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AHO Aktuell - 11.11.2004

Finanzmanipulationen: Berliner Tierschützer unter Verdacht


Berlin (aho) - Der Berliner Tierschutzverein und das zu ihm gehörende
Tierheim Berlin sind jetzt auch ein Fall für die Staatsanwaltschaft.
Juristen und Steuerberater sind nach Angaben von Vereinspräsident
Wolfgang Apel auf Unterlagen gestoßen, "aus denen Finanzmanipulationen
erkennbar sind". Wegen des Verdachts des Betrugs und der persönlichen
Bereicherung hat Apel deshalb am Mittwochabend Strafanzeige gegen vier
ehemalige Führungskräfte gestellt, die am vergangenen Sonnabend auf
einer Vorstandssitzung überraschend zurückgetreten sind, entlassen
wurden oder mit sofortiger Wirkung kündigten. Dies berichten
verschiedenen Zeitungen wie die Berliner Zeitung und die Berliner
Morgenpost.

Der Betrugsverdacht richtet sich laut Zeitungen gegen den bisherigen
1. Vorsitzenden Volker Wenk, die 2. Vorsitzende Simone Mierheim und
die Geschäftsführer Carola Ruff und Rainer Polle.

Den ersten Erkenntnissen zufolge soll Spendengeld nicht immer für
Zwecke des Tierschutzes eingesetzt worden sein. Es fehlt in der
Kasse. Über die genaue Schadenshöhe lägen noch keine aussagekräftigen
Daten vor, wird Apel in der Berliner Morgenpost zitiert. Bislang gibt
es aber nur diesen Anfangsverdacht eines Betrugs. Alle vier früheren
Führungskräfte haben inzwischen Hausverbot. Nur Rainer Polle, der
geschasste Geschäftsführer, äußert sich. Er sagt: "Ich bin mir keiner
Schuld bewusst." Er sei vier Monate im Amt gewesen. "Von finanziellen
Ungereimtheiten kann keine Rede sein", sagt er. "Jede Buchung musste
von mindestens zwei Vorstandsmitgliedern unterschrieben werden.

Apel zeigte sich im Namen des Vorstandes von den Vorgängen
"geschockt". Es werde ohne Ansehen der Person alles unternommen, dass
die "Verursacher dieses nicht nur materiellen Schadens jeden Cent
zurückbezahlen müssen". Seitdem die Personalturbulenzen im Verein
bekannt sind, hatte Apel bisher allerdings nur von "unüberbrückbaren
Differenzen zur Philosophie des Tierschutzgedankens" gesprochen.

Wenk war 15 Jahre Geschäftsführer des Tierschutzvereins und im
Dezember 2003 in den Ruhestand getreten. Seitdem fungierte er
ehrenamtlich als 1. Vorsitzender. Seine Frau Carola Ruff - lange
stellvertretende Geschäftsführerin und Tierheim-Sprecherin - folgte
ihm im Amt. Beide sind nach wie vor nicht erreichbar. Ruff soll
mittlerweile eine Kur angetreten haben.

Ihr bisheriger Geschäftsführerkollege Rainer Polle - einst
CDU-Wirtschaftsstadtrat in Lichtenberg - sagte gestern Abend: "Ich
sehe der ganzen Angelegenheit gelassen entgegen." Er habe sich nichts
zuschulden kommen lassen. Polle war erst seit 1. Juli im Amt, aber
seitdem im Verein für die Finanzen zuständig.

Indes ist Apel laut Zeitung um Schadensbegrenzung bemüht. Der geplante
Eintritt ins Tierheim, ein Euro pro Person, ist vom Tisch. Die
bisherige Gebührenliste sah für die Aufnahme der Tiere einen Preis von
bis zu 150 Euro für Hunde und 65 Euro für Katzen vor. Tierheimleiter
Michael Begall und Wolfgang Apel, die vorerst die Geschäfte des
Vereins führen, stimmen überein, dass die Belastungen im
3-Millionen-Euro-Jahresetat für Betriebskosten auf andere Art
kompensiert werden müssen, so durch mehr Spender, Mitglieder und
schnellere Vermittlung von Tieren. Begall gegenüber der Presse: "Auch
die Broschüre, die ein Abgabeverbot von jungen Hunden an Rentner
beinhaltete, ist eingestampft."

Auch werde bei mittellosen Personen auf eine Abgabegebühr für Tiere
verzichtet. Apel kündigte auch eine Imagekampagne für das Tierheim
Berlin - das größte Europas - an. So sollen die Öffnungszeiten
verlängert werden. 2005 sei zudem eine "Gala für die Tiere" mit Stars
von Film, Bühne und Show-Business geplant.

Tierschutzvereine werden Deutschland immer wieder von Finanzskandalen
erschüttert. So traf es den Verein "Arche 2000
Welt-Tierhilfe"
und das "Deutsche Tierhilfswerk".



 



 

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