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AHO Aktuell - 15.06.2005

Toxoplasmoseereger für Schizophrenie verantwortlich


New York (aho/lme) - Werden ungeborene Kinder im Mutterleib mit
Toxoplasmose-Erregern infiziert, so kann dies dafür verantwortlich
sein, wenn sie als Erwachsene an Schizophrenie beziehungsweise
schizophrenen Störungen leiden. Das berichten Wissenschaftler des New
York State Psychiatric Institute in New York in einer Fachzeitschrift.

Was genau die Ursache für die erhöhte Rate schizophrener Erkrankungen
der Nachkommen von Frauen mit erhöhtem
Toxoplasmose-IgG-Antikörper-Titer ist, kann noch nicht genau erklärt
werden. Es wird diskutiert, dass der Toxoplasmoseerreger die
Gehirnentwicklung des ungeborenen Kindes beeinträchtigt. Die
Wissenschaftler hatten Blutproben von 63 schwangerer Frauen
untersucht, deren Kinder später an Schizophrenie erkrankt waren. 123
schwangere Frauen dienten als Kontrolle. Hohe
Toxoplasmose-Antikörper-Titer ließen das Risiko für Schizophrenie um
fast das Dreifache (2,61fach) steigen, während mittlere Titer auf das
Erkrankungsrisiko keinen Einfluss hatten. (1)

Katzen scheiden den Parasiten mit dem Kot aus. Menschen können sich
so z.B. beim Reinigen der Katzentoilette infizieren. Gelegentlich wird
der Parasit auch in rohem Schweinefleisch gefunden, so dass auch
eine Infektion durch den Verzehr von z.B. rohem Hackfleisch erfolgen
kann
. Auch unter Menschen ist der Toxoplasma-Parasit weit
verbreitet. Eine besondere Bedeutung besitzt die Infektion für
Schwangere, da bei einer Erstinfektion während der Schwangerschaft
eine Übertragung der Parasiten auf das ungeborene Kind möglich ist.
Kommt es danach nicht zu einem Abort (Fehlgeburt) oder einer
Totgeburt, so kann das Erscheinungsbild der vorgeburtlichen
Toxoplasma-Infektion beim Neugeborenen von den seltenen schweren
Schäden bis zu subklinischen, zunächst nur serologisch (im Bluttest)
nachweisbaren, Infektionen reichen. Bei klinisch nicht feststellbaren
Infektionen können sich jedoch nach vielen Monaten oder Jahren Schäden
einstellen, die besonders das Zentralnervensystem (psychomentale
Retardierung) und die Augen (Retinochorioiditis, Erblindung)
betreffen. Bei Kindern konnte ein Zusammenhang zwischen
Hyperaktivität, niederem Intelligenzquotienten und hohen
Toxoplasmawerten festgestellt werden.

Eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern vermutet Infektionen
als Ursache psychiatrischer Krankheiten
. Der Virologe Fuller Torrey
vom Stanley Research Center in Maryland, USA, kam nach einer Studie
zu dem Ergebnis, dass eine Infektion durch den Katzenparasit
Toxoplasma gondii für die Schizophrenie verantwortlich sein könnte.
Torrey hatte zusammen mit seinem Kollegen Robert Yolken von der John
Hopkins University of Medicine in Baltimore 53.000 Blutproben
untersucht, die schwangeren Frauen entnommen worden waren. Die Analyse
ergab, dass Mütter Schizophrener häufiger Antikörper gegen Herpes und
Toxoplasmose in ihrem Blut trugen als Gesunde. Die Toxoplasmose,
glaubt Torrey, schädigt den Hippocampus der Kinder, das Zentrum des
limbischen Systems, das Gefühle und Verhalten steuert.



Alan S. Brown, Catherine A. Schaefer, Charles P. Quesenberry, Jr.,
Liyan Liu, Vicki P. Babulas, and Ezra S. Susser
Maternal Exposure to Toxoplasmosis and Risk of Schizophrenia in
Adult Offspring
Am J Psychiatry 2005 162: 767-773


 



 

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