Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 22.09.2006

Unabhängige Wissenschaftler wehren sich gegen Unterstellungen von Gentechnik-Kritikern


Berlin (aho/lme) - "Das Memorandum der Akademienunion zur
Sicherheit gentechnisch veränderter Lebensmittel
entspringt keiner
Auftragsarbeit für die Wirtschaft, sondern basiert auf
wissenschaftlichen Ergebnissen unabhängig arbeitender Forscher", das
stellte heute die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
nachdrücklich fest.

Die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften engagiert sich
seit 2004 auf dem Feld der Grünen Gentechnik. Damals wurde sie von der
internationalen Wissenschaftsakademienvereinigung IAP (InterAcademy
Panel) beauftragt, eine weltweite Erklärung zu den Chancen und Risiken
der Grünen Gentechnik vorzubereiten. Zur Beantwortung der
grundlegenden Frage, ob es für den Verbraucher Risiken beim Verzehr
von Nahrungsmitteln aus gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) gibt,
hat sie daraufhin eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Diese hat in einem
ersten Schritt ein Memorandum erarbeitet, das eine klare Antwort gibt:
Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass beim Verzehr von in der
Europäischen Union zugelassenen GVO-Nahrungsmitteln ein höheres
Gesundheitsrisiko besteht als beim Verzehr herkömmlicher
Nahrungsmittel. Im Gegenteil sind die GVO-Produkte umfassend geprüft,
als sicher eingestuft worden und unterliegen strengen gesetzlichen
Regelungen. Zu dieser Beurteilung kam die Kommission Grüne Gentechnik
der Akademienunion nach einer umfassenden Auswertung
wissenschaftlicher Veröffentlichungen und im Zuge des im Auftrag des
IAP organisierten Diskussionsprozesses mit internationalen Experten
der Grünen Gentechnik. Vor kurzem wurde ein "Statement on genetically
modified crops in developing countries" im Rahmen eines von der
Akademienunion organisierten Workshops von Experten der Grünen
Gentechnik aus China, Indien, Ägypten, Südafrika, den USA und Europa
erstellt, das IAP zur weltweiten Beschlussfassung vorliegt. Auch
andere unabhängige wissenschaftliche Organisationen, wie die Royal
Society in Großbritannien, kamen in ihren Stellungnahmen über die
Grüne Gentechnik zu vergleichbaren Ergebnissen.

Versuchten organisierte Kritiker und Gegner der Grünen Gentechnik
zunächst, gegen die Argumentationskette der Wissenschaftler Front zu
machen, sind einige von ihnen mittlerweile dazu übergegangen, die
Integrität und wissenschaftlich seriöse Arbeitsweise der Verfasser des
Memorandums zur Sicherheit gentechnisch veränderter Lebensmittel der
Akademienunion in Frage zu stellen. Sie behaupten, dass die
Wissenschaftler entweder direkt Angestellte von Gentechnikfirmen oder
von diesen abhängig seien und unterstellen ihnen faktisch, von der
Wirtschaft gekauft worden zu seien.

Die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften verwahrt sich
gegen diese Anwürfe und stellt hiermit klar:

Forschung auf dem Gebiet der Grünen Gentechnik hat viele
Anwendungsbezüge. Seitens der öffentlichen Zuwendungsgeber wird heute
nicht nur gefordert, sondern auch gefördert, dass Wissenschaft und
Wirtschaft kooperieren. Erst vorgestern verkündete das
Bundesministerium für Bildung und Forschung, dass Forschungsarbeit um
so erfolgreicher sei, je besser Wissenschaft und Wirtschaft
kooperierten. Die Bundesregierung hat eine Hightech-Strategie
gestartet, deren elementarer Bestandteil ein systematischer
Brückenschlag zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist. Die
Regierungsfraktionen haben einen Antrag auf eine Forschungsprämie in
den Bundestag eingebracht, mit der Hochschulen für die Ausführung von
FuE-Aufträgen aus der deutschen Wirtschaft gefördert werden sollen.
Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie hat erklärt, dass
sich unser Wohlstand auf eine nachhaltige Industrie- und
Technologiepolitik stützt und wir deshalb die Chancen der Bio- und
Gentechnologie wirtschaftlich nutzen müssen. An fast allen Hochschulen
in Deutschland sind sogenannte Transferstellen eingerichtet, deren
wichtigste Aufgabe es ist, Forscher und mögliche Anwender
zusammenzubringen. In Anbetracht dieser breiten Phalanx darf man wohl
davon ausgehen, dass Arbeitskontakte und Kooperationen von
Wissenschaftlern - und hier insbesondere von Wissenschaftlern, die in
sehr anwendungsnahen Forschungsgebieten arbeiten - mit der Wirtschaft
per se kein Beleg dafür sind, dass die wissenschaftliche
Unabhängigkeit der Betreffenden und somit die Seriosität ihrer
wissenschaftlichen Arbeiten in Frage steht.

Der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften ist nicht nur
bekannt, dass die meisten der Mitglieder ihrer Kommission Grüne
Gentechnik Arbeitskontakte zur Wirtschaft im Zuge eines
Technologietransfers unterhalten; sie begrüßt es ausdrücklich. Ohne
solche Kooperationsbeziehungen könnten Gentechniker auf ihrem Gebiet,
das Anwendungsbezüge nicht nur im Zuge der Sicherheitsforschung
voraussetzt, gar nicht arbeiten. Der springende Punkt ist jedoch, ob
diese Wissenschaftler daraus resultierend manipulierte
Forschungsergebnisse veröffentlichen, somit von der Wirtschaft gekauft
sind. Das weist die Akademienunion für die Kommissionsmitglieder, die
das Memorandum zur Sicherheit gentechnisch veränderter Lebensmittel
verfasst haben, ausdrücklich zurück. Das Memorandum ist ausschließlich
auf Basis wissenschaftlicher Kriterien entstanden, wobei seine
Hauptaussage, dass ein höheres Gesundheitsrisiko beim Verzehr von
Nahrungsmitteln aus in der EU zugelassenen gentechnisch veränderten
Nutzpflanzen äußerst unwahrscheinlich und auf keinen Fall höher als
bei herkömmlichen Lebensmitteln sei, vom Staatssekretär des
Verbraucherschutzministeriums seinerzeit bei Erscheinen des
Memorandums ausdrücklich bestätigt worden ist. Die Verfasser des
Memorandums und Experten auf dem Gebiet der Grünen Gentechnik - die
Professoren Feußner, Heldt, Jany, Pühler, Saedler, Sonnewald und
Wackernagel - stehen nach wie vor für seine Richtigkeit. Der Präsident
der Akademienunion, Prof. Dr. Gerhard Gottschalk, erklärt hierzu: "Es
ist absurd, aus Industriekontakten abzuleiten, dass herausragende
Wissenschaftler, wie sie an dem Memorandum mitgearbeitet haben, sich
zu willfährigen Erfüllungsgehilfen der Industrie machen lassen. Als
Präsident der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften weise
ich diese Anfeindungen und Verunglimpfungen in aller Form zurück."




 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de