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AHO Aktuell - 30.06.2006

Salmonellen in knapp 30 Prozent der großen Legehennenbetriebe


(idw) - Seit 1992 erkranken immer weniger Menschen an Salmonellen. Im
vergangenen Jahr wurden in Deutschland nur noch rund 52.000 Fälle
gemeldet. Erstmals haben sich mehr Menschen mit Campylobacter-Keimen
infiziert. Die Salmonellose ist damit die zweithäufigste
Lebensmittelinfektion in Deutschland. Eine bedeutende Infektionsquelle
sind Eier, die von infizierten Legehennen mit Salmonellen kontaminiert
und vor dem Verzehr nicht ausreichend erhitzt wurden. In ca. 30
Prozent der großen deutschen Legehennenbetriebe kommen Salmonellen
vor. In den skandinavischen Ländern liegt die Quote unter 1 Prozent,
in einigen osteuropäischen Ländern bei 65 Prozent und darüber. Das ist
das vorläufige Ergebnis einer Pilotstudie, die im Auftrag der
Europäischen Kommission in den 25 europäischen Ländern durchgeführt
und nun von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)
ausgewertet wurde. Die endgültigen Zahlen sollen im Herbst vorliegen.
In Deutschland wurden die Daten von der amtlichen Überwachung erhoben.
Am Bundesinstitut für Risikobewertung wurden sie überprüft und
ausgewertet. "Die Zahl der Salmonellen-Infektionen ist insgesamt
rückläufig", so der Präsident des BfR, Professor Dr. Dr. Andreas
Hensel. "Die Ergebnisse der Pilotstudie zeigen aber, dass wir uns auf
diesem Erfolg nicht ausruhen können. Das Vorkommen von Salmonellen bei
Legehennen muss weiter reduziert werden, um den Verbraucher noch
besser zu schützen."

Sommerzeit ist Salmonellenzeit: Die Keime lieben die Wärme. Einmal
vorhanden, können sie sich jetzt explosionsartig vermehren und krank
machen. Eine Salmonelleninfektion geht mit Durchfall, Übelkeit,
Erbrechen und Kopfschmerzen, manchmal auch mit Fieber einher. Meist
sind die Krankheitsverläufe leicht, es gibt aber auch schwere,
typhusartige Fälle. Häufigste Infektionsquelle sind kontaminierte
Lebensmittel und hier besonders Eier und daraus hergestellte Speisen.
Infizierte Legehennen übertragen die Salmonellen in und auf die Eier.
Wie viele Betriebe betroffen sind, sollte eine einjährige Pilotstudie
klären. Diese Studie ist nun abgeschlossen und liefert erstmals
vergleichbare Zahlen für alle 25 Mitgliedsstaaten der EU. Die Werte
sollen als Basis für EU-weite Bekämpfungsmaßnahmen unter
Berücksichtigung der spezifischen Situation in den einzelnen
Mitgliedsstaaten dienen. Mit positiven Befunden in 29 Prozent der
großen Legehennenbetriebe liegt Deutschland unter dem europäischen
Durchschnitt von 31 Prozent. Betrachtet man nur die für den Menschen
gefährlichsten Salmonellentypen S. Enteritidis und S. Typhimurium,
liegt Deutschland knapp darüber. Bislang war man von Größenordnungen
im einstelligen Prozentbereich ausgegangen. Diese Zahlen basierten auf
freiwilligen Probeneinsendungen an die amtlichen
Untersuchungseinrichtungen und waren daher nicht repräsentativ.

Anders die Daten der Pilotstudie: Sie wurden von der amtlichen
Überwachung der Bundesländer bei insgesamt 563 ausgewählten Herden
anhand intensiver Untersuchung von Kot- und Staubproben aus jeder
Herde flächendeckend und repräsentativ erhoben, und auch
Salmonellenfunde in der Tierumgebung wurden in die Bewertung
einbezogen. Positive Befunde wurden im Nationalen Referenzlabor für
Salmonellen des BfR experimentell bestätigt. Sie zeigen, dass bei
Legehennen der beim Menschen häufigste Salmonellentyp S. Enteritidis
vorherrscht, während die ebenfalls humanpathogene S.
Typhimurium-Variante nur in zwei Prozent der Herden nachgewiesen
wurde. Das BfR hat die deutschen Daten ausgewertet und an das
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
sowie an die Europäische Kommission übermittelt. Nach ersten
Auswertungen scheint ein Zusammenhang zwischen Salmonellenbelastung,
Betriebsgröße und Haltungsform zu bestehen: Größere Betriebe mit mehr
als 3000 Legehennen und Tiere in Käfighaltung waren häufiger betroffen
als kleinere Betriebe und solche mit Boden-, Volieren- oder
Freilaufhaltung. Betriebe mit weniger als 1000 Tieren wurden nicht
untersucht.

Schon in den neunziger Jahren hatten Untersuchungen darauf
hingedeutet, dass S. Enteritidis bei Legehennen ein Problem sein
könnte. In Deutschland wurde daraufhin eine Pflichtimpfung für
Legehennen eingeführt. Der kontinuierliche Rückgang der gemeldeten
Salmonellose-Fälle des Menschen, um rund ein Drittel allein seit 2001,
wurde als Erfolg dieser Impfung gewertet. Die Ergebnisse der Studie
machen aber auch deutlich, dass weitere Anstrengungen erforderlich
sind, um den Verbraucher noch besser zu schützen. Künftig sollen
Herden deshalb in Deutschland regelmäßig amtlich untersucht und bei
positiven Befunden gezielte Maßnahmen ergriffen werden. Denkbar sind
beispielsweise Einschränkungen im Hinblick auf die Verwendung der
Eier. Mit diesen und weiteren Maßnahmen soll das Risiko für den
Verbraucher weiter gesenkt werden. Gleichzeitig wird damit der Vorgabe
der Europäischen Kommission Rechnung getragen, die für Deutschland
eine Reduktion der Zahl Salmonellen belasteter Bestände um 30 Prozent
bis Ende 2008 vorsieht. Der Verbraucher kann sich vor einer
Salmonellen-Infektion durch Eier leicht schützen, indem er Eier immer
kühl lagert, möglichst frisch verwendet und nur hart gekocht verzehrt,
daraus hergestellte Speisen ausreichend erhitzt und eine Kontamination
anderer Lebensmittel oder Gegenstände vermeidet.



 



 

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