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AHO Aktuell - 29.06.2005

Alternative Legehennenhaltungen: Tierverluste bis über 36 %


(aid) - Alternative Haltungssysteme für Legehennen gewinnen zunehmend
an Bedeutung. Die Landesanstalten für Landwirtschaft von Bayern,
Sachsen und Thüringen evaluierten daher in einem Forschungsprojekt die
derzeit üblichen alternativen Haltungsformen unter den Gesichtspunkten
Wirtschaftlichkeit, Produktqualität, Tiergesundheit, Stallklima und
Emissionen sowie auch hinsichtlich möglicher Schwachstellen. Neben
einer Vielzahl von Literaturangaben wurden 17 Unternehmen mit 34
Herden unterschiedlicher Größe (500 bis 20.000 Hennen) in Boden- und
Volierenhaltungen mit oder ohne Auslauf und/oder Kaltscharrraum
ausgewertet.

Die Erzeugungsvollkosten pro Ei schwankten zwischen 5,5 und 13,9 Cent,
wobei die Stückkosten in größeren Beständen - meist Volieren -
niedriger waren. Die Futterkosten standen mit 39 Prozent an erster
Stelle. Der mittlere Arbeitszeitaufwand betrug 32 Akh/100 Hennen. Die
physikalische Eiqualität wies kaum Unterschiede zwischen den
verschiedenen Haltungsformen auf.

Die Keimbelastung der Eischalen (KbE) streute dagegen um einen
Mittelwert von weniger als 10.000 KbE/g bis zu Extremwerten von über 1
Million KbE/g.

Die Tierverluste (zwischen 3,3 und 36,8 Prozent), wurden
hauptsächlich durch Infektionskrankheiten und Kannibalismus
verursacht. Besonders risikoreich erwies sich die Freilandhaltung mit
hohem Befall an Darmparasiten (Spulwürmer), Darmentzündungen und
bakteriellen Erkrankungen. Hinzu kamen noch etwa 5 Prozent Verluste
durch Raubwild. 27,4 Prozent aller untersuchten Herden mussten ein-
oder mehrmals mit Antibiotika behandelt werden. 82 Prozent der
Bestände wiesen Milben auf. Fliegenbefall schien die Tiere
schreckhafter und aggressiver zu machen
. Technopathien wie
Brustbeinbrüche u. a. traten häufiger bei Volieren und Ganzrostställen
auf. Kunstlicht wirkte sich positiv auf Gesundheit, Verhalten und
Befiederung der Tiere aus. In größeren Herden nutzen weniger Hennen
den Auslauf und dann auch nur bevorzugt in Stallnähe. Die Vorgabe
einer Mindestauslauffläche von 4 qm/pro Henne erscheint daher
fragwürdig. Die Nährstoffeinträge im Freiland waren entsprechend der
Nutzung bei kleineren Herden und in Stallnähe höher. Im Stall wurden
die Grenzwerte für Ammoniak und Kohlendioxid im Jahresmittel zwar
nicht überschritten, bei Bodenhaltung mit Kotlagerung stieg im Winter
der Ammoniakgehalt aber stärker an. Der Gesamtstaubgehalt war
besonders bei Volieren hoch. Die Beschäftigten sind in eingestreuten
Systemen höheren Konzentrationen an Stallkeimen ausgesetzt als in
einstreulosen.

Schwachstellen bestehen in allen evaluierten Systemen. Eine
konsequente Prophylaxe zur Infektionsvermeidung wie
Altersgruppentrennung, Reinigung und Desinfektion zwischen den
Durchgängen sind daher notwendig. Außerdem sollte die Schnittstelle
zwischen Junghennenaufzucht und Legeperiode stärker beachtet werden.

aid, Dr. Sigrid Baars



 



 

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