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AHO Aktuell - 20.08.2006

Verschärfung der Lage im Herbst: Mit den Wildvögeln kommt die Vogelgrippe zurück


Berlin (aho) - Deutschland muss sich im Herbst auf neue Fälle von
Vogelgrippe einstellen. "Die Gefahr eines neuen Ausbruchs ist hoch",
sagte der Präsident des für Tierseuchen zuständigen Friedrich-
Loeffler - Instituts (FLI), Thomas Mettenleiter, der Berliner Zeitung.
Das auch für den Menschen gefährliche H5N1-Virus befinde sich nach wie
vor in der hiesigen Wildvogelpopulation, was nicht zuletzt das
kürzliche Auftreten der Krankheit in einem Dresdener Zoo gezeigt habe.

Ein halbes Jahr nach dem ersten Vogelgrippe-Fall bei einem Schwan auf
Rügen droht damit eine Verschärfung des Problems. Bislang sind hier zu
Lande 338 Fälle registriert. Mit Einsetzen des Vogelzuges im September
und Oktober wird die Zahl wohl weiter ansteigen. "Man kann eine
Verschärfung der Lage durch den Herbstvogelzug nicht ausschließen",
sagte Mettenleiter dem Blatt. Die Konzentration an Vögeln nehme dann
wieder zu, die Bedingungen für eine Ausbreitung des Virus seien
günstiger. Außerdem könne der Erreger bei kälteren Temperaturen besser
überdauern.

Die Wissenschaftler rechnen damit, dass die gleichen Gebiete wie im
Frühjahr betroffen sein werden. Dies sind Landstriche in der Nähe von
Seen oder Flüssen, wo sich viele Wildvögel zur Rast aufhalten. Aber
auch die Nord- und Ostseeküste wird wieder besonders betroffen sein,
so Mettenleiter gegenüber der Zeitung. Auf Rügen, dem Hauptschauplatz
im Frühjahr, wurden in den letzten Tage die Sicherheitsmaßnahmen
bereits wieder verstärkt. Erteilte Ausnahmegenehmigungen bei der
Stallpflicht wurden zum Teil nicht verlängert.

Derzeit gilt in Deutschland aus Vorsorgegründen ein Stallzwang für
Nutzgeflügel wie Hühner oder Puten. Doch die Länder können mit
Rücksicht auf Bauern mit Freilandhaltung Ausnahmen in wenig
gefährdeten Gebieten ermöglichen.

Wegen der geringen Wildvogelkonzentration im Sommer wurde von dieser
Möglichkeit umfassend Gebrauch gemacht. Das Bundesagrarministerium
schätzt, dass es nur noch auf etwa zehn Prozent der Fläche der
Bundesrepublik überhaupt Sperrmaßnahmen gibt.

Das Friedrich-Loeffler-Institut appellierte an die Länder, diese
Praxis erneut unter die Lupe zu nehmen. "Ich rege an, die bereits
erteilten Ausnahmegenehmigungen vor dem Hintergrund des Vogelzuges
noch einmal zu überprüfen, damit Ausnahmen tatsächlich Ausnahmen
bleiben", mahnte FLI-Präsident Mettenleiter im Gespräch mit der
Zeitung. Die Stallpflicht bleibe nötig. Ansonsten drohe eine neue
Einschleppung in Nutztiergeflügelbestände. Dies könne "katastrophale
Auswirkungen" haben. In Deutschland ist die Vogelgrippe bislang nur
einmal in einem Geflügelbetrieb aufgetreten. Im April mussten im
sächsischen Mutzschen mehr als 14 000 Tiere vorsorglich getötet
werden.

Auf die zu erwartende Zuspitzung der Lage im Herbst bereiten sich die
Experten bereits vor. So sei damit zu rechnen, dass die Überwachung
von Wildvögeln verstärkt werde, sagte Mettenleiter der Berliner
Zeitung. "Die Untersuchungsämter werden ihre Kapazitäten ausbauen."
Auch die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen in den Betrieben müssten
ernst genommen werden. Schließlich werde auch der illegale Handel mit
Geflügelprodukten unterbunden. Neben dem Vogelzug gilt der
internationale Handel mit Geflügel als einer der Hauptgründe für die
rasche Ausbreitung der Vogelgrippe.




 



 

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