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AHO Aktuell - 27.05.2006

FLI testet erfolgreich zweiten Markerimpfstoff gegen Geflügelpest


Insel Riems (aho) - Zum Schutz von Nutzgeflügel gegen Geflügelpest
stehen derzeit nur Impfstoffe zur Verfügung, die keine sichere
Unterscheidung von geimpften und infizierten Tieren erlauben. Das
Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) stellte nun den zweiten Prototyp
eines Markerimpfstoffes gegen die Geflügelpest vor, der solch eine
Unterscheidung ermöglicht. Die Ergebnisse wurden kürzlich in einer
hochrangigen internationalen Fachzeitschrift der amerikanischen
Akademie der Wissenschaften publiziert. Bei der Entwicklung des neuen
Impfstoffes setzten die Riemser Wissenschaftler eine ungefährliche
Impfvariante des Newcastle Disease Virus als Träger ein. Dieser wurde
das Hämagglutinin-Gen eines Geflügelpestvirus eingesetzt. "Unser
Prototyp zeigte in ersten Versuchen einen sehr guten Schutz von
Hühnern gegen beide Krankheiten und ermöglicht über das
Trägerviruskonzept eine leichte Unterscheidung von geimpften und
Influenzavirus-infizierten Tieren," berichtet der Präsident des FLI,
Prof. Thomas Mettenleiter. Bereits im nächsten Jahr sollen
Feldversuche folgen, um die praktische Anwendung an größeren
Tierzahlen zu testen.

Newcastle Disease, auch atypische Geflügelpest genannt, ist wie die
klassische Geflügelpest (Vogelgrippe) eine anzeigepflichtige
Tierseuche. Sie führt bei einem Ausbruch zu hohen wirtschaftlichen
Verlusten. Impfstoffe gegen diese Viruskrankheit werden seit Jahren
erfolgreich eingesetzt. Geflügel wird über den Zusatz des Impfstoffes
in Wasser oder Anwendung eines Sprays geimpft.

Die Arbeitsgruppe um Dr. Angela Römer-Oberdörfer und Dr. Jutta Veits
am FLI nutzte dies zur Entwicklung eines kombinierten
Markerimpfstoffes gegen Newcastle Disease und Geflügelpest. Einem als
Lebendimpfstoff gegen die Newcastle Disease verbreitet eingesetzten
Trägervirus wurde über gentechnische Veränderungen das Gen für das
Hämagglutinin vom Typ H5 eines hoch pathogenen Influenzavirus
eingesetzt, das Geflügelpest auslöst.

Mit dieser Kombinationsvakzine geimpfte Hühner bildeten einen guten
Schutz gegen beide Krankheiten aus. Ein ebenfalls am FLI entwickelter
einfacher Bluttest erlaubt es, die nach einer Influenzavirus-Infektion
gebildeten Antikörper von denen nach Impfung sicher zu unterscheiden.
Darüber hinaus bietet der neue Impfstoff den Vorteil, dass er leicht
an große Tierzahlen verabreicht werden kann. Im Gegensatz zu dem im
letzten Jahr vorgestellten ersten Prototyp, der auf einem
Geflügelherpesvirus als Träger basiert und nur bei Hühnern wirkt, kann
dieser Impfstoff auch bei anderen Tierarten eingesetzt werden.

Beide Impfstoffe übergab das FLI bereits einem Industriepartner, der
an Methoden zur effizienten und kostengünstigen Produktion arbeitet.
Bis die Impfstoffe für einen Routineeinsatz verfügbar sind, werden
aber voraussichtlich noch einige Jahre benötigt. Gentechnisch
veränderte Impfstoffe unterliegen in Europa bei der Zulassung strengen
Richtlinien. "Die hohen Ansprüche und strengen Vorgaben der EU sind
gerechtfertigt. Wir rechnen mit rund fünf Jahren, bis unser Impfstoff
sämtliche Tests und Zulassungsverfahren durchlaufen hat," so Prof.
Mettenleiter. Allerdings sei unter bestimmten Bedingungen auch ein
früherer Einsatz im Rahmen von Felderprobungen möglich.


 



 

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