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AHO Aktuell - 28.07.2004

Neues Trockenstellverfahren bei Milchkühen mit Orbeseal®


Bern (aho) - Agroscope Liebefeld-Posieux (ALP), die Eidg.
Forschungsanstalt für Nutztiere und Milchwirtschaft führt in
Zusammenarbeit mit dem Milchwirtschaftlichen Inspektions- und
Beratungsdienst (MIBD) und interessierten Milchproduzenten seit Januar
2003 eine Praxisstudie zum Einsatz von Orbeseal durch. Orbeseal ist
ein Euterschutz mit einem antibiotikafreien Wirkstoff, der in die
Zitzen injiziert wird. Er bildet während der gesamten Galtzeit bis zum
ersten Melken am Abkalbetag eine mechanische Barriere im Innern der
Zitzen. Dadurch soll das Euter während der Galtphase gegen
Neuinfektionen geschützt werden. In 35 Betrieben werden die
Wirksamkeit und die Vor- und Nachteile von Orbeseal beim
Trockenstellen von Milchkühen im Vergleich zu andern
Trockenstellverfahren abgeklärt. Dazu wird bei etwa der Hälfte der
Kühe pro Betrieb dieses Verfahren angewandt. Die Übrigen werden mit
einem herkömmlichen, antibiotischen Euterschutz bzw. ohne Euterschutz
trockengestellt.

Einsatz von Orbeseal®


Orbeseal soll nur bei eutergesunden Kühen, das heisst
Schalmtest negativ bis maximal + positiv oder Zellzahlen in der
Milchleistungsprüfung unter 200'000 Zellen/ml verwendet werden. Es
wird daher dringend empfohlen, vor jedem Trockenstellen den Schalmtest
zur Überprüfung der Eutergesundheit durchzuführen.

Erfahrungen aus der praktischen Anwendung

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Handhabung und die
Anwendung von Orbeseal mit herkömmlichen Euterschutzpräparaten
praktisch identisch ist. Die sorgfältige Reinigung und Desinfektion
der Zitzenspitze vor der Anwendung ist auch bei diesem Verfahren von
ausserordentlicher Wichtigkeit, um Infektionen bei der Verabreichung
zu verhindern. Neu ist, dass nach der Anwendung von Orbeseal die
Zitzen und das Euter auf keinen Fall massiert werden dürfen. Laut
Aussagen der Milchproduzenten wird mit Orbeseal ein
sofortiger und dichter Verschluss der Zitzen erreicht. Auch Kühe mit
hoher Milchleistung und somit hohem Euterinnendruck lassen nach dem
Trockenstellen meist keine Milch mehr laufen. Nach dem Abkalben sollen
die ersten Milchstrahlen von Hand ausgezogen werden. Dabei wird der
grösste Teil Orbeseal in Form einer dickflüssigen Masse ausgeschieden.
In vereinzelten Fällen wurden aber auch einige Tage nach dem Abkalben
noch geringe Mengen Orbeseal an den Melkutensilien (Vormelkbecher,
Melkeimer, Rohrmelkanlage) festgestellt. Da Orbeseal an den
Oberflächen sehr stark haftet, wird dringend empfohlen, die Kühe in
den ersten Tagen nach dem Abkalben mit dem Eimer zu melken, um eine
Verunreinigung der Rohrmelkanlage zu verhindern.

Untersuchungsergebnisse von ALP

Bis jetzt haben 470 am Versuch beteiligte Kühe abgekalbt. Davon waren
248 mit Orbeseal, 75 mit Antibiotika und 147 ohne Euterschutz trocken
gestellt worden. Bei den mit Orbeseal trocken gestellten Kühen zeigten
50% vor dem Trockenstellen, bzw. 44% nach dem Abkalben an mindestens
einem Viertel eine positive Schalmtestreaktion. Bei den mit
Antibiotika trocken gestellten Kühen waren es 89% bzw. 45% und bei
denen ohne Euterschutz 32% bzw. 37%. Infektionen mit anderen
Streptokokken fanden wir vor dem Trockenstellen bzw. nach dem Abkalben
bei den Tieren mit Orbeseal in 1.7% bzw. 1.9%; bei denjenigen mit
Antibiotika in 5.9% bzw. 1.8% und bei denjenigen ohne Euterschutz in
1.5% bzw. 2.3% der Viertel. Infektionen mit Staphylococcus aureus
wurden vor dem Trockenstellen bzw. nach dem Abkalben in 0.8% bzw. 1.2%
in den mit Orbeseal, in 2.5% bzw. 2.3% in den mit Antibiotika und in
0.7% bzw. 1.7% der ohne Euterschutz trocken gestellten Vierteln
nachgewiesen.

Damit zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass Orbeseal® einen
guten vorbeugenden Schutz vor Neuinfektionen bei gesunden, d.h.
schalmtestnegativen Kühen bietet.



 



 

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