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AHO Aktuell - 23.08.2004

Echinacea: Wirkungslos in Veterinär - und Humanmedizin


München (aho) - Seit vielen Jahren werden Echinacea-Produkte
(Sonnenhut / Echinacea purpurea) sehr erfolgreich zur Stärkung des
Immunsystems bei Menschen und Tieren vermarktet. Eine Untersuchung am
Institut für Tierschutz, Verhaltenskunde und Tierhygiene der
Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
sollte klären, ob Echinacea den Immunglobulinstatus von neugeborenen
Ferkeln in den ersten Lebenswochen verbessern kann. Eine hohe
Immunglobulin-Konzentration (IgG- und IgA) führt zu geringerer
Krankheitsanfälligkeit und lässt damit Rückschlüsse auf das Befinden
der Tiere zu. Zudem sollte der Einfluss einer Echinacea-Fütterung auf
die Entwicklung der Ferkel nach dem Absetzen untersucht werden. Die
Ferkel wurden am 22. Tag von der Mutter getrennt. Danach wurde der
Wurf in zwei Gruppen eingeteilt. Der Versuchsgruppe wurde bis zum 77.
Lebenstag Echinacea verfüttert, die andere Gruppe diente als
Kontrollgruppe, die kein Echinacea erhielt. Für den Versuch wurden nur
die oberirdischen Teile der Pflanze als Grünmehl verwendet, da sich
die Wurzel als Futtermittel nicht eignet.

Die Ergebnisse waren ernüchternd. Sie zeigten keinen Einfluss von
Echinacea auf die IgG-Immunglobulin-Konzentration. Zudem brachte die
Echinacea-Fütterung viele Nachteile mit sich. In der 1%
Echinacea-Pelletfütterung konnte ein negativer Effekt von Echinacea
auf den IgA-Status ermittelt werden. Nach Meinung der untersuchenden
Tierärztin wäre es möglich, dass es sich hier um einen Langzeiteffekt
bei der Anwendung Echinacea purpurea handelt. Die Gewichtszunahmen der
Ferkel entwickelten sich bei einem hohen Gehalt (5%) an Echinacea
schlechter, was durch den bitteren Geschmack begründet sein kann.
Ebenso konnten die Konzentration des Stresshormons Kortisol um den
Absetzzeitpunkt nicht durch Echinacea beeinflusst werden.

Abschließend folgert die untersuchende Tierärztin, dass Echinacea
purpurea unter den getesteten Bedingungen (optimale Haltung der
Ferkel) keine positiven Auswirkungen auf den Immunglobulinstatus bei
Ferkeln in den ersten Lebenswochen hat. Somit scheint Echinacea nicht
sinnbringend in der Ferkelaufzucht eingesetzt werden zu können (1).

Zu ähnlichen Ergebnissen kamen bereits Veterinärmediziner der Iowa
State University in Ames (USA). Auch hier gelang es nicht, dass
Immunsystem von Ferkeln mit dem angeblichen Immunsystemstimulans
Echinacea anzuregen. In Vergleich zu einer Kontrollgruppe konnte
Echinacea den Krankheitsverlauf bei mit dem PRRS-Virus infizierten
Ferkeln nicht beeinflussen. Es konnten keine Unterschiede bei den
Tageszunahmen, Futterverwertung und der Immunantwort festgestellt
werden. (2)


Echinacea-Präparationen scheinen auch bei Menschen den Verlauf einer
Erkältung im Vergleich zu einer Placebobehandlung nicht zu
beeinflussen (4). In einer placebokontrollierten randomisierten Studie
unter der Leitung von Bruce Barrett von der Universität in Wisconsin,
USA, erhielten 148 Studenten mit einer beginnenden Erkältung entweder
Kapseln mit getrocknetem Extrakt von Echinacea purpurea (oberirdische
Teile mit Wurzel) und Echinacea angustifolia (nur Wurzel) oder ein
Placebo.


Bei Kindern zwischen zwei und elf Jahren scheint die Behandlung von
Infektionen der oberen Atemwege mit Echinacea purpurea wirkungslos zu
sein (3). Dies ist das Ergebnis einer randomisierten
placebokontrollierten Studie, in der Daten von 407 Kindern ausgewertet
wurden. Ein Kind wurde innerhalb von vier Monaten maximal dreimal mit
Echinacea oder Placebo aufgrund einer Infektion des oberen
Respirationstraktes behandelt. So konnten 337 Echinacea- und 370
Placebobehandlungen miteinander verglichen werden. Zwischen den beiden
Therapiearmen wurde hinsichtlich der Krankheitsdauer und -schwere kein
Unterschied festgestellt, fasst der Studienleiter, James Taylor vom
Child Health Institute der University of Washington in Seattle, USA,
die Ergebnisse zusammen.

Auch der Krankheitsverlauf war bei allen untersuchten Kindern
vergleichbar. Lediglich Hautausschläge traten bei den mit Echinacea
behandelten Probanden häufiger (7,1 Prozent) auf als bei
Placebobehandlung (2,7 Prozent). Andere unerwünschte Wirkungen wie
Juckreiz, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerz und Schwindel waren in
der Echinacea-Gruppe zwar häufiger, der Unterschied war aber nicht
signifikant.

Mittlerweile mehren sich die Stimmen, die ein Verbot der
Echinacea-Präparate wegen bewiesener Unwirksamkeit und erheblicher
Nebenwirkungen (massive anaphylaktische Reaktionen) fordern.

Quellen:

(1) Lang, Eva Einfluss einer Echinacea-Fütterung auf Immunstatus und
Verhalten bei Ferkeln in den ersten Lebenswochen
Inaugural-Dissertation; Tierärztliche Fakultät der
Ludwig-Maximilians-Universität München, 2004

(2) Hermann JR, Honeyman MS, Zimmerman JJ, Thacker BJ, Holden PJ,
Chang CC.
Effect of dietary Echinacea purpurea on viremia and
performance in porcine reproductive and respiratory syndrome
virus-infected nursery pigs. J Anim Sci. 2003 Sep;81(9):2139-44

(3) Taylor JA, Weber W, Standish L, Quinn H, Goesling J, McGann M,
Calabrese C:
Efficacy and safety of Echinacea in treating upper respiratory
tract infections in children. JAMA 2003; 290: 2824-2830.

(4) Bruce P. Barrett, Roger L. Brown, Kristin Locken, Rob Maberry,
James A. Bobula, and Donn D'Alessio
Treatment of the Common Cold with Unrefined Echinacea
A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial
Ann Intern Med 2002; 939-946, 1001-1002


 



 

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