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AHO Aktuell - 05.12.2005

Homöopathiestudie: Pharmakologin räumt Fehler ein +++ Fehlverhalten wird geprüft


Leipzig (aho) - Im Jahre 2003 erregte eine Gruppe von Leipziger
Forschern mit dem vermeintlichen Nachweis der Wirksamkeit
homöopathischer Belladonna-Verdünnungen Aufsehen. Die Wissenschaftler
erhielten für Ihre Arbeit den mit 10.000 Euro dotierten
Hans-Heinrich-Reckeweg-Preis. Daraufhin wurden die Leipziger
Experimente von Homöopathen weltweit als wichtiger Beweis für die
Richtigkeit der Homöopathie gefeiert. Nach Veröffentlichung der Studie
wurde jedoch Kritik laut. Der Konstanzer Chemiker Dr. Klaus Keck, der
Mathematiker Professof Gerhard Bruhn (Darmstadt) und der Geophysiker
Professor Erhard Wielandt (Stuttgart) erstellten eine ausführliche
Analyse der Leipziger Experimente. Die Wissenschaftler warfen den
Leipziger Forschern vor, dass ihre Ergebnisse nicht auf objektiven
Messungen, sondern auf "vorurteils- und methodisch bedingten
Messfehlern" beruhten. Dabei war vor allem von Interesse, ob mit den
von den Leipziger Forschern angewandten Methoden ein Wirkungsnachweis
mit naturwissenschaftlich fundierter Begründung möglich ist.


Jetzt hat sich die Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und
Psychologie des Themas angenommen. Im Ergebnis dessen hat Frau Prof.
Nieber ihren Anteil an dem für die Studie verliehenen Hans Heinrich
Reckeweg-Preis zurückgegeben. Des Weiteren hat sie eine entsprechende
Reaktion, ein Erratum, gegenüber dem Herausgeber der Zeitschrift
"Biologische Medizin", in der der inkriminierte Beitrag "In vitro
Testung von homöopathischen Verbindungen" erschienen war, angezeigt.
Dekanin Prof. Beck-Sickinger informierte, dass Frau Nieber aufgrund
der Diskussionen in den letzten Monaten, der Auswertung unabhängiger
Fachgutachten und nach einer nochmaligen Prüfung aller Daten Fehler
bei der Gestaltung der Versuchsdurchführung und der Auswertung
eingeräumt hat. Das betreffe vor allem das Fehlen von notwendigen
Kontrollversuchen und das Nichteinbeziehen aller erhobenen Daten in
die statistische Auswertung bei einigen Messreihen. Frau Nieber habe
selbst eingestanden, dass ihr diese Mängel bei der Abfassung und
Begutachtung der in ihrer Arbeitsgruppe entstandenen Arbeiten hätten
auffallen müssen.

Frau Prof. Nieber hat laut einer Pressemitteilung der Universität
Leipzig weiter erklärt, dass sie und ihre Mitarbeiter in den
zurückliegenden Wochen und Monaten die Methode der isolierten
Kontraktionsmessung und die statistische Datenauswertung umgestellt
und optimiert haben, um unbelastet andere Forschungsaufgaben angehen
zu können.

Die Ständige Kommission der Universität Leipzig zur Untersuchung von
Vorwürfen des wissenschaftlichen Fehlverhaltens wird sich Mitte
Dezember mit der wissenschaftlich beanstandeten Arbeit abschließend
befassen und Konsequenzen ableiten, heißt es in der Pressemitteilung
der Universität Leipzig.


 



 

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