Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 20.11.2004

Entspannte Rückstandssituation bei Fleisch: Umweltkontaminanten deutlich rückläufig


Kulmbach (idw) - Nachdem kürzlich in den Niederlanden wieder einmal
dioxinhaltige Futtermittel aufgetaucht sind, stellen sich viele
Verbraucher die Frage, wie belastet das Lebensmittel Fleisch
eigentlich generell durch Umweltkontaminanten ist. Auch wenn in dem
aktuellen Fall keine Gefährdung der Konsumenten gegeben war, so ist
doch bekannt, dass Schadstoffe wie Dioxin, Schwermetalle oder
organische Kontaminanten aus dem Futter in das Fleisch, die Milch und
die Eier von Nutztieren gelangen, sich dort anreichern und
auf diesem Wege auf unsere Teller kommen können. Die
Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (Standort
Kulmbach) hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, in der sie die
aktuelle Situation darstellt. Danach ist die Belastung des
Lebensmittels Fleisch mit Umweltschadstoffen klar rückläufig.

Schwermetallgehalte stark zurückgegangen

Die Bleigehalte in Fleisch - wie auch in anderen Lebensmitteln - sind
in den letzten 20 Jahren infolge gesetzlicher Regelungen wie dem
Verbot von verbleitem Kraftstoff stark zurückgegangen. In
Schweineleber sind zum Beispiel nur noch rund 0,04 mg/kg Frischmasse
zu finden, im Muskelfleisch 0,01 mg/kg. Damit werden die gültigen
EU-Höchstwerte für Blei weit unterschritten. Auch die Cadmium- und
Quecksilberkonzentrationen im Fleisch haben deutlich abgenommen -
Folge des rückläufigen Eintrags dieser Schwermetalle in die Umwelt.
Das Quecksilber zum Beispiel stammte fast ausschließlich aus dem
Einsatz von Saatbeizmitteln, die in der Bundesrepublik Deutschland in
den 80er Jahren verboten wurden.

PCB und Dioxin

Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind eine äußerst vielfältige chemische
Gruppe mit zahlreichen technischen Verwendungsmöglichkeiten. Sie
wurden in den USA bis 1977, in Deutschland bis 1983 großtechnisch
hergestellt. Die Gehalte der für das Lebensmittel Fleisch wichtigsten
PCB-Indikatoren zeigten nach 1984 eine klar zu erkennende Abnahme und
lagen vor 10 Jahren um mehr als eine Zehnerpotenz unter den zulässigen
Höchstwerten. Hinsichtlich Dioxin ergab eine repräsentative
Untersuchung der Bundesforschungsanstalten aus den Jahren 1996-98,
dass ein Bundesbürger durch den Konsum von Lebensmitteln nur etwa die
Hälfte des in Deutschland angestrebten Zielwertes von 1 pg TEQ/kg
Körpergewicht und Tag aufnimmt; davon entfallen rund 13 % auf Fleisch
und Fleischprodukte.

Tschernobyl wirkt nach

Als Folge des Reaktorunfalls in Tschernobyl 1986 sind noch heute in
einigen deutschen Waldgebieten, vor allem in bestimmten Regionen
Bayerns, erhöhte Mengen des Cäsium-Isotops 137 nachweisbar. Demzufolge
kann Rehwild und vor allem Schwarzwild in den betroffenen Gebieten
jahreszeitlich schwankend erhöhte Radiocäsiumkontamination aufweisen.
Das Radiocäsium verbleibt im Waldökosystem und verringert sich
praktisch nur mit der physikalischen Halbwertszeit von 30 Jahren.
Damit aus den kritischen gebieten keine Tiere mit mehr als 600 Bq/kg
Frischmasse in den Handel gelangen, müssen die Tiere dort noch viele
Jahre lang kontrolliert werden.

Gesetzliche Regelungen greifen

Aus den Untersuchungen geht hervor, dass die Gehalte an
Schwermetallrückständen und Chlorkohlenwasserstoffen in Fleisch und
Fleischprodukten in den letzten 25 Jahren klar zurückgegangen sind.
Das Lebensmittel Fleisch ist heute so gering mit Umweltkontaminanten
belastet wie nie zuvor. Dieses erfreuliche Ergebnis ist vor allem
darauf zurückzuführen, dass der Gesetzgeber auf die von der
Wissenschaft erkannten Probleme reagiert hat und die erlassenen
Gesetze und Verordnungen gegriffen haben. Da aber jederzeit neue
unerwünschte Stoffe in die Umwelt und damit in die Nahrungskette
gelangen können, müssen die Anstrengungen von Wissenschaft und Politik
weitergehen, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und zu
minimieren.

Dr. K.-H. Schwind
"Umweltkontaminanten im Lebensmittel Fleisch: Wie viel und woher?"
Mitteilungsblatt BAFF Nr. 163, 2004, S. 39-50



 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de