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AHO Aktuell - 17.05.2005

Ziegenkäse - ein Tierschutzproblem?


(idw) - Anlässlich ihres 20jährigen Jubiläums befasst sich die
Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. auf ihrer Tagung in
Leipzig mit einem breiten Spektrum von Themen, das von der Extensiven
Tierhaltung zur Landschaftspflege über die Zukunft der Überwachung des
Tierschutzes auf Schlachthöfen bis zur Haltung von Wildtieren in
Zirkus und Zoo reicht.

Zeit:
21. Mai 2005, 10:00 Uhr

Ort:
Hörsaal der Medizinischen Tierklinik
An den Tierkliniken 11
Leipzig

Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. versteht sich als
''Sachverständigen-Organisation'', die sich in ihrer Arbeit an
wissenschaftlichen Grundlagen, nicht an populistischen Tagesthemen
orientiert. Sie fördert u.a. Projekte, die den Tierschutz in allen
Bereichen verbessern sollen. Auf der Tagung werden einige dieser
Projekte vorgestellt:

1. Prof. Dr. Thomas Richter von der Fachhochschule für Wirtschaft und
Umwelt in Nürtingen beschäftigt sich mit tierschutzgerechteren
Haltungsformen von Schweinen, insbesondere von Muttertieren mit
Ferkeln. Dazu werden u.a. die Tiere rund um die Uhr mit Videokameras
überwacht, um deren Gewohnheiten genau zu studieren. Davon ausgehend
sollen dann artgerechtere Haltungsformen - vom Boden bis zu den Trögen
- entwickelt werden.

2. Prof. Dr. Axel Sobiraj, Direktor der Ambulatorischen und
Geburtshilflichen Tierklinik an der Veterinärmedizinischen Fakultät
der Universität Leipzig, stellt biologische Möglichkeiten der
Zyklusregulation bei Ziegen vor - ein Thema, das banal klingt, aber
einen typisch menschlichen Hintergrund hat. Letztendlich geht es um
den beliebten Ziegenkäse.

3. Tierärztin Diane Meiler, Doktorandin der Veterinärmedizinischen
Fakultät der Universität München, untersucht die tierschutzgerechte
Betäubung von Schweinen beim Schlachtakt. Bevor die Schweine im
Schlachthof ausbluten, müssen sie betäubt werden. Die Doktorandin will
mit objektiven Methoden ermitteln, welche Betäubungsformen wirklich
tiergerecht sind. Auf der Tagung stellt sie ihr Methodenspektrum vor.

Zurück zu unserer Frage: Ist Ziegenkäse ein Tierschutzproblem? Prof.
Sobiraj muss diese Frage eindeutig bejahen. Natürlich stellt der Käse
an sich kein Tierschutzproblem dar, wohl aber die Milch, aus der der
Ziegenkäse gewonnen wird. Genauer gesagt: die Methoden, mit denen die
Tierhalter durchgehend möglichst viel Milch gewinnen wollen.

Im Gegensatz zu den Kühen liegt die Reproduktionsperiode der Ziegen
einheitlich in den Sommermonaten, etwa von Juli bis September. Die
Trächtigkeitsdauer beträgt fünf Monate, so dass es zu den Ablammungen
und damit zu den höchsten Milchmengen ab Januar/Februar kommt, während
ab Herbst die abgelieferte Milchmenge deutlich nachlässt. Schon in der
letzten Phase der Trächtigkeit sollten die Ziegen nicht mehr gemolken
werden, um Muttertiere und Lämmer nicht zu gefährden. Vor dem neuen
Zyklus lässt zudem die Milchleistung der Ziegen wieder nach.

Folge: Die Molkereien können nicht gleichmäßig und durchgängig mit
Ziegenmilch beliefert werden. ''Nun kann man nicht einfach mit
Hormongaben die Fortpflanzungsperiode der Ziegen verschieben oder die
Ziegen trotz fortgeschrittener Trächtigkeit weitermelken'', erklärt
Prof. Sobiraj das Dilemma. ''Eine meiner Doktorandinnen, Frau
Tierärztin Annett Rudovsky, hat das wissenschaftlich belegt, indem sie
die Auswirkungen des Durchmelkens auf das Geburtsgewicht und die
Vitalität der Lämmer, die Gesundheit der Ziegen und die Qualität der
Milch untersucht hat. Als einzige Alternative bietet sich demnach die
Suche nach biologischen Maßnahmen an, mit denen man die
Fortpflanzungszeit der Ziegen versucht, gleichmäßiger über das Jahr zu
verteilen.''

Fazit: So gesehen ist der beliebte Ziegenkäse ein Tierschutzproblem.
Tierärzte, Erzeuger und Molkereien müssen aber dieses Problem so
lösen, dass der Tierschutz gewährleistet ist.



 



 

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