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AHO Aktuell - 12.05.2006

Tiefgreifender Strukturwandel in der Fleischwirtschaft +++ Fleischverzehr steigend


Bonn (aho/lme) - In der deutschen Fleischwirtschaft setzt sich der
tiefgreifende Strukturwandel fort. Im zurückliegenden Jahr haben sich
vor allem im Schlachtsektor durch Übernahmen sowie durch Wachstum von
sich heraus große Unternehmenseinheiten gebildet, um ihre
Leistungsfähigkeit im rasant wachsenden Markt für das vorverpackte
Fleischangebot der discountierenden Handelsunternehmen zu stärken. Wie
der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) und der Bundesverband der
Deutschen Fleischwarenindustrie (BVDF) anlässlich ihrer gemeinsamen
Mitgliederversammlung am 11. Mai in Berlin mitteilten, hat sich der
Absatz von SB-verpacktem Fleisch innerhalb von nur fünf Jahren
zwischen 2000 und 2005 von 23 Prozent auf 43 Prozent nahezu
verdoppelt. Bereits 40 Prozent des Hackfleisches werden heute durch
Discounter verkauft. Der Einstieg namhafter Discounter in das Segment
Frischfleisch ist noch nicht abgeschlossen, so dass die stürmische
Entwicklung auch in den nächsten Jahren weiter anhalten wird.

Eine vergleichbare Marktverschiebung haben die Unternehmen der
deutschen Fleischwarenindustrie bereits weitgehend hinter sich. Hier
beträgt der Marktanteil der Discounter bereits 48 Prozent bei
Würstchen, 35 Prozent bei Leberwurst und 54 Prozent bei rohem
Schinken. Vorverpackte Wurstwaren konnten im zurückliegenden Jahr in
der Menge um 2 Prozent zulegen, während die lose an der
Bedienungstheke angebotenen Erzeugnisse um 6,9 Prozent weniger gefragt
waren, informiert der Verband.

Der zunehmend hohe Marktanteil der Discounter und der damit verbundene
preisaggressive Wettbewerb, der dem deutschen Verbraucher im
internationalen Vergleich das niedrigste Preisniveau bei Lebensmitteln
beschert, hat bei den Unternehmen der Fleischwirtschaft die
Ertragslage im zurückliegenden Jahr belastet. So konnten die
Abgabepreise nicht im notwendigen Rahmen den erheblichen
Kostensteigerungen insbesondere in den Bereichen Energie und
Verpackungsmaterial sowie auch beim Schlachtvieh Schritt halten.

Insgesamt stieg der Fleischverzehr 2005 im Vergleich zum Vorjahr
leicht von 60,7 auf 61,1 kg pro Kopf an. Rind- und Kalbfleisch legte
von 8,7 auf 8,8 kg zu, der Schweinefleischverzehr stieg von 39,3 auf
39,5 kg. Auch der Verzehr von Geflügelfleisch zeigte - zumindest im
Jahresdurchschnitt - mit 10,8 kg (2004: 10,6 kg) leicht nach oben.
Andere Fleischarten wie Lamm oder Wild spielen in der deutschen Küche
eine untergeordnete Rolle.

In Deutschland erzeugten die Unternehmen der Fleischwirtschaft im
vergangenen Jahr 6,13 Mio. t Fleisch (ohne Geflügel) und damit 1,3
Prozent mehr als im Vorjahr. Schweinefleisch lag mit 4,5 Mio. t und
einem weiteren Wachstum von 4,4 Prozent an der Spitze. In Folge der
Agrarreform musste die Erzeugung von Rindfleisch drastisch um 7,7
Prozent auf 1,17 Mio. t eingeschränkt werden, da die Schlachttiere
fehlten. Zur inländischen Marktversorgung und zum Qualitätsausgleich
haben die Unternehmen der Fleischwirtschaft insgesamt 1,63 Mio t
Rotfleisch importiert und 2,07 Mio t exportiert. Insbesondere bei
Schweinefleisch konnten die Unternehmen Marktanteile im Ausland
gewinnen, die Ausfuhrmenge konnte um 20,5 Prozent gesteigert werden.

Bedingt durch die rückläufige Bedeutung der Bedienungstheke
verringerte sich die Jahresproduktion der Unternehmen der
Fleischwarenindustrie leicht um -1,6 Prozent, insgesamt wurden 1,42
Mio. t (2004: 1,45 Mio. t) Wurstwaren hergestellt. Ein deutli-ches
Minus wiesen mit -7,5 Prozent die traditionellen Kochwürste wie
Blutwurst, Leberwurst oder Rotwurst auf, die allerdings mit 174.417 t
ohnehin das kleinste Segment darstellen. Rohwürste gingen nur leicht
um - 0,4 Prozent auf 415.330 t (2004: 417.030 t) zurück, Brühwürste um
- 0,9 Prozent auf 835.075 t (2004: 847.032 t).

Angesichts des scharfen Wettbewerbs auf dem Inlandsmarkt und der hohen
Leistungsfähigkeit der Unternehmen spielen die Auslandsmärkte für die
Fleischwirtschaft eine immer größere Bedeutung. Bereits über 4
Milliarden Euro werden außerhalb der Europäischen Gemeinschaft
umgesetzt. Im laufenden Jahr könnte Deutschland bei Schweinefleisch
zum ersten Mal zum Nettoexporteur werden. Hier bieten nicht nur die
neuen Beitrittsländer der EU und die weiteren Staaten Osteuropas,
sondern zunehmend auch asiatische Märkte eine Rolle. Vor dem
Hintergrund der günstigen Konjunkturaussichten und der wachsenden
Erfolge im Export blickt die deutsche Fleischwirtschaft insgesamt
optimistisch in die Zukunft. So ist nicht zu erwarten, dass sich die
Anzahl der derzeit insgesamt rund 120.000 Arbeitsplätze in den
laufenden Monaten gefährdet ist. Im Gegenteil: im gewerblichen Bereich
werden von vielen Unternehmen zunehmend qualifizierte Arbeitskräfte
gesucht. Spürbare Standortverlagerungen in andere Regionen der
Europäischen Gemeinschaft sind innerhalb der deutschen
Fleischwirtschaft auch nach der Osterweiterung nicht zu erkennen,
heißt es in einer Presseinformation.


 



 

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