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AHO Aktuell - 06.03.2005

Morbus Crohn und Paratuberkulose: Viele Jahre ungenutzt verstrichen


Die Datenlage für einen Zusammenhang zwischen dem Erreger der
Paratuberkulose "Mycobacterium avium paratuberculosis" - kurz MAP
genannt -, der chronischen Darmentzündung Morbus Crohn des Menschen
und die Übertragung über Rohmilch, Gemüse und Trinkwasser ist
erdrückend. Zur Zeit dürften allein in Deutschland 170.000 Menschen
betroffen sein - eine nationale und internationale Tragödie.

Es bewahrheitet sich die Erkenntnis erfahrener Wissenschaftler, dass
die größten Risiken nicht etwa von Rückständen in der Umwelt und in
Lebensmitteln ausgehen, sondern von Mikroben. Während man sich in den
letzten Jahren sowohl in der Laienpresse als auch von staatlicher
Seite oft genug mit großem "Getöse" selbst auf nur hypothetische
Risiken hinwiesen und gelegentlich zu Skandalen aufbauschten, konnte
sich die Paratuberkulose weitgehend ungebremst über viele Jahre zur
"heimlichen Seuche" in unseren Wiederkäuerbeständen entwickeln. Immer
wieder warnten seit dem Ende der 80iger Jahre Human - und
Veterinärmediziner vor MAP. Und selbst als ein Wissenschaftler aus
Orlando im April 2000 in einer Fachzeitschrift berichtete, er habe MAP
in der Muttermilch von an Morbus Crohn erkrankten Frauen nachgewiesen,
blieb die Reaktion auf Fachkreis beschränkt. Staatliche und selbst
ernannte Verbraucherschützer, Umweltorganisationen, Landes - und
Länderministerien erkannten die Brisanz der Entwicklung nicht oder
hielten sich aus unbekannter Veranlassung zurück. So ließ das
Düsseldorfer Verbraucherschutzministerium NRW - wohl wissend um Morbus
Crohn - durch ihr Landesamt für Ernährungswirtschaft und Jagd (LEJ)
"in aller Stille" die Verbreitung der Paratuberkulose in
Nordrhein-Westfalen untersuchen. Gleichzeitig warnte es per
Pressemitteilung vor Quecksilber in Taiwanesischem Butterfisch. Kein
Sterbenswort der Warnung an Morbus Crohn - Risikogruppen, Rohmilch und
Rohmilchkäse zu meiden und Gemüse ausreichend zu erhitzen. Selbst die
Tatsache, dass die Niederlande, Schweden und andere Staaten die
Paratuberkulose staatlich bekämpften, hinterließ innerhalb der
deutschen Grenzen bei den politisch Verantwortlichen wenig Eindruck.
Zuletzt in Frühjahr 2003 veranstaltete die Tierärzteschaft in
Rheinland-Pfalz zusammen mit der Humanmedizin und Professor
Herman-Taylor ein Symposium zu MAP.

So wurde wertvolle Zeit verspielt, MAP bei Tieren, in der Umwelt, im
Trinkwasser und auf und in Lebensmitteln zurück zu drängen. Erst
nachdem jetzt eine große deutsche Sonntagszeitung mit der Schlagzeile
"Alarm! Neue Rinderseuche bedroht die Deutschen" das Problem
skandalisiert, scheint Bewegung zu entstehen. Dr. Priesmeier,
SPD-Agrarpolitiker in "Bild am Sonntag: "Wir dürfen den Kopf nicht
länger in den Sand stecken, wir müssen bei möglichen Gefahren
unverzüglich handeln. Frau Künast sollte umgehend die Forschung
verstärken, damit wir Klarheit über die Gefährdung der Bevölkerung
bekommen." Ein direkter Einstieg in eine Bekämpfung ist aber
offensichtlich immer noch nicht vorgesehen. Für die zweite
Jahreshälfte 2005 kündigt das Künast-Ministerium laut Zeitung erste
einmal an, ein Testverfahren auszuschreiben, mit dem MAP bei Rindern
nachgewiesen werden kann.

Ein Armutszeugnis für den deutschen Verbraucherschutz, meint
Dr. Rainer Schneichel aus Mayen, Vizepräsident des Bundesverbandes
Praktizierender Tierärzte (bpt) und Vizepräsident der
Landestierärztekammer (LTK-RLP).

Ansprechpartner:

Dr. Bernhard Alscher: 0175-9344558, 06782-9944-0, Vorsitzender bpt RLP
Dr. Wolfgang Luft: 0171 - 7745478, 06381-993570 Präsident LTK
Dr. Rainer Schneichel: 0175 - 2223594, 02651-9859-0



 



 

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