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AHO Aktuell - 05.10.2005

Hohe Saugferkelverluste im Freiland +++ Verhungern, Durchfall, Kälteschäden


Bonn (aho) - Die Freilandhaltung von Sauen entspricht zwar den
Vorstellungen einer tiergerechten Haltung, auffallend uneinheitlich
sind jedoch die Aufzuchtergebnisse, die durch relativ hohe
Saugferkelverluste geprägt sind. Bei Stallhaltung scheinen die
Ferkelverluste allgemein geringer zu sein, berichtet jetzt der
Infodienst "aid" mit Hinweis auf eine Veröffentlichung im Fachjournal
"Tierärztlichen Umschau". Hier wurde über eine fünf Jahre laufende
vergleichende Beobachtung der Saugferkelverluste bei Stall- und
Freilandhaltung berichtet. In 21 osteuropäischen
Schweinezuchtbeständen mit ähnlicher Genetik, Fütterung sowie
geographischen und klimatischen Bedingungen wurden elf Stallbestände
mit 11 234 Würfen verglichen mit zehn Freilandbeständen mit 9 861
Würfen. Die Stallsauen blieben während der Trächtigkeit in Anbinde-
oder Gruppenhaltung (8 - 10 Sauen), die Freilandsauen lebten in
Gruppenhütten (10 - 18 Sauen) mit Holzboden in Gehegen von 50 - 150 qm
je Sau. Die ferkelführenden Sauen wurden im Stall in einstreulosen
Abferkelbuchten mit Fußbodenheizung im Ferkelbereich gehalten und im
Freiland in Einzelhütten (4 - 6 qm) mit Ferkelveranda (5 -6 qm). Die
Ferkel beider Haltungsformen wurden gleichermaßen am 3. Lebenstag
kastriert und mit einer 2 ml Eisendextran-Injektion versorgt. Während
der vierwöchigen Säugezeit wurden alle Ferkelverluste mit Todesursache
vermerkt. Die meisten Ferkel beider Haltungsformen verendeten in den
ersten drei Tagen. In Freilandhaltung lagen die Verluste signifikant
höher als bei Stallhaltung. Besonders hoch waren die Freilandverluste
durch Erdrücken oder Verletzungen. Aber auch an Lebensschwäche durch
Verhungern, Untergewicht, Kümmern, Magen-Darm-Erkrankungen
sowie Kälteschäden verendeten signifikant mehr Tiere. Bei
Freilandhaltung kühlten die Ferkel schnell nach der Geburt ab, die
reichliche Einstreu erschwerte Überwachungs- und
Kontrollmöglichkeiten, so dass behandlungsbedürftige Ferkel zu spät
bemerkt wurden. Im Winterhalbjahr erhöhten sich die Ferkelverluste,
wenn Kälte mit Nässe verbunden war, insbesondere dann, wenn die Sau
nicht in der Abferkelbucht abferkelte. Die großen Freilandareale
begünstigten zudem Verluste durch Wildtiere. Im Freiland wurde
Kannibalismus junger Sauen häufiger als im Stall beobachtet
.
Insgesamt dürfte es bei Freilandhaltung schwieriger sein, die
Ferkelverluste zu reduzieren. Die Anforderungen an Management,
Haltungstechnik und Pflege sind wesentlich höher als bei Stallhaltung.


 



 

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