Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 14.10.2004

Bluetongue bei Rindern in Südspanien


Madrid / Paris (aho) - In einer im südspanischen Jimena de la Frontera
(Provinz Cadiz) gelegenen Rinderhaltung mit 695 Tieren ist die
Viruserkrankung "Bluetongue" aufgetreten. Das teilt das Internationale
Tierseuchenamt in Paris mit.

Bluetongue ist eine nichtkontagiöse (nicht ansteckende), durch
Insekten übertragene Viruserkrankung der Schafe, Ziegen, Rinder und
wildlebenden Wiederkäuer. Sie gilt als für den Menschen ungefährlich.
Die Seuche ist eine der 16 Krankheiten der Liste A des Internationalen
Tierseuchenamtes (OIE). Seuchen der Liste A sind definiert als
"übertragbare Krankheiten, die sich ungeachtet der Landesgrenzen sehr
schnell und gefährlich ausbreiten können, die mit schweren
sozialökonomischen und volksgesundheitlichen Folgen verbunden sind und
deren Auswirkungen auf den internationalen Handel mit Tieren und
tierischen Produkten beträchtlich sind".

Charakteristik

Bluetongue ist eine Schleimhauterkrankung, die mit Kongestion (starke
Durchblutung), Schwellungen und Hämorrhagien (Blutungen) einhergeht.
Sie kann unterschiedlich starken Verlauf nehmen, und die Mortalität
hängt von der Virulenz des Virusstammes und von Art und Rasse der
betroffenen Tiere ab. Schafe sind in der Regel am stärksten betroffen,
während Rinder und Ziegen gewöhnlich keine klinischen Symptome zeigen;
sie können für gewisse Zeit Virusträger sein und den Erreger auf
andere Wiederkäuer übertragen.

Klinische Symptome

Obgleich die Krankheit unterschiedlichen Verlauf nehmen kann, treten
beim Schaf in der Regel folgende Symptome auf: Fieber, allgemeine
Schwäche, Geschwüre im und um das Maul (Zahnfleisch, Backen und
Zunge), bei einer kleinen Anzahl Tiere einhergehend mit der typischen
Blau-Rot-Färbung der Zunge, Rötungen und Hämorrhagien des oberen
Klauenrandes, Lahmen, mitunter auch Aborte und kongenitale
Missbildungen. Mit einer Befallsrate von 0-50 % (Lämmer sind am
stärksten betroffen) ist die Mortalität variabel. Beim Rind verläuft
die Krankheit in der Regel subklinisch, was dazu führen kann, dass
Rinder für geraume Zeit noch eine Infektionsquelle für Schafe
darstellen. In rund 5% aller Rindererkrankungen kommt es mitunter zu
Fieber, verstärkter Speichelsekretion, Kongestion sowie Schwellungen
und Geschwüren im Maul.

Übertragungswege

Die Krankheit wird durch Stechmücken der Gattung Culicoides
übertragen, die zu den belebten Vektoren zählen. Ohne Insekten ist
eine Ansteckung, beispiels- weise durch direkten oder indirekten
Kontakt zwischen Tieren, nicht möglich. In seltenen Fällen kann das
Virus über das Sperma ausgeschieden werden, soweit die Tiere virämisch
sind. Kontaminiertes Sperma kann Empfängerkühe zwar infizieren, dürfte
jedoch kaum dazu führen, dass sich die Seuche in einem Gebiet ohne
stechmückenreiche Biotope etabliert. Fleisch, Milch und Milchprodukte
von infizierten Tieren spielen bei der Erregerübertragung keine Rolle.

Verbreitung

Bluetongue ist in Afrika, im Nahen Osten, auf dem Indischen
Subkontinent, in China, den USA und Mexiko, wo belebte Vektoren
ganzjährig aktiv sind, klinisch präsent. Virusstämme ohne typisches
Krankheitsbild sind in Südostasien, im nördlichen Südamerika, in
Nordaustralien und in Papua Neuguinea nachgewiesen worden. Im Jahre
2000 hat sich Bluetongue in Schafbeständen auf den Balearen,
Sardinien, Sizilien und Korsika bestätigt. Die Vektoren werden in der
warmen Jahreszeit auch in vielen anderen Gebieten der Europäischen
Union gefunden.

Einschleppungsrisiko

Bluetongue kann in freie Regionen eingeschleppt werden durch den
Handel mit infizierten Tiere, die Verschleppung von Insekten durch
Flugzeuge und Winde und über das Sperma infizierter Tiere. Der
Bluetongue-Erreger kann zwar durch Tierbewegungen in freie Regionen
eingeschleppt werden, er kann jedoch nur überleben, wenn geeignete
Vektoren und eine empfängliche Wirtspopulation präsent sind.

Bekämpfung und Tilgung

Die Maßnahmen zur Bekämpfung und Tilgung der Seuche umfassen:

+ die Vernichtung der Vektoren (durch Verwendung von Insekten-
vernichtungsmitteln in Stallungen und Bereichen, in denen Insekten
leben und nisten, Besprühen von Tieren mit Insektenschutzmitteln,
Verwendung von Moskitonetzen, usw.);

+ Verbringungssperren für lebende Wiederkäuer aus den betroffenen
Gebieten, da die Seuche über diese Tiere in Gebiete mit bisher nicht
infizierter Vektorpopulation eingeschleppt kann;

+ die Verwendung von Impfstoffen, die dazu beitragen können, die
Schwere der klinischen Symptome betroffener Tiere und die
wirtschaftlichen Verluste zu reduzieren.

Die Richtlinie 2000/75/EG des Rates regelt die Bekämpfung und Tilgung
der Blauzungenkrankheit, und angesichts der Seuchenlage in bestimmten
Gebieten Frankreichs, Griechenlands, Italiens und Spaniens hat die
Kommission mit der Entscheidung 2001/138/EG Schutz- und
Überwachungszonen festgelegt.


 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de