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AHO Aktuell - 17.03.2005

Kein Risiko durch Emissionen aus Tierställen für Anwohner


Hannover (aho) - Die in Niedersachsen durchgeführte Untersuchung der
Auswirkungen der Abluft von Intensivtierhaltungsanlagen sind
abgeschlossen. Dabei konnte die wiederholt geäußerten Befürchtungen,
von Emissionen aus Tierställen gingen erhebliche gesundheitliche
Gefahren aus, nicht bestätigt werden. Wie das Niedersächsische
Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz mitteilt, schützt sogar ein früher Kontakt zu
Tierhaltungsbetrieben vor Allergien. Dieses Ergebnis deckt sich mit
internationalen Studien.

Im Jahr 2000 hatten das Ministerium für den ländlichen Raum,
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und das Ministerium
für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit gemeinsam ein aus drei
Projekten zusammengesetztes Untersuchungsprogramm aufgelegt. Hiermit
sollten Fragen des Verbraucherschutzes und der Gesundheitsvorsorge
bezüglich der Stallabluft von Intensivtierhaltungsanlagen untersucht
werden. Das Untersuchungsprogramm wurde je zur Hälfte vom Land
Niedersachsen sowie der Europäischen Union finanziert. Nachdem bereits
im vergangenen Jahr die an Schulanfängern durchgeführte Studie
abgeschlossen worden war, folgten jetzt die Abschlussberichte über die
Anwohnerstudie und die Ausbreitungsmessungen. Die beiden
gesundheitsbezogenen Studien befassten sich mit dem Einfluss der
Stallabluft auf die Atemwege und das Immunsystem. Die so genannte
AABEL-Studie des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes wurde an
allen Schulanfängern der Landkreise Cloppenburg, Emsland, Oldenburg
und Vechta zu Beginn des Schuljahres 2001 durchgeführt. Ihr folgte die
von der Uni München an Erwachsenen aus den Gemeinden Garrel, Bakum,
Bösel und Teilen von Friesoythe durchgeführte "Niedersächsische
Lungenstudie" (NiLS); diese Gemeinden waren ausgewählt worden, weil
sie über eine besonders hohe Stalldichte verfügen.

In beiden Studien konnte in Übereinstimmung mit anderen in- und
ausländischen Untersuchungen gezeigt werden, dass früher Kontakt zu
Tierhaltungsbetrieben vor Allergien schützt.

Bei den mittels Fragebogen erfassten Atemwegsbeschwerden, die in der
NiLS-Studie durch aufwändige Lungenfunktionsmessungen unterstützt
wurden, zeigte sich keine allgemeine Zunahme von Symptomen in der Nähe
von Großstallungen. In beiden Studien gibt es lediglich Hinweise auf
mögliche Risikoerhöhungen für besonders empfindliche Personen. In der
AABEL-Studie zeigten sich bei Kindern von Eltern, die an Asthma,
Neurodermitis oder Heuschnupfen leiden, mit zunehmender Belastung mit
Bioaerosolen aus Ställen vermehrt asthmatische Symptome. Im
NiLS-Projekt wurden bei den am stärksten belasteten Erwachsenen
Befunde erhoben, die auf eine beginnende chronisch-obstruktive
Lungenerkrankung hinweisen könnten. Diese Effekte sind auch aus
arbeitsmedizinischen Untersuchungen an Landwirten bekannt und daher
biologisch plausibel. In Übereinstimmung mit Studien aus den USA
konnte ferner ermittelt werden, dass infolge einer starken
Geruchsbelästigung bei den Anwohnern von Tierhaltungen eine deutliche
Verringerung der subjektiven Lebensqualität zu beobachten ist. Das
Projekt der Tierärztlichen Hochschule Hannover erfasste die aus den
Ställen freigesetzten luftgetragenen Mikroorganismen im Umfeld von
zwei typischen Geflügelställen, einen freigelüfteten und einen
zwangsgelüfteten Masthühnerstall. Die Keim- und
Endotoxinkonzentrationen nehmen mit Zunahme der Entfernung vom Stall
deutlich ab. Stalltypische Keime konnten noch etwa 500 m in
Hauptwindrichtung nachgewiesen werden. Für den direkten Nachweis einer
Keimbelastung im Einzelfall sind wegen der bestehenden Unsicherheiten
der Ausbreitungsmodelle weiterhin Messungen vor Ort erforderlich.


 



 

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