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AHO Aktuell - 04.09.2004

Toxoplasmosegefahr: Rohes Geflügelfleisch nicht an Katzen verfüttern


Beltsville (aho) - Katzenhalter sollten kein rohes Fleisch von
Freilandgeflügel an Katzen verfüttern. Sie können ihre Tiere hierdurch
mit dem Parasiten Toxoplasma gondii infizieren. Dies ist einer
Veröffentlichung amerikanischer Wissenschaftler des
Landwirtschaftsministeriums in Beltsville (Maryland) im Fachjournal
"Journal of Parasitology" zu entnehmen. Sie hatten 188 Hühner aus 14
Counties (Landkreise) in Ohio und elf Hühner von einer Schweinefarm in
Massachusetts untersucht. Dabei wurden sie bei 20 Freilandhühnern aus
Ohio fündig. Daraufhin verfütterten sie infiziertes Geflügelfleisch an
Toxoplasmose-freie Katzen. Nach einiger Zeit schieden die Katzen
Toxoplasma-Oocysten aus, was eine Vermehrung der Parasiten in den
Katzen belegt.

Von ähnlichen Befunden berichten amerikanische und israelische
Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Veterinary Parasitology". Sie
hatten das Blut, die Herzen und die Gehirne von 96 Freilandhühner
einer kommerziellen Geflügelhaltung in Israel auf Toxoplasma gondii
untersucht. Dabei fanden sie in 45 Blutproben Antikörper gegen den
Parasiten. Mit anderen Untersuchungsmethoden konnten sie häufig
Toxoplasmen in den Gehirnen und in den Herzen der Hühner feststellen.
Die Wissenschaftler sehen weiteren Forschungsbedarf, um das Risiko für
den Konsumenten von Geflügelfleisch näher zu bestimmen (2).

Hauptüberträger der Toxoplasmen sind Katzen. Sie scheiden den
Parasiten mit dem Kot aus. Zu einer Infektion kann es kommen, wenn
Katzenbesitzer eine Katzentoilette reinigt oder der Mensch
Gartengemüse oder Salate isst, die zufällig mit Katzenkot verunreinigt
sind. Toxoplasmen werden auch in rohem Schweinefleisch gefunden, so
dass auch eine Infektion durch den Verzehr von z.B. rohem Hackfleisch
erfolgen kann. Auch hier erfolgt die Infektion im Stall oder im
Freiland durch Katzen (3).

Auch unter Menschen ist der Toxoplasma-Parasit weit verbreitet.
Solange das Immunsystem nicht geschwächt ist, verursacht er
allerdings keine Schäden. Eine besondere Bedeutung besitzt die
Infektion für Schwangere, da bei einer Erstinfektion während der
Schwangerschaft eine Übertragung der Parasiten auf das ungeborene Kind
möglich ist. Kommt es danach nicht zu einem Abort (Fehlgeburt) oder
einer Totgeburt, so kann das Erscheinungsbild der vorgeburtlichen
Toxoplasma-Infektion beim Neugeborenen von den seltenen schweren
Schäden bis zu subklinischen, zunächst nur serologisch (im Bluttest)
nachweisbaren, Infektionen reichen. Bei klinisch nicht feststellbaren
Infektionen können sich jedoch nach vielen Monaten oder Jahren Schäden
einstellen, die besonders das Zentralnervensystem (psychomentale
Retardierung) und die Augen (Retinochorioiditis, Erblindung)
betreffen. Bei Kindern konnte ein Zusammenhang zwischen
Hyperaktivität, niederem Intelligenzquotienten und hohen
Toxoplasmawerten festgestellt werden.

Fußgänger und Fahrzeuglenker, die an einer latenten Infektion mit
Toxoplasma gondii leiden, sind mehr als doppelt so häufig schuldhaft
in Verkehrsunfälle verwickelt als nicht infizierte Verkehrsteilnehmer.
Das ist das Fazit einer Studie tschechischer Wissenschaftler, die ihr
Ergebnis in der Fachzeitschrift "BMC Infectious Diseases". Die
Forscher sind der Meinung, dass infizierte Menschen durch die
Toxoplasma-Zysten im Nervengewebe an Konzentrationsschwäche leiden und
so eher Unfälle verschulden (4).

Eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern vermutet Infektionen als
Ursache psychiatrischer Krankheiten. Der Virologe Fuller Torrey vom
Stanley Research Center in Maryland, USA, nach einer Studie zu dem
Ergebnis, dass eine Infektion durch den Katzenparasit Toxoplasma
gondii für Schizophrenie verantwortlich sein könnte. Torrey hatte
zusammen mit seinem Kollegen Robert Yolken von der John Hopkins
University of Medicine in Baltimore 53.000 Blutproben untersucht, die
schwangeren Frauen entnommen worden waren. Die Analyse ergab, dass
Mütter Schizophrener häufiger Antikörper gegen Herpes und Toxoplasmose
in ihrem Blut trugen als Gesunde. Die Toxoplasmose, glaubt Torrey,
schädigt den Hippocampus der Kinder, das Zentrum des limbischen
Systems, das Gefühle und Verhalten steuert. Torry konnte den
Zusammenhang zwischen Schizophrenie durch eine Auswertung von
einer Vielzahl internationaler Arbeiten weiter erhärten.


(1) Dubey JP, Graham DH, Dahl E, Sreekumar C, Lehmann T, Davis MF,
Morishita TY. Toxoplasma gondii isolates from free-ranging chickens
from the United States. J Parasitol. 2003 Oct;89(5):1060-2.

(2) J. P. Dubey, H. Salant, C. Sreekumar, E. Dahl, M. C. B. Vianna, S.
K. Shen, O. C. H. Kwok, D. Spira, J. Hamburger and T. V. Lehmann
High prevalence of Toxoplasma gondii in a commercial flock of chickens in
Israel, and public health implications of free-range farming
Veterinary Parasitology, Vol 121, 3-4 , 26 May 2004, Pages 317-322

(3) Nohra E. Mateus-Pinilla, Bruce Hannon and Ronald M. Weigel
A computer simulation of the prevention of the transmission of Toxoplasma
gondii on swine farms using a feline T. gondii vaccine
Preventive Veterinary Medicine
Volume 55, Issue 1, 10 September 2002, Pages 17-36

(4) Jaroslav Flegr, Jan Havlícek, Petr Kodym, Marek Maly´, Zbynek Smahel
Increased risk of traffic accidents in subjects with latent toxoplasmosis:
a retrospective case-control study
BMC Infectious Diseases 2002, 2:11 (online)



 



 

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