Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 02.03.2005

SPD-Bundestagsfraktion: Salmonellen verstärkt bekämpfen


Berlin (aho/lme) - Zur Bekämpfung von Salmonellen und anderen vom Tier auf den
Menschen übertragbaren Infektionskrankheiten (sogenannte Zoonosen) erklärt der
stellvertretende Sprecher der Arbeitsgruppe Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Wilhelm Priesmeier: Die
freiwilligen Maßnahmen der Land- und Ernährungswirtschaft zur Bekämpfung von
Salmonellosen und anderen auf den Menschen übertragbaren Infektionskrankheiten
reichen nicht aus. Dies zeigt die jüngste Welle von schweren
Salmonellen-Infektionen beim Menschen und die Untersuchungen der
Bundesregierung.

Rund 60.000 Salmonellenerkrankungen beim Menschen wurden im Jahr 2004 in
Deutschland gemeldet. Damit ist die Salmonellose die häufigste durch
Lebensmittel übertragene Infektionskrankheit. Bei seltenen Erregertypen wie
Salmonella Bovismorbificans sind die Infektionswege gut nachvollziehbar. Deshalb
konnte bei den jüngst bekannt gewordenen Erkrankungen und bei vermutlich sogar
zwei Todesfällen die Kette bis zum Rohmaterial Schweinefleisch zurückverfolgt
werden. Doch werden viele Erkrankungen, die durch den Verzehr von infiziertem
Schweinefleisch sowie von Hühnerfleisch, Eiern oder Rindfleisch ausgelöst
werden, nicht erkannt.

Im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes ist es deshalb immens wichtig,
dass wir mit effektiveren Massnahmen die Übertragung von Zoonoseerregern auf den
Menschen so weit wie möglich einschränken. Wir brauchen so schnell wie möglich
eine flächendeckende und verbindliche Strategie zur Salmonellenbekämpfung bei
Schlachtschweinen, die die gesamte Lebensmittelkette einschließt. Bisher gibt es
im Bereich der Salmonellenbekämpfung bei Schlachtschweinen lediglich ein
freiwilliges Monitoring- und Bekämpfungsprogramm. In Niedersachsen, das mit
Abstand die meisten Mastbetriebe für Schlachtschweine hat, nehmen rund 20
Prozent der Erzeuger an dem seit 1999 existierenden Kontrollprogramm teil. 2003
wurde das Kontrollprogramm in das QS-System, einem branchenübergreifenden
Qualitätssicherungssystem für Lebensmittel, integriert. Die Daten aus diesem
Monitoringprogramm und anderen Erhebungen zeigen, dass sich in den vergangenen
fünf Jahren das Vorkommen von Salmonellen bei deutschen Schlachtschweinen mehr
als verdoppelt hat und 2004 bei etwa 15 Prozent lag. Die Anzahl der Betriebe
ohne Salmonellenvorkommen hat sich drastisch verringert, so dass es heute kaum
noch salmonellenfreie Bestände gibt. Diese Zahlen geben Anlass zu grosser Sorge.
Sie zeigen, dass unsere bisherigen freiwilligen Massnahmen zur
Salmonellenbekämpfung nicht ausreichen.

Auf EU-Ebene wurde beschlossen, dass die Mitgliedstaaten bis 2009 nationale
Programme zur Bekämpfung von Salmonellen und anderen durch Lebensmittel
übertragene Zoonosen entwickeln müssen. So lange dürfen wir nicht warten. Es
gibt bereits jetzt die Möglichkeit, ein flächendeckendes Programm zu starten.
Die Testverfahren sind ausgereift und haben im Rahmen des QS-Systems ihre
Funktionsfähigkeit bewiesen. Zur Finanzierung stehen neben den
Modulationsmitteln auch EU-Finanzhilfen zur Zoonoseüberwachung zur Verfügung.
Acht andere EU-Länder - darunter Dänemark, Frankreich und die Niederlande -
haben diese Mittel bereits für das Jahr 2005 beantragt.

Da wir den vorbeugenden Verbraucherschutz ernst nehmen und weil wir im
internationalen Wettbewerb dringend gefordert sind, muss das Vorkommen von
Salmonellen bei deutschen Schweinen verringert werden.
Bund und Länder - vor allem aber auch die Land- und Ernährungswirtschaft - sind
aufgefordert, die Bekämpfung der Salmonelleninfektionen sehr ernst zu nehmen.
Auch wenn dies mit zusätzlichen Kosten verbunden ist: Wenn wir jetzt nicht
handeln, werden die Marktchancen für deutsches Schweinefleisch sinken - und das
gefährdet Wirtschaft und Arbeitsplätze.

Wir werden in Kürze eine breit gefächerte Expertenrunde einladen, um umfassend
über eine Minimierungsstrategie für den Salmonelleneintrag auf allen Ebenen der
Lebensmittelkette zu diskutieren. Wir müssen genauso über die Erregerweitergabe
durch Futtermittel, in den Ställen und Schlachthöfen sprechen wie über die
Risiken bei der Weiterverarbeitung, Lagerung und Zubereitung des Fleisches.
Wichtig ist außerdem, dass wir andere für den Menschen gefährliche
Zoonoseerreger im Auge behalten und die Salmonellosebekämpfung in eine
umfassende Strategie zur Zoonosebekämpfung einbinden.


 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de