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AHO Aktuell - 07.02.2005

Strategien gegen multiresistente Krankheitserreger in der Humanmedizin


(idw) - Antibiotikaresistente Staphylokokken sind bedeutende Erreger
von Infektionen in Einrichtungen des Gesundheitswesens. "Die deutliche
Zunahme dieser so genannten Methicillin-resistenten Staphylococcus
aureus (MRSA) in den letzten Jahren ist Besorgnis erregend. Die
Eindämmung gelingt nur, wenn alle Beteiligten bewährte
Präventionsstrategien konsequent umsetzen", betont Reinhard Kurth,
Präsident des Robert Koch-Instituts. Das RKI hatte kürzlich Vertreter
der Krankenhausgesellschaften und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes
zu einem Fachgespräch zum Thema MRSA eingeladen und berichtet über die
Ergebnisse im Epidemiologischen Bulletin 5/2005. Strategien gegen die
weitere Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen in Europa sind Thema im
Februarheft des Bundesgesundheitsblattes. Dort erscheint der Report
über einen Workshop der Weltgesundheitsorganisation, der im RKI
veranstaltet und vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale
Sicherung mitfinanziert worden ist.

Durch den breiten Einsatz von Antibiotika hat Staphylococcus aureus
Resistenzen gegen die "Standardantibiotika" Oxacillin bzw. Methicillin
(deshalb MRSA) entwickelt. Auch in der ambulanten Praxis häufig
eingesetzte Chemotherapeutika wie Fluorchinolone sind gegenüber diesem
Erreger in der Regel nicht wirksam. Die Resistenz schränkt so die
Behandlungsmöglichkeiten im Einzelfall erheblich ein und begünstigt
ihrerseits die weitere Verbreitung. Besondere Risiken bedeuten MRSA
vor allem in chirurgischen Intensivstationen. Der Erreger verursacht
dort insbesondere Lungenentzündungen, Wundinfektionen und Septikämien
(Blutvergiftungen).

Von 1995 bis 2001 gab es nach einer Untersuchung der Paul-Ehrlich-
Gesellschaft aus dem Jahre 2001 einen Anstieg des Anteiles von MRSA an
allen Staphylococcus-aureus-Isolaten von 8 auf 20%. Die Häufigkeit von
MRSA ist in Spanien, Portugal, Frankreich, England und Italien schon
deutlich höher. Die niedrigen MRSA-Raten in den Niederlanden und in
Skandinavien (kleiner als 2 %) zeigen dagegen, dass eine konsequente
Umsetzung von MRSA-Präventionsstrategien in der Lage ist, die
Ausbreitung einzudämmen. "Ein konsequentes MRSA-Management resultiert
nicht nur in vermindertem Leid der betroffenen Patienten, sondern
zahlt sich auch betriebswirtschaftlich aus, weil die hohen, mit dem
MRSA-Problem verbundenen Kosten für Therapie und Pflege der Patienten
sinken", unterstreicht Kurth. In Deutschland zeigen mehrere
Erhebungen, dass die Häufigkeit von MRSA in Krankenhäusern sehr
unterschiedlich ist.

Richtlinien zur Prävention und Kontrolle von MRSA liegen in Form von
Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und
Infektionsprävention beim RKI vor. Sie basieren auf vier grundlegenden
Strategien: die Erfassung des Problems durch Diagnostik und Bewertung
der Befunde gemäß § 23 Infektionsschutzgesetz, die strikte Umsetzung
etablierter Hygienemaßnahmen, die "Sanierung" von MRSA-Trägern (die
das resistente Bakterium auf der Körperoberfläche tragen und noch
nicht erkrankt sind) und dem kontrollierten Einsatz von Antibiotika
(je seltener Bakterien mit Antibiotika in Kontakt kommen, desto
weniger breiten sich resistente Erreger aus). "Gerade dem letzten
Aspekt muss in Zukunft noch größere Aufmerksamkeit gewidmet werden",
fordert Reinhard Kurth.


 



 

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