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AHO Aktuell - 22.01.2006

Milchviehpraxis: Drenchen mit Kalziumpropionat nach dem Abkalben wenig sinnvoll


Hannover (aho) - Viele Milchkühe sind heute aufgrund der Züchtung zu
Laktationsleistungen von weit mehr als 8.000 Litern fähig. Mit
steigender Leistung nimmt jedoch die Stoffwechselbelastung der Tiere
zu. In den ersten Wochen nach dem Abkalben entsteht unausweichlich ein
Konflikt zwischen begrenztem Vermögen Trockensubstanz aufzunehmen und
sprunghaft steigendem Energiebedarf. Die Folge ist das Abgleiten der
Milchkuh in eine Phase der negativen Energiebilanz. Es ist offenbar
kein Zufall, dass die häufigsten Erkrankungen der Milchkuh in den
ersten 2 Laktationsmonaten anzutreffen sind und danach drastisch
zurückgehen. Störungen des Energiestoffwechsels
(Fettmobilisationssyndrom, Ketose, subklinische Ketose) und des
Mineralstoffwechsels (Gebärparese, subklinische Hypokalzämie) können
das Immunsystem im Zeitraum um das Abkalben zusätzlich schwächen und
das Auftreten von Folgeerkrankungen wie Mastitis,
Nachgeburtsverhaltung und Gebärmutterentzündungen begünstigen. Neben
dem Einfluss auf die Allgemeingesundheit ist ein ausgeglichener
Mineral- und Energiestoffwechsel auch entscheidend für gute
Reproduktions- und Milchleistungen. In einer Studie, die durch eine
Doktorandin der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule
Hannover durchgeführt wurde, wurde unter Feldbedingungen untersucht,
ob ein prophylaktisches Drenchen mit 600 g Kalziumpropionat auf 20
Liter Wasser Kalziumpropionat nach dem Abkalben bei hochleistenden
Milchkühen einen Einfluss auf deren Stoffwechselgesundheit,
Allgemeingesundheit, Fruchtbarkeitsstatus und Milchleistung hat. Der
Versuch wurde an 116 hochleistenden Milchkühen der Rasse "Deutsche
Schwarzbunte" im Lehr- und Forschungsgut Ruthe der Tierärztlichen
Hochschule Hannover durchgeführt. 59 Kühe erhielten innerhalb von 8 h
nach der Abkalbung einen ersten Drench und eine zweite Gabe 24 h nach
der ersten Verabreichung. 57 Tiere erhielten keine Behandlung und
bildeten die Kontrollgruppe. Die tägliche Milchleistung über die
ersten 100 Tage und eine Vielzahl anderer Daten wurden dokumentiert.

Insgesamt waren die Ergebnisse enttäuschend. So war die Anzahl der an
Mastitis erkrankten Kühe nicht signifikant unterschiedlich. Die
Häufigkeit von Krankheiten unterschied sich zwischen den
Versuchsgruppen nicht. Das Drenchen hatte keine wesentlichen positiven
Effekte auf den Mineralstoffhaushalt und auf die gemessenen
Stoffwechselparameter. Die Behandlung bewirkte keine Verbesserung der
Fruchtbarkeitsleistung, des Milchertrages und der Tiergesundheit in
der frühen Laktation.


Yasmin Gundelach
Einfluss des postpartalen Drenchens mit Kalziumpropionat auf die
Stoffwechselgesundheit, Milchleistung, Fertilität und
Allgemeingesundheit bei hochleistenden Milchkühen
Hannover, Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover,
Dissertation, 2005


 



 

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