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AHO Aktuell - 19.11.2004

Offener Brief des DRV an Greenpeace


Bonn (aho/lme) - Die Organisation Greenpeace e. V. hat eine
Neuauflage ihrer Broschüre "Essen ohne Gentechnik" mit Fokussierung
auf Molkereiprodukte angekündigt. Aus Sicht des Deutschen
Raiffeisenverbandes e. V. (DRV) leistet diese Aktion keinen Beitrag
zur Versachlichung der öffentlichen Diskussion über Grüne Gentechnik,
sondern führt zu einer wissenschaftlich völlig unbegründeten
Verunsicherung der Verbraucher. Die Haltung des DRV in Bezug auf die
Vorgehensweise von Greenpeace hat der DRV der Organisation am 18.
November 2004 in Form eines Offenen Briefes mitgeteilt.

Der Offene Brief steht hier als PDF-Dokument zur Verfügung.

Greenpeace-Einkaufsratgeber "Essen ohne Gentechnik"

Sehr geehrter Herr Hissting,

mit Schreiben vom 4. November 2004 haben Sie erneut einige unserer
Molkereiunternehmen aufgefordert, Ihnen Auskünfte in Bezug auf eine
geplante Neuauflage der o. g. Broschüre zu erteilen.

Ein sachlicher, offener Umgang mit allen Aspekten der Lebens- und
Futtermittelproduktion ist zentrales Anliegen des Deutschen
Raiffeisenverbandes und aller von uns vertretenen Lebens- und
Futtermittelunternehmen. Eine Kommunikation des Themas Grüne
Gentechnik in der von Ihnen praktizierten Weise lehnen wir ab, da Ihre
Broschüre keinen Beitrag zur dringend gebotenen Versachlichung der
Thematik leistet, sondern vielmehr zu einer wissenschaftlich völlig
unbegründeten Verunsicherung des Verbrauchers führt.

Wir haben unseren Unternehmen daher empfohlen, Ihnen keine
entsprechenden Auskünfte zu erteilen. Dass hierdurch eine Einstufung
der von Ihnen angeschriebenen Molkereien in die "Rote Kategorie" Ihrer
Broschüre erfolgt, ist uns bewusst.

Gentechnisch veränderte Futtermittel sind seit Jahren fester
Bestandteil der Erzeugung von Milch-, Fleisch- und Geflügelprodukten.
Allein Ihre Absicht, die geplante Neuauflage Ihrer Broschüre auf
Molkereiprodukte fokussieren zu wollen, erweckt bei uns den Anschein,
dass Sie an einer sachlichen und umfassenden Darstellung der
Futtermittel-Thematik nicht interessiert sind. Vielmehr sehen wir
unseren Eindruck bestätigt, dass Sie versuchen, das verdientermaßen
ausgezeichnete Renommee sicherer, qualitativ hochwertiger und
Verbraucher geschätzter Molkereiprodukte bewusst zu schädigen.

Ungeachtet aller international gewonnenen wissenschaftlichen
Erkenntnisse suggeriert Ihre Broschüre dem Verbraucher, dass
Lebensmittel, die von Tieren stammen, denen gentechnisch veränderte
Futtermittel verabreicht wurden, nicht sicher seien. Zudem erwecken
Sie den Eindruck, dass ein genereller Verzicht auf gentechnisch
veränderte Futtermittel in der Erzeugung tierischer Lebensmittel
möglich sei. Die seit Jahren gegebenen Marktverhältnisse und die
strengen europäischen und nationalen Kennzeichnungs-Regelungen für
gentechnisch veränderte Lebens- und Futtermittel werden von Ihnen
nicht kommuniziert.

Um eine missbräuchliche Verwendung von Begriffen zu unterbinden und
den Verbraucher vor Täuschungen zu schützen, hat der nationale
Gesetzgeber in einer eigenständigen Verordnung explizit festgelegt,
wann in Deutschland der Begriff "ohne Gentechnik" in Zusammenhang mit
Lebensmitteln verwendet werden darf. Voraussetzung hierfür ist die
Erfüllung von strengen Vorgaben, die sich auf sämtliche Futtermittel,
Futtermittel-Zusatzstoffe, auf die Lebensmittel-Verarbeitung und auf
die Tierarzneimittel-Situation auf den landwirtschaftlichen Betrieben
beziehen. Im Rahmen Ihrer Kategorisierung von Unternehmen beziehen Sie
sich jedoch nur auf gentechnisch veränderte Pflanzen, die lediglich
einen Teil gentechnisch veränderter Futtermittel stellen. Aus unserer
Sicht führt daher allein der Broschüren-Titel "Essen ohne Gentechnik"
den Verbraucher in die Irre.

Wir bitten Sie, von weiteren Schreiben an unsere Unternehmen
abzusehen.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Dr. Rolf Meyer





 



 

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