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AHO Aktuell - 11.03.2005

Paratuberkulose: In Hessen soll jede fünfte Kuh infiziert sein


Frankfurt (aho) - Der Gießener Gastroenterologe Professor Hans-Ulrich
Klör verlangte im Gespräch mit der FR (Frankfurter Rundschau), dass
die von der Paratuberkulose betroffenen Rinder identifiziert und dann
getötet werden müssten. Nur so könne man Paratuberkulose erfolgreich
ausrotten und auch die Gefährdung für den Menschen ausräumen. Denn aus
seiner Sicht gebe es einen augenscheinlichen Zusammenhang
zwischen der hauptsächlich bei Rindern, aber auch bei Schafen und
Ziegen auftretenden Krankheit sowie Morbus Crohn beim Menschen.


Professor Klör verweist auf Studien vor allem aus
Großbritannien, die eine Verbindung beider Krankheiten nahelegen.

"Es gibt eine verblüffende Parallelität" im Krankheitsbild, sagte Klör
der FR, der in einer vom Land unterstützten Arbeitsgruppe
Mensch-Ernährung-Umwelt an der Uni Gießen mitarbeitet, die sich mit
den Folgen von Paratuberkulose befasst. Einen letzten Beweis
freilich für die Verbindung zwischen Tier und Mensch, der bereits seit
100 Jahren diskutiert wird, das räumt der Medizinprofessor ein, gebe
es schon aufgrund der äußerst komplizierten Nachweisverfahren
nicht.


Der Paratuberkulose-Erreger (auch MAP genannt) kann in pasteurisierter
wie auch in ultrahocherhitzter Milch enthalten sein. Er kann aber auch
über Gülle übertragen werden, also etwa auf gedüngtem Gemüse vorhanden
sein. Eine Sachverständigengruppe des Bundesinstituts für
gesundheitlichen Verbraucherschutz hatte nach dem Bericht der FR vor
dreieinhalb Jahren festgestellt, dass man zwar von einer "geringen
Zahl überlebender Keime" auch bei Pasteurisierung ausgehen müsse. Da
über eine "mögliche minimale Infektionsdosis" nichts bekannt sei,
könne man die bei der Verarbeitung auftretende deutliche Keimreduktion
aber nicht bewerten.

Laut Klör wisse man immer noch viel zu wenig über die vorhandene
Kontamination von Lebensmitteln. Es sei deshalb "schwer zu sagen", wie
und ob man seine Ernährungsgewohnheiten umstellen müsse.

Derweil haben nach Recherchen der FR die Landwirtschaftsbehörden nur
eine schemenhafte Vorstellung von der Verbreitung der Paratuberkulose
im Stall. Der Chef des Tierseuchenreferats im
Landwirtschaftsministerium, Thomas Fröhlich, sagte, trotz des schwer
zu führenden Nachweises müsse man davon ausgehen, dass der Erreger in
den hessischen Ställen weit verbreitet sei und sogar noch zunehme.
Wegen der zur Zeit noch schwierigen Diagnoseverfahren gebe es
allerdings keinen exakten Überblick. Um mehr über die Verbreitung von
Paratuberkulose zu erfahren, soll in Kürze ein Monitoring begonnen
werden.


 



 

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