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AHO Aktuell - 02.02.2005

Öko-Hähnchen: 100 % Biofutter macht Probleme - 99,9 % wäre einfacher


(aid) - Die Übergangsregelung für die EU-Verordnung 1804/99, die die
tierische Veredlung im ökologischen Landbau betrifft, endet am 24.
August 2005. Danach müssen "Öko-Tiere" zu 100 Prozent mit Biofutter
versorgt werden - ein Zusatz synthetisch gewonnener Aminosäuren ist
verboten! Über die hieraus resultierenden Probleme für die
Hähnchenmast berichtete kürzlich das Mitteilungsblatt der
Fleischforschung Kulmbach über Untersuchungen am Institut für
Tierhaltung und Tierschutz, Kitzingen. Geeignet für die Biomast sind
langsamer wachsende Tiere, wie sie bereits in Frankreich gezüchtet
werden. Die Tageszunahmen dieser Hybriden liegen zwischen 28 und 42 g,
sie erreichen nach 70 Masttagen etwa 1.950 bis 2.950g, während schnell
wachsende Broiler mit 58 g täglichen Zunahmen etwa 4.050g
Mastendgewicht erbringen. Die deutlich geringeren
Nährstoffanforderungen langsam wachsender Tiere lassen sich im
Öko-Betrieb durch Getreide und Leguminosen sowie ökologische
Aufwertungsfuttermittel (Sonnenblumen- und Leinkuchen, Sojavollbohnen)
plus konventionelle Proteinkomponenten (Kartoffeleiweiß, Maiskleber,
Bierhefe) befriedigen. Muss dagegen in der 100-Prozent-Bioration der
konventionelle Proteinanteil durch Öko-Futtermittel ersetzt werden,
könnte das zu einem extrem hohen Proteinüberschuss bei erheblichen
Aminosäure-Imbalanzen führen. In Fütterungsversuchen mit energetisch
gleichwertigen (ca. 12,0 MJ/kg) Rationen, bestehend aus A: 86 % Öko-
plus 14 % konventionellen Futtermitteln (Rohprotein (RP) 25,5 %), B:
100 % Öko-Futtermittel (RP 27,2%) oder C: 99,9 % Öko plus 0,1%
DL-Methionin (RP 21.9%) zeigten sich signifikante Unterschiede.
Mastendgewicht und tägliche Zunahmen, aber auch der Futterverbrauch,
lagen bei Ration B am niedrigsten. Der Proteinansatz war mit 687g/kg
Zuwachs bei B deutlich am höchsten. Allerdings lag die
Futterproteinaufnahme bei der 100-Prozent-Bioration 18 bzw. 28 % über
der von A bzw. C. Mit 2,41 Liter Wasser je kg Futter tranken die
B-Tiere besonders viel. Ursache hierfür könnte die hohe
Proteinaufnahme sein, die einerseits den Stoffwechsel belastet und
andererseits über die Nieren entgiftet und ausgeschieden wird.
Entsprechend feucht war auch die Einstreu. Durch Verfütterung einer
mit DL-Methionin angereicherten Bioration ließen sich
Proteinverschwendung und zusätzliche Kosten vermeiden - hierzu müsste
aber die EU-Verordnung geändert werden. Seitens der Zucht bestehen
keine Probleme, hier stehen bereits ausreichend Bio-Mastelterntiere
zur Verfügung. Allerdings müssten die Mehrkosten bei der
Kükenerzeugung durch höhere Erlöse bei der Vermarktung der
Bio-Hähnchen abgedeckt werden. Der Absatz von Öko-Hähnchen ist
allerdings bisher begrenzt.

aid, Dr. Sigrid Baars


 



 

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