände häufig mit Salmonellen infiziert


Berlin /aho/lme) - Jede sechste Masthähnchenherde in deutschen Ställen
ist mit Salmonellen infiziert. Das ist das Ergebnis einer Pilotstudie,
die das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zusammen mit den
Überwachungsbehörden der Bundesländer im Auftrag des
Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
im Rahmen einer EU-weiten Studie durchgeführt hat. Die Ergebnisse
bestätigen, dass Hähnchenfleisch eine bedeutende Quelle für
Lebensmittelinfektionen darstellen kann. Wird es unzureichend erhitzt
und verzehrt, besteht für den Verbraucher ein erhöhtes Risiko, sich
mit Salmonellen zu infizieren. Außerdem kann es bei der Zubereitung
von Gerichten mit Hähnchenfleisch zur Kontamination anderer
Lebensmittel mit Salmonellen kommen. Verbraucher sollten deshalb
unbedingt auf eine konsequente Küchenhygiene achten, empfiehlt der
Präsident des BfR, Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.

Für die Studie wurden zwischen dem 1. Oktober 2005 und dem 30.
September 2006 insgesamt 408 Herden in allen Bundesländern untersucht,
in denen Masthähnchen gehalten werden. Die Proben wurden von Herden
mit 750 bis 234.000 Tieren über das Jahr verteilt nach den von der EU
vorgeschriebenen Vorgaben gezogen. Ausgewertet wurden die Daten von
378 Herden aus Betrieben mit mindestens 5000 Tieren.

Die Studie bildet erstmals repräsentativ ab, in welchem Umfang
deutsche Masthähnchenbestände mit Salmonellen belastet sind. Der
Vergleich mit Daten, die bisher aus anderen europäischen Ländern
vorliegen, zeigt, dass die ermittelte Rate von 17,5 Prozent
vergleichsweise hoch ist und dass Deutschland mit diesem Ergebnis im
oberen Bereich liegt. In den skandinavischen Ländern, in denen
Salmonellen in den Beständen seit Jahren systematisch bekämpft werden,
liegt die Rate deutlich niedriger.

Insgesamt haben die Überwachungsbehörden der beteiligten Bundesländer
1892 Proben genommen. Im Nationalen Referenzlabor für Salmonellen des
BfR wurden die aus den positiven Proben isolierten Salmonellen
serologisch differenziert und weiter untersucht: 18 verschiedene Typen
von Salmonellen (Serovare oder Serotypen) haben die Wissenschaftler
des BfR nachgewiesen. Das Spektrum der Erreger ist damit breiter als
in Legehennenbeständen, die in einer ähnlichen Studie in den Jahren
2004/2005 untersucht worden waren (vgl. BfR-Presseinformation
18/2006). Unter den Serovaren waren auch die bei Salmonellosen des
Menschen in Deutschland häufig nachgewiesenen Erregerstämme S.
Enteritidis und S. Typhimurium vertreten, allerdings sehr viel
seltener als bei den Legehennen.

Untersucht wurde auch, ob und gegen welche Antibiotika die einzelnen
Stämme resistent sind. Ein Teil der untersuchten Erreger war
unempfindlich gegen bis zu zehn von 17 untersuchten antimikrobiell
wirksamen Substanzen.

Die Ergebnisse der Studie werden an die europäische Behörde für
Lebensmittelsicherheit, EFSA, weitergegeben und sollen dort zusammen
mit den Daten aus anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union
ausgewertet werden. Ziel ist es, eine gemeinsame europäische Strategie
zur Bekämpfung von Zoonoseerregern und speziell von Salmonellen in den
Geflügelbeständen zu entwickeln.

Um das Risiko einer Salmonelleninfektion des Verbrauchers über
Geflügelfleisch zu senken, sollen in einem nächsten Schritt gezielte
Maßnahmen ergriffen werden, um die Salmonellenbelastung der
Masthähnchenbestände deutlich zu reduzieren. Da grundsätzlich alle
Salmonella-Serovare auf den Menschen übertragen werden und
Erkrankungen auslösen können, muss diese Strategie alle Erregertypen
einbeziehen und sollte sich nicht auf die beim Menschen am häufigsten
nachgewiesenen Typen S. Enteritidis und S. Typhimurium beschränken.
Besonders wichtig sind Maßnahmen zur Verhütung der Infektion der Tiere
während der Aufzucht und Mast sowie beim Transport zum Schlachthof.
Weiterhin muss verhindert werden, dass salmonellafreie Schlachtkörper
im Schlachtprozess mit Salmonellen kontaminiert werden. In eine
Minimierungsstrategie müssen außerdem Herstellung, Verpackung und
Vertrieb von Geflügelfleischprodukten einbezogen werden, um eine
Rekontamination auf dem Weg zum Verbraucher zu verhindern.

Die Verbraucher selbst können sich leicht und effektiv vor einer
Salmonelleninfektion schützen, indem sie Geflügelfleisch vor dem
Verzehr gut durcherhitzen und getrennt von anderen Lebensmitteln, die
nicht erhitzt werden, zubereiten. Weitere Hinweise bieten die
ausgewählten Fragen und Antworten zum hygienischen Umgang mit
Geflügelfleisch auf der Homepage des BfR.

Der Bericht "Grundlagenstudie zur Erhebung der Prävalenz von
Salmonellen in Gallus-gallus-Broilerbetrieben" ist unter dem Menüpunkt
"Mikrobielle Risiken/Zoonosenforschung" auf der Homepage des BfR
veröffentlicht.



 



 

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