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AHO Aktuell - 09.10.2004

Vogelgrippe: Bedrohung für Europa?


Gastein (aho) - Der taiwanesische Gesundheitsminister Dr. Chien-Jen
Chen warnt im Rahmen des European Health Forum Gastein vor einem
neuerlichen Ausbruch einer Vogelgrippe-Epidemie. Nach einer ersten
Vogelgrippe-Welle im ersten Quartal dieses Jahres wurden vor kurzem in
Vietnam, Thailand, China und Indonesien neuerliche Ausbrüche der
Tierseuche gemeldet.

Die Nachricht, dass in Thailand der erste Fall von
Mensch-zu-Mensch-Übertragung vermutet wird, lässt Schlimmeres
befürchten: Sollte sich der Verdacht bestätigen und eine Übertragung
des Vogelgrippe-Virus von Mensch zu Mensch möglich sein, so würde dies
schwere Folgen weltweit haben. "Die Krankheit würde sich rasant und
exponentiell ausbreiten. Eine infizierte Person könnte die Krankheit
auf mehrere Personen gleichzeitig übertragen. Hier liegt ein Vergleich
mit SARS nahe, der Virus könnte sich weltweit vermehren. Von Asien bis
hin in die USA und Europa", warnt Minister Dr. Chen. In Thailand hat
sich eine 26 Jahre alte Frau möglicherweise bei ihrer Tochter mit dem
aggressiven Virustyp H5N1 infiziert. Sie hatte ihre Tochter gepflegt,
die mit Vogelgrippe-ähnlichen Symptomen in ein Krankenhaus gebracht
worden war und mittlerweile daran gestorben ist. Eine abschließende
Bestätigung steht noch aus. Doch schon jetzt stellt die Vogelgrippe
eine Bedrohung für Europa dar. Importe von Lebend-Geflügel aus
asiatischen Ländern sowie Zugvögel bilden potenzielle Risikofaktoren,
die den Virus länderübergreifend verbreiten können. Eine weitere
Gefahrenquelle: Würde ein Mensch gleichzeitig mit einem herkömmlichen
Grippevirus und dem Geflügelpest-Virus infiziert werden, könnte es zur
Neubildung eines Grippevirus kommen, der die gesamte Menschheit
treffen könnte. Ein Gegenmittel bzw. ein Impfstoff müsste dann erst
entwickelt werden.

Maßnahmen im Kampf gegen den Virus: Infrarot-Kameras auf Flughäfen

Taiwan ist bis dato sehr erfolgreich im Kampf gegen die Vogelgrippe,
es konnte noch kein Fall des H5N1 Virus nachgewiesen werden. Dennoch
besteht erhöhte Alarmbereitschaft. Eine Reihe von Maßnahmen schützen
vor der Ausbreitung des Virus. So werden Zugvögel sowie sämtliche
Hühnerfarmen überwacht. Wann immer ein Vogel krank erscheint, wird er
unter Quarantäne gestellt und getestet. Doch nicht nur im Tierreich
werden Maßnahmen gesetzt, auch Menschen sind in Taiwan von den
Vorkehrungen gegen eine Epidemie betroffen. In Krankenhäusern wird bei
allen PatientInnen mit Fieber der exakte Virustypus festgestellt. Auf
Flughäfen sind Infrarot-Kameras installiert, die anzeigen, we nn ein
Reisegast eine erhöhte Körpertemperatur aufweist. Bereits mehr als 70
Personen wurden auf diesem Weg auf den Vogelgrippe-Virus hin
untersucht. Bisher gibt es keinen Impfstoff gegen den Virus - weder
für Menschen noch für Tiere. Auch in Taiwan wird an der Entwicklung
eines Impfstoffes geforscht. Denn dieser, so Minister Dr. Chen, ist
die einzige Möglichkeit, um einer Ausbreitung des Virus langfristig
und effizient entgegenzuwirken. Mindestens 29 Menschen sind in diesem
Jahr der Vogelgrippe bereits zum Opfer gefallen, etwa 100 Millionen
Hühner starben oder wurden vorsorglich getötet. Die Geflügelpest wird
durch ein Influenza -Virus hervorgerufen und in seltenen Fällen von
Geflügel auf Menschen übertragen. Die Infektion erfolgt über direkten
Kontakt, das Einatmen von Kotstaub sowie den Verzehr von ungekochtem
Hühnerfleisch bzw. Eiern.

Zur Person:

Der taiwanesische Gesundheitsminister Dr. Chien-Jen Chen ist
studierter Mediziner und seit vielen Jahren als Professor an
nationalen und internationalen Universitäten tätig. Er veröffentlichte
eine Reihe von Aufsätzen in namhaften Publikationen (u.a. New England
Journal of Medicine) und ist Träger zahlreicher Auszeichnungen (z.B.
Outstanding Anti-Cancer Research Award Taiwan; Medical Research Award
der United Medical Foundation). Darüber hinaus ist er Mitglied im SARS
Advisory Committee.



 



 

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