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AHO Aktuell - 29.08.2004

Geflügelpest: Keine neue Gefährdungslage durch Erregerfunde im Schwein


Greifswald - Insel Riems (aho) Das Friedrich-Loeffler-Institut sieht
im Fund des Vogelgrippe-Erregers bei Schweinen in China keinen Anlass
für eine erhöhte Gefährdung des Menschen. Der Senat der
Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des BMVEL teilt hierzu
mit:

Am 20. August berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP, dass
nach Angaben chinesischer Behörden erstmals "ein tödlicher Stamm von
Vogelgrippe-Viren in Schweinen entdeckt worden" sei. Dabei handelt es
sich um die Wiedergabe einer Äußerung der Leiterin des chinesischen
Referenzlabors für aviäre Influenza, Dr. Chen Hualan. Danach war bereits
im Jahre 2003 in vier Beständen der südostchinesischen Provinz Fujian
ein Virus vom Typ H5N1 gefunden worden, allerdings nur bei sehr wenigen
Tieren und auch nur in sehr geringer Menge. Ein Hinweis darauf findet
sich unter anderem bereits in einer aus dem Juli dieses Jahres
stammenden Veröffentlichung.

Dieser Virustyp wurde seit dem vergangenen Jahr als Ursache zahlreicher
Ausbrüche von Geflügelpest ("Vogelgrippe") in mehreren Ländern
Südostasiens festgestellt, in deren Verlauf mehrere Hundert Millionen
Hühner und Enten getötet werden mussten. Er wird auch für insgesamt 27
Todesfälle beim Menschen in Vietnam und Thailand verantwortlich gemacht.
Nach weiteren, bisher allerdings inoffiziellen Berichten ergaben
genauere Untersuchungen, dass sich der bei Schweinen nachgewiesene
Erreger von dem Hühnervirus nicht unterscheidet, sodass mögliche
Befürchtungen, dass ein "neues" Influenzavirus mit einem möglicherweise
höheren Gefährdungspotenzial für den Menschen bereits entstanden sein
könnte, unbegründet sind. WHO und FAO haben von den chinesischen
Behörden offizielle Stellungnahmen und weitere Detailinformationen
gefordert. Am 24. August wurden daraufhin vom chinesischen
Landwirtschaftsministerium alle Berichte über den Nachweis des
Geflügelpestvirus bei Schweinen in China als nicht zutreffend
zurückgewiesen.

Unabhängig vom möglichen Wahrheitsgehalt beider Meldungen verweist das
Friedrich-Loeffler-Institut (vormals Bundesforschungsanstalt für
Viruskrankheiten der Tiere) darauf, dass der Nachweis von aviärem
Influenzavirus bei Schweinen, die mit an Geflügelpest erkrankten Hühnern
gemeinsam gehalten werden, kein überraschendes Ereignis darstellt. Bei
intensivem Erregerkontakt können einzelne Infektionen bei Schweinen
ebenso wie beim Menschen vorkommen, ohne dass eine Weiterverbreitung des
Virus erfolgt. Dies ergaben unter anderem auch Experimente, die am
Nationalen Referenzlabor für aviäre Influenza auf der Insel Riems
bereits im vergangenen Jahr durchgeführt wurden. Erst wenn zwei
verschiedene Influenzaviren sich gleichzeitig in Schweinen vermehren,
können mit geringer, aber letztlich nicht genau vorhersehbarer
Wahrscheinlichkeit neue Viren entstehen, bei denen es sich aber auch
nicht zwangsläufig um so genannte "Killerviren" handelt.

Die Nachrichten über den Nachweis von Geflügelpestviren bei Schweinen
stellen keinen Anlass dar, die Einschätzung der bestehenden
Gefährdungssituation für Deutschland zu ändern. Es besteht aus der Sicht
der Veterinärmedizin auch kein unmittelbarer Handlungsbedarf im
Krisenmanagement dieses Bereiches.



 



 

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