Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 21.01.2005

Aktuelle Publikation in >>Science<< zu Prionerkrankungen


(ukg) - Das international renommierte, amerikanische
Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlicht in seiner "online-
Express-Ausgabe" vom Donnerstag, den 20. Januar 2005, eine gemeinsame
Arbeit von Neuropathologen der Universitäten Göttingen und Zürich
unter dem Titel "Chronic Lymphocytic Inflammation Specifies the Organ
Tropism of Prions".

Die Forscher konnten im Experiment nachweisen, dass sich bei
Prionerkrankungen in allen Organen massiv Prionen ansammeln. Auch in
Niere, Bauchspeicheldrüse und Leber fanden sie Prionen-Ansammlungen,
wenn bei diesen Organen vorher eine Entzündung ausgelöst worden war.
Die Organe galten bislang als "prionfreie" Gewebe.

Bislang war man davon ausgegangen, dass es nach der Aufnahme von
infektiösen Prionen allein in lymphoiden Organen wie den Lymphknoten
und der Milz zu einer Vermehrung der Prionen kommt. Die Forscher aus
Göttingen, Zürich, London und Yale konnten jetzt in ihren
Experimenten zeigen, dass diese Lehrmeinung nicht mehr gültig ist,
wenn Entzündungen vorliegen.

Beteiligt an den Forschungen waren außerdem Immunbiologen der Yale
University School of Medicine, New Haven, USA, und der Abteilung für
Neurodegenerative Erkrankungen am Institut für Neurologie der Medical
Research Council Prion Unit, Großbritannien. Zu den Erst-Autoren der
veröffentlichten Arbeit gehört unter anderem Privatdozent Dr. Marco
Prinz, Abt. Neuropathologie des Bereichs Humanmedizin - Universität
Göttingen.

In Tierversuchen mit Mäusen wurden fünf Entzündungsmodelle in drei
Organen durchgespielt: Niere, Bauchspeicheldrüse und Leber. Das
Ergebnis war überraschend: Nach einer experimentell ausgelösten
Entzündung konnten in allen Organen massive Prionen-Ansammlungen
nachgewiesen werden. "Die Prionen wandern bevorzugt dorthin, wo sie
entzündetes Gewebe finden", erläutert Privatdozent Dr. Marco Prinz
das Ergebnis.

Die Forscherinnen und Forscher schließen daraus, dass die gegenwärtige
Risiko-Klassifikation nur dann gültig ist, wenn das betroffene Tier
zwar mit Prionen infiziert ist, ansonsten jedoch gesund ist. Falls
eine zusätzliche Entzündung vorhanden ist - sei es durch einen Virus,
ein Bakterium oder eine Autoimmunerkrankung - erweitert sich das
Spektrum der prionenhaltigen Organe wesentlich. Nach Ansicht des
Göttinger Co-Autors, Privatdozent Dr. Marco Prinz, ist es daher
wichtig, "die mit Mäusen gewonnenen Erkenntnisse in einem nächsten
Schritt bei landwirtschaftlichen Nutztieren wie Schafen und Rindern zu
überprüfen".

Im Rahmen der laufenden Kooperationen zwischen den neuropathologischen
Instituten in Göttingen und Zürich werden die Forscher weitere
Schnittstellen zwischen Lymphorganen und Gehirn bei Prionerkrankungen
untersuchen.

Prionenerkrankungen:

Prionenerkrankungen sind bis heute unheilbar. Typisch für den
Krankheitsverlauf sind Bewegungsstörungen, die sich sehr rasch
entwickeln, sowie eine fortschreitende Demenz, die durch einen
Nervenzellverlust hervorgerufen wird.

Als häufigste Infektionsform bei den meisten Prionerkrankungen gilt
die orale Aufnahme von infizierten Stoffen. Wie bei der so genannten
"Bovinen Spongiformen Enzephalopathie" (BSE) beim Rind oder "Scrapie"
beim Schaf wird auch bei der neuen Variante der "Creutzfeld-Jakob
Erkrankung" (vCJD) die Infektion wahrscheinlich durch den Verzehr von
BSE-verseuchtem Fleisch hervorgerufen.


 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de