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AHO Aktuell - 27.09.2005

Schweiz: Tierschänderstory war Medienhysterie


Zürich (aho) - Von den gut vierzig Tierschändungen, die seit Juni 2005
in der Nordwestschweiz vorgefallen seien, konnte Professor Andreas
Pospischil vom Institut für Veterinärpathologie der Universität Zürich
mit seinem Team 13 Fälle genau untersucht. Seine Schlussfolgerung: Nur
in einem der untersuchten Fälle könnte eventuell Tierschändung
vorliegen.

In 6 von 13 Fällen wurde bei den untersuchten Tieren eine Erkrankung
festgestellt, die den Tod des Tieres verursachte, zum Beispiel eine
verschleppte Geburt oder eine Verdrehung der Gebärmutter, eine
Hirnhautentzündung, dann auch eine fehlende Milchaufnahme nach der
Geburt oder eine Harnvergiftung, weil die Harnröhre mit Harnsteinen
verstopft war. In zwei weiteren Fällen lagen Bissverletzungen vor, die
auf Grund der Art der Einbisse von Füchsen stammen. Bei den
verbleibenden Fällen handelt es sich um abgetrennte Zitzen und
Schwänze von Rindern. Nach dem Tod der Tiere wurde ein Teil dieser
Tierkörper von Wildtieren angefressen. Wie der bekannte
Veterinärpathologe in einem Interview erläuterte, können Füchse,
Wildschweine, Dachse, Marder, Hunde, Raben- und Greifvögel derartige
Veränderungen hervorzurufen.

Die Verletzungen, die diese Tiere hatten, wiesen laut Professor
Pospischil an den Wundrändern keine Blutungen auf. Zum Teil fanden
sich Bissspuren. Auffällig war, dass die Mehrzahl der Verletzungen an
Körperteilen zu finden war, die keinen knöchernen Untergrund
aufweisen. Damit ist es als erwiesen zu erachten, dass diese Tiere
nach dem Tod von Wildtieren angefressen wurden.

Verletzte und abgetrennte Euterzitzen und Schwänze bei Rindern kommen
sowohl bei Milchkühen als auch bei Mastrindern unter verschiedenen
Haltungssystemen von Rindern nicht selten zustande (Lauf-,
Anbindestall; mit / ohne Einstreu). Eine weitere wichtige Rolle
spielen die Klauenpflege bei den Tieren sowie die Bodenverhältnisse im
Stall, erläuterte Pospischil in dem Interview.

Demnach geht in der Region kein Tierschänder um. Nur in einem der
untersuchten Fälle ergaben sich Hinweise darauf, dass einem Kalb -
wohlgemerkt erst nach dem Tode - Schnittverletzungen zugefügt wurden.
Bei den anderen 12 Fällen kann der Pathologe Tierschändung aufgrund
der Obduktion ausschließen. Offensichtlich wurden die toten Tiere
nicht von einem kompetenten Institut untersucht, bevor die Meldungen
über "Tierschändung" in den Medien zu zirkulieren begannen.





 



 

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