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AHO Aktuell - 19.01.2006

Bundesregierung: Auf erneutes Freilandverbot wegen Vogelgrippe einstellen


Berlin (aho) - Die Bundesregierung rät, sich auf eine erneute
Stallpflicht für Geflügel einzustellen. In einer gemeinsamen Sitzung
von Ernährungs- und Gesundheitsausschuss am Mittwochmorgen sagte ein
Regierungsvertreter, auf Basis der Ende des Monats vorliegenden
Risikoeinschätzung des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) Ende Januar
werde man darüber entscheiden. Ausschlaggebend für die im vergangenen
Herbst verhängte Stallpflicht für freilaufendes Geflügel, so Professor
Thomas Mettenleiter vom FLI, sei die Route der Zugvögel gewesen. So
habe eine potenzielle Gefahr für hiesiges Geflügel darin bestanden,
dass im Herbst Zugvögel aus Russland in großen Scharen hierzulande
Station machten, die aus eben jenen Gebieten kamen, in denen der
Vogelgrippe-Virus H5N1 nachgewiesen worden war. Für das Frühjahr
rechne man zwar damit, dass ein Großteil der aus Nordafrika nach
Europa zurückkehrenden Zugvögel über das südliche Europa fliegen
werde. Für bedenkenswert hält Mettenleiter aber, dass etwa ein Viertel
der Vögel die westliche Türkei sowie den Bosperus überquerten und es
mit der Türkei einen intensiven Austausch gebe. Dies belegten auch
Stichproben von aus der Türkei illegal nach Deutschland importiertem
Geflügel. Nach den Worten eines Regierungssprechers sei im vergangenen
Monat in 600 Fällen Geflügelfleisch auf dem Frankfurter Flughafen
aufgegriffen worden, das aus den betroffenen Gebieten stammte.

Zur Bekämpfung des Virus weltweit kündigte die Bundesregierung einen
Anteil von 26 Millionen Euro für die Bundesrepublik auf der
Geberkonferenz in Peking an, den EU-Beitrag bezifferte sie mit 100
Millionen Euro.

Auf Nachfrage der Abgeordneten von Ernährungs- und
Gesundheitsausschuss zur Bevorratung mit Impfstoff, erklärte Professor
Johannes Löwer vom Paul-Ehrlich-Insituts (PEI): "Noch handelt es sich
um eine Taube auf dem Dach, die wir nicht in der Hand halten". Der
Präsident des PEI und der Präsident des Robert Koch Instituts (RKI),
Professor Reinhard Kurth, waren ebenfalls zum Expertengespräch mit den
Ausschüssen geladen. Derzeit bearbeite man den Antrag eines
Impfstoff-Herstellers, die Lizenz für einen zweiten zur Herstellung
des Impfstoffes sei bereits vergeben. Den Zeitraum bis ausreichend
Impfstoff für die Bevölkerung hierzulande zur Verfügung steht, schätzt
Löwer auf rund zehn Wochen. Da aber zweimal geimpft werden müsse, um
einen wirksamen Schutz beim Menschen zu bekommen, geht Löwer von einem
Zeitraum von fünf Monaten aus, bis die Bevölkerung "durchgeimpft" sei.
Schwierigkeiten bereite in erster Linie die genetische Zusammensetzung
des Virus. Die Impfstoff-Produktion könne erst dann anlaufen, wenn das
Vogelgrippe-Virus vom Typ H5N1 zu einem für Menschen gefährlichen
Virus mutiert ist und man seine genetische Zusammensetzung kenne. Nach
den Worten von Professor Kurth könnten deshalb auch andere Erreger als
das Influenza-Virus H5N1 eine Pandemie auslösen. Kritisch äußerte sich
Kurth, der Bund und Länder bei der Entwicklung eines
Influenza-Pandemie-Planes berät, über die Informationslage. So habe er
wenig Einblick, wie dieser Plan in den Bundesländern umgesetzt werde.
Kurth mahnte, der Erreger lasse nicht so viel Zeit, bis Deutschland
seine Föderalismusprobleme geklärt habe.


 



 

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