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AHO Aktuell - 25.07.2006

Peinlich: Wissenschaftler distanzieren sich von Greenpeace-Gentechnik-Broschüre


Braunschweig (aho/lme) - Die Bundesforschungsanstalt für
Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig distanziert sich in einer
Presserklärung von einer Greenpeace-Gentechnik-Broschüre zu
ökologischen Risiken von gentechnisch verändertem Mais. Die
Wissenschaftler betonen, dass die FAL-Daten keine Gefahr von Gen-Mais
für Bodenmikroorganismen zeigen. Vielmehr seien die Ergebnisse von
Greenpeace aus dem Zusammenhang gerissen. Greenpeace wird zudem
aufgefordert, noch einmal über den Wahrheitsgehalt ihres Berichts
nachzudenken und die Fehlinformationen zu korrigieren.

In einer umfassenden, im Internet seit dem vergangenen Mittwoch
(19.7.2006) angebotenen Broschüre versucht die Umweltorganisation
Greenpeace e.V., die ökologischen Gefahren des Anbaus von gentechnisch
verändertem Bt-Mais in Deutschland darzustellen. Unter Bt-Mais
versteht man Pflanzen, die durch Gentechnik so verändert wurden, dass
sie eine oder mehrere Substanzen (Proteine) bilden, die gegen
bestimmte Insekten wirken, wenn diese an den Pflanzen fressen. In
ihrer Broschüre bezieht sich Greenpeace auf Ergebnisse, die an
verschiedenen Forschungseinrichtungen erarbeitet wurden - darunter
auch am Institut für Agrarökologie der Bundesforschungsanstalt für
Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig.

Die FAL-Forscher untersuchten in mehrjährigen Freilandstudien mit dem
Bt-Mais MON810, wie lange die gegen die Insekten wirksamen Proteine
(Cry-Proteine, auch Bt-Toxine genannt) im Boden überdauern und ob sich
die Anwesenheit solcher Proteine auf die natürlichen
Bodenmikroorganismen auswirken können. Dabei wurden neuartige
hochempfindliche molekulare Methoden entwickelt und eingesetzt. Die
Ergebnisse, die inzwischen auch in einer anerkannten
englischsprachigen Fachzeitschrift (Molecular Ecology) veröffentlicht
wurden, waren eindeutig: Die aus wachsenden Pflanzen und
Pflanzenresten nach der Ernte freigesetzten Cry-Proteine reichen bei
weitem nicht aus, um toxische Wirkungen auf Nichtzielorganismen,
Insekten und andere Kleinlebewesen, auf dem Feld auszuüben. Auch die
natürlich vorkommenden und ökologisch wichtigen Bodenmikroorganismen
werden durch die Cry-Proteine nicht beeinträchtigt.

Diese Ergebnisse stehen in direktem Widerspruch zu den Aussagen der
Greenpeace-Broschüre. Wie ist das möglich? Der Leiter des FAL-
Forscherteams, Dr. Christoph Tebbe, erklärt dazu: "In der Greenpeace
Broschüre werden Einzelergebnisse unserer Forschung aus dem
Zusammenhang gerissen und gezielt herausgepickt, offenbar um eine
bereits vorgefasste Meinung zu untermauern. Messwerte werden genannt,
ohne darauf hinzuweisen, dass diese häufig hundert bis tausendfach
unter denen einer wirksamen Dosis liegen. Ebenso sind Veränderungen in
der Zusammensetzung der vielfältigen Bodenmikroorganismen-
Gemeinschaften etwas ganz natürliches. Unsere Untersuchungen zeigten,
dass Veränderungen durch Bt-Mais, wenn sie überhaupt nachweisbar
waren, weniger stark waren, als sie z.B. durch Wettereinflüsse ganz
natürliche hervorgerufen werden. Solche Skalierungen von Effekten
werden von Greenpeace verschwiegen, dadurch ergibt sich der Eindruck
eines Risikos, das tatsächlich nicht vorhanden ist."

Wenn man genau auf die Greenpeace-Internet-Broschüre schaut, steht
dort auf Seite 1 "Vorversion" - vielleicht ein guter Anlass für
Greenpeace, noch einmal über den Wahrheitsgehalt ihres Berichts
nachzudenken und die Fehlinformationen zu korrigieren.





 



 

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