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AHO Aktuell - 17.10.2005

Vorläufig keine bundesweite Stallpflicht für Geflügel geplant


Berlin (aho) - Die Bundesregierung plant gegenwärtig keine
bundesweite Stallpflicht für Geflügel als Reaktion auf zwei bestätigte
Fälle von Vogelgrippe in der Türkei und Rumänien. Ein
Regierungsvertreter unterstrich laut einem Bericht des Pressedienstes
des Deutschen Bundestages dazu in einer gemeinsamen Sondersitzung von
Verbraucherschutz- und Gesundheitsausschuss am Montagmittag, dass ein
entsprechendes Aufstallungsgebot keine "ideologische Frage" sei,
sondern sich die Regierung dabei an der Risikobewertung der Experten
orientiere. Sie begrüßte in diesem Zusammenhang die Ankündigung der
Europäischen Union, Risikogebiete für Vogelgrippe europaweit
auszuweisen, die sich an den Gebieten von Zugvögeln, an deren
Rastplätzen sowie an Gebieten mit einem erhöhten Bestand an
Hausgeflügel orientieren. Aus Regierungssicht geht es hierzulande um
eine abgestimmte Reaktion auf die in der Türkei und Rumänien
bestätigten Fälle des gefährlichen Virustyps H5N1, die
"differenziertere und aufwändigere Maßnahmen" erforderten. Dazu
zählten etwa verschärfte Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen, Häfen und
Kontrollen in Reisebussen. So hätten bereits Stichprobenkontrollen des
Waren- und Reiseverkehrs durch die Bundesländer ergeben, dass zurzeit
auf illegalem Wege Lebensmittel, Geflügel oder lebende Tieren in
großer Zahl von Asien nach Deutschland importiert würden. Die
Ablehnung einer bundesweiten Stallpflicht für Geflügel begründete der
Regierungsvertreter damit, dass auch bei dem vor zwei Jahren
aufgetretenen Fall von Vogelpest in Belgien und einem Fund in einem
deutschen Geflügelbetrieb in Viersen nicht mit einem
länderübergreifenden, sondern nur mit einem regionalen
Aufstallungsgebot reagiert worden war. Dies habe ausgereicht, die
Geflügelpest einzudämmen.

Als ungeklärt gilt gegenwärtig noch die Art und Weise der Ausbreitung
des für die Menschen gefährlichen Virus H5N1, das 2003 erstmals in
Südostasien aufgetreten war. Nach den Worten von Professor Thomas
Mettenleiter vom Friedrich-Löffler-Institut besteht im illegalen
Import die größte Gefahr für seine Ausbreitung hierzulande. Als
weniger wahrscheinlich gelten nach gegenwärtigem Wissensstand die
Flugrouten von Zugvögeln aus dem südlichen Schwarzmeerraum für
Deutschland.

Mit Blick auf die Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung hierzulande
erklärte der ebenfalls vor die Ausschüsse geladene Sachverständige
Professor Reinhard Kurth vom Robert-Koch-Institut: "Wir tun uns bei
der Umsetzung gewisser Pflichten auf Länder- und kommunaler Ebene
schon sehr schwer." An die künftige Bundesregierung gewandt
formulierte er die Bitte bei Wiedereinsetzen der
Föderalismus-Kommission dem Bund mehr Verantwortung bei Dingen zu
übertragen, die im Zusammenhang mit der Vogelgrippe für die nationale
Ebene von Bedeutung sind.

Im Hinblick auf die gängigen Impfstoffe, die die Bevölkerung gegen das
hochpathogene Virus schützen könnten, lehnte der Experte eine
individuelle Bevorratung von Präparaten ab. Professor Johannes Löwer,
Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, beschrieb die Strategie seines
Instituts damit, eine Versorgung mit Impfstoffen sicherzustellen,
damit die Bevölkerung innerhalb von sechs Wochen "durchgeimpft" werden
könne. Er schätzte die Kosten für eine Mehrfachimpfung der Bevölkerung
auf rund 1,6 Milliarden Euro, lege man den aktuellen Preis dafür
zugrunde.



 



 

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