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AHO Aktuell - 15.09.2006

Mischfutterwirtschaft warnt vor negativen Folgen der Bioenergieeuphorie


Hannover / Bonn (aho/lme) - Vor einer Schwächung des
Veredelungsstandortes Deutschland durch eine einseitige Förderpolitik
und dadurch bedingte Verlagerungen landwirtschaftlicher Investitionen
in den Bioenergiesektor, warnte heute in Hannover der Präsident des
Deutschen Verbandes Tiernahrung, Ulrich Niemann. Generell stehe er der
energetischen Verwertung von pflanzlichen Rohstoffen, die weder für
die menschliche noch für die tierische Ernährung geeignet seien, sehr
positiv gegenüber. "Wenn jedoch durch staatliche Prämien dem
Futtermittel- und Nahrungsmittelsektor Rohstoffe entzogen werden und
der Tierhaltung dadurch höhere Kosten entstehen, habe ich damit ein
Problem", sagte Niemann.

Der DVT-Präsident eröffnete heute vor über 300 Gästen aus Politik,
Wirtschaft, Wissenschaft sowie Behörden, Organisationen und Verbänden
die Jahrestagung des Verbandes, die unter dem Motto "Die Zukunft
gestalten: Strategien für die Mischfutterwirtschaft" stand. Ein Thema
war dabei die Veränderung der Rohstoffmärkte und die Entwicklung des
Bioenergiesektors. Die Mischfutterbranche erhalte aus der
Bioenergieerzeugung zwar neue Rohstoffe, wie beispielsweise
Getreideschlempe oder heimische Ölschrote, was die Wirtschaft begrüße.
Andererseits sehe er jedoch die Gefahr der zunehmenden Konkurrenz um
Flächen und bewährte Rohstoffe zwischen Tierhaltern und dem
Bioenergiesektor. "Mit großer Sorge sehen wir, dass gerade in
viehstarken Regionen mehr und mehr Mais für Biogasanlagen angebaut
wird", sagte Niemann.

Allein im Jahr 2006 hätte sich die Anbaufläche für Mais für die
Biogasnutzung gegenüber dem Vorjahr verdoppelt, was gerade in diesem
schlechten Erntejahr in manchen Regionen bereits zu einer spürbaren
Verknappung des Futtermaises führen würde.

"Bei aller verständlicher Euphorie in der Landwirtschaft und in der
Politik für die Förderung der nachwachsenden Rohstoffe, ist es Zeit,
die derzeitige Bioenergiepolitik auf ihre Konsequenzen für andere
Betriebszweige und im Hinblick auf ihre gesamtwirtschaftliche
Nachhaltigkeit neu zu bewerten", forderte der DVT-Präsident. Im
Extremfall würde Deutschland sonst in Zukunft nicht nur Futtermittel,
sondern auch Lebensmittel tierischen Ursprungs importieren, während
die heimische Landwirtschaft den Energiesektor bediene. Dies könne
wohl kaum im Sinne der nationalen Politik sein.



 



 

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