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AHO Aktuell - 12.07.2006

Schweinepraxis: Tappen Sie nicht in die PRRS - Impfvirus - Falle


Leipzig / Münster / Kopenhagen (aho) - Schweinehaltern, die
tatsächlich oder vermeintlich mit dem PRRS - Virus zu kämpfen haben,
bringen manche Laboruntersuchungen mehr Verwirrung als Erhellung. Dies
belegen zwei wissenschaftliche Untersuchungen, die in Deutschland
durchgeführt wurden.

Zunächst hat eine Untersuchung des Instituts für Tierhygiene und
Öffentliches Veterinärwesen der Universität Leipzig erhebliche Mängel
bei der PRRS - Diagnostik aufgedeckt. Die Wissenschaftler hatten
Blutprobensets mit und ohne PRRS - Viren an verschiedene Labore
geschickt und auf das PRRS - Virus untersuchen lassen. Das Ergebnis
ist erschreckend. Bei jeder fünften Probe - das sind immerhin 20% -
stimmte das Ergebnis nicht. Zumeist wurde das vorhandene Virus nicht
erkannt. Es muss vermutet werden, dass die Labore mit veralteten Tests
arbeiten, die die aktuell in den Schweinebeständen kursierende PRRS -
Viren nicht mehr erkennen.

Hingegen wurde dass US-Impfvirus aus dem PRRS - Impfstoff der Firma
Boehringer zumeist erkannt, da sich das Virus nicht verändert.

In diesem Ringtest waren nur zwei Labore in der Lage (Münster +
Neumünster), zwischen dem EU-Feldvirus und dem EU-Impfvirus (Intervet
- PRRS - Impfstoff) zu unterscheiden (1).

Diese Unterscheidung wird aber immer wichtiger. Wie wissenschaftliche
Mitarbeiter eines Labors in Münster auf dem nächsten IPVS - Kongress
in Kopenhagen berichten werden, hat sich dieses Europäische Impfvirus
in Deutschland weit verbreitet und wird immer häufiger nachgewiesen.
In dem Labor waren es fast in 10 % (8,6%) der Untersuchungen. Wird
jetzt nicht weiter untersucht, bekommen Landwirt und Tierarzt die
irreführende Nachricht, dass das gefährliche Feldvirus gefunden wurde.
Möglicherweise wird dann geimpft, obwohl in dem Bestand nur das
harmlose europäische Impfvirus kursiert (2).

Bekanntlich vermehren sich die unschädlichen Viren aus PRRS -
Lebendimpfstoffen im Schwein und werden auch von diesen Schweinen
ausgeschieden. Hierdurch können auch nicht geimpfte Schweine infiziert
werden. Ein Krankheitsbild wird durch diesen Vorgang nicht ausgelöst
und für sich gesehen ehr von akademischem Interesse. Da aber die
üblichen Virusuntersuchungen in den Laboren zunächst nicht zwischen
europäischen krankmachenden Viren und dem europäische Impfvirus
unterscheiden, darf man den üblichen Tests nicht blind vertrauen und
muss im Zweifelsfall eine sogenannte "Sequenzierung" durchführen
lassen. Wie der Rindtest der Universität Leipzig gezeigt hatte,
konnten dies nur die Labore in Münster und Neumünster. Neuerdings soll
auch das IVD - Labor in Hannover einen sicheren Test anbieten.

Wird in den üblichen Test ein "amerikanisches PRRS - Virus"
nachgewiesen, so ist sofort für jedermann klar, dass es sich um das
harmlose "Boehringer - Impfvirus" handelt. Hier sind dann keine
weiteren Untersuchungen notwendig.

Für die Praxis gilt, die verwendeten Impfstoffe noch genauer
aufzuzeichnen. Beim Zukauf von Ferkeln und Sauen muss dringend auf dem
Lieferschein vermerkt werden, welcher Impfstoff eingesetzt wurde.
Sonst sind teuere Fehldiagnosen und sinnlose Impfungen mit erheblichen
wirtschaftlichen Verlusten unausweichlich.



(1) U. Truyen, S. Wilhelm, M. Genzow and G. Schagemann
Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome Virus (PRRSV): A Ring
Test Performed in Germany to Assess RT-PCR Detection Methods
J. Vet. Med. B 53, 68-74 (2006)

(2) Pesch, Stefan
Do Lelystad virus like virus isolates represent EU strain based PRRS
vaccine reisolates?
IPVS, Kopenhagen 2006



 



 

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