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AHO Aktuell - 15.08.2006

Humanarzneimittel wie Barbiturate verbleiben Jahrzehnte im Grundwasser


Idstein (aho) - Über Rückstände von Medikamenten, die in die Umwelt
und dadurch in das Trinkwasser gelangen können, wird immer wieder
berichtet. Eine Forschungsgruppe der Europa Fachhochschule Fresenius
unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Knepper hat nun erstmals deutsche
Gewässer auf Rückstände von Barbituraten untersucht und
herausgefunden, dass noch Jahrzehnte nach deren Verwendung Rückstände
dieser Beruhigungsmittel vereinzelt in Grundwasser sowie im
Flusswasser der Mulde, einem Nebenfluss der Elbe, nachweisbar sind.

Die Diplom-Chemieingenieure Manuela Peschka und Jan Eubeler sowie
Prof. Knepper untersuchten die Wasserproben mittels
Gaschromatographie- Massenspektrometrie (GC-MS). Mit einer
empfindlichen Messmethode sind die Barbiturate Butalbital,
Secobarbital, Hexobarbital, Aprobarbital, Phenobarbital sowie
Pentobarbital im Spurenbereich bis zu 1 Nanogramm pro Liter noch
nachweisbar. Die gefundenen Mengen der Barbiturate unterschreiten die
Wirkungsschwelle, die beim Menschen notwendig wäre. Wie sich
allerdings das Vorkommen dieser Schlafmittel auf die aquatische Umwelt
und in Kombination mit anderen Schadstoffen auswirkt, ist noch unklar.

Insbesondere in den 50er und 60er Jahren gab es ein breites Angebot an
Barbituraten. Die Humanarzneimittel wurden damals unter anderem in der
Anästhesie und als Beruhigungs- und Schlafmittel eingesetzt. Die
Verwendung der Barbiturate wurde Anfang der 70er Jahre aufgrund von
Suchtgefahr und Missbrauch mit oftmals fatalen Folgen durch
Überdosierung drastisch eingeschränkt, so dass heute nur noch zwei
dieser Wirkstoffe in der Humanmedizin Verwendung finden.

"Die Ergebnisse unserer Untersuchungen der Mulde verweisen auf eine
Punktquelle, bei welcher es sich um Altlasten oder laufende Produktion
von Barbituraten handeln könnte", so Prof. Knepper. "Weiterhin wird
wieder bestätigt, dass fast in Vergessenheit geratene Substanzen noch
nach Jahrzehnten aufgrund ihrer hohen Persistenz gegenüber
mikrobiellem Abbau auffindbar sind und sich unserer Aufmerksamkeit
keinesfalls entziehen sollten."


Auch Untersuchungen in Deutschland und der Schweiz
deckten Reste von Humanarzneimitteln in Gewässern und im Trinkwasser
von Städten auf.



 



 

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