Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 01.02.2005

Morbus Crohn: Weiterer Beleg für Beteiligung des Paratuberkuloseerregers


Orlando / Gainesville (aho) - Erneut legen amerikanische
Wissenschaftler einen Beleg für die Beteiligung des Erregers
Mycobacterium avium paratuberculosis (MAP) am Krankheitsbild des
Morbus Crohn beim Menschen vor. MAP ist bei Rindern, Schafen, Ziegen
und vielen anderen Tieren für das Krankheitsbilder der Paratuberkulose
verantwortlich. Ähnlich wie bei Morbus Crohn handelt es sich auch hier
um eine chronische und unheilbare Darmentzündung. Seit
Jahrzehnten wird in Fachkreisen diskutiert, ob durch unerhitzte Milch,
Rohmilchkäse, Oberflächenwasser und mit MAP infiziertes Gemüse der
Erreger zum Menschen gelangt und dort das Krankheitsbild Morbus Crohn
auslöst.


Wie amerikanische Wissenschaftler vom "Veterans Administration Medical
Center (VAMC)" in Orlande und des "Burnett College of Biomedical
Sciences" in Orlando aktuell in einer Fachzeitschrift berichten,
konnten sie MAP mit zwei verschiedenen Methoden in Darmgewebe von
Morbus Crohn Patienten nachweisen. Als Untersuchungsmaterial dienten
entzündlich veränderte Darmteile und angrenzende nicht veränderte
Darmteile, die den Patienten im Verlauf der Erkrankung entfernt werden
musste. Insgesamt wurden 31 Proben von 20 Personen untersucht.

MAP konnte mittels der Methode "PCR"* in 10 von 12 (83%) MC-Patienten
nachgewiesen werden. Der Nachweis gelang sowohl aus entzündlich
veränderten und nicht entzündlich veränderten Bereichen der Proben.

Mit der Methode "FISH"** wurde bei 8 von 12 (67%) Patienten MAP
diagnostiziert. Auch hier gelang der Nachweis aus entzündlich
veränderten und nicht entzündlich veränderten Bereichen der Proben.

Bei Proben von Patienten, die nicht an einer entzündlichen
Darmerkrankung litten, konnte MAP bei einem von sechs Patienten mit
der Methode "PCR"* und mittels "FISH"** bei keinem von sechs
Patienten. Da der Erreger MAP auch in nicht entzündlich verändertem
Probenmaterial nachgewiesen wurde, werten die Wissenschaftler als
einen Beleg für eine systemische Infektion durch den Erreger.

Erst im Herbst 2004 berichtete das Fachjournal "Lancet", dass es
gelungen sei, MAP aus dem blut von Morbus Crohn - Patienten
nachzuweisen (2). Schon im Jahre 2000 war es gelungen, den Erreger aus
der Muttermilch von Morbus Crohn - Patientinnen zu isolieren (3).



(1) Romero C, Hamdi A, Valentine JF, Naser SA.
Evaluation of Surgical Tissue From Patients with Crohn's
Disease for the Presence of Mycobacterium avium
Subspecies paratuberculosis DNA by In Situ Hybridization
and Nested Polymerase Chain Reaction.
Inflamm Bowel Dis. 2005 Feb;11(2):116-125.

(2) Saleh A Naser, George Ghobrial, Claudia Romero,
John F Valentine
Culture of Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis
from the blood of patients with Crohn's disease
Lancet 2004; 364: 1039-44


(3) Naser SA, Schwartz D, Shafran I
Isolation of MAP from breast milk of Crohn's disease patients
Am J Gastroenterol 2000 Apr;95(4):1094-5


--

*Die Polymerase Chain Reaction (PCR, Polymerase Kettenreaktion)
bezeichnet eine Technik, bei der von bestimmten Abschnitten der DNA
(Desoxyribonukleinsäure = die Erbinformation tragenden Ketten in den
Chromosomen) eine Vielzahl von Kopien angefertigt wird. Diese Technik
kann man zum Nachweis von Infektionserregern (z.B. Bakterien, Viren),
zur Erkennung von Erbkrankheiten aber auch zum Nachweis der
Vaterschaft oder Täterschaft ("genetischer Fingerabdruck") verwenden.

**Die Fluorescence-In-Situ-Hybridization (FISH) ist eine
aussagekräftige Methode, welche die Möglichkeit eröffnet,
Nukleinsäuresequenzen (also RNA- als auch DNA-Sequenzen) in Geweben,
Zellen, Zellkernen und Chromosomen sichtbar zu machen. Damit lässt
sich eine Nukleinsäure direkt im biologischen Präparat = "in situ",
also vor Ort, lokalisieren.


 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de