Aktuelle Meldungen  -  Nachrichten suchen  -  kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

AHO Aktuell - 21.07.2004

Amtstierarzt wegen Bestechlichkeit vor Gericht


Hamburg (aho) - Der ehemalige Harburger Amtstierarzt Dr. Bernhard S.
(55) muss sich voraussichtlich demnächst vor Gericht verantworten. Ihm
wird laut einem bericht des Hamburger Abendblatts vorgeworfen, durch
Bestechlichkeit mehr als 350.000 Euro kassiert zu haben. Der Veterinär
soll für mehrere Futtermittelhersteller Gefälligkeitsgutachten
erstellt haben, unter anderem, damit diese ihre Produkte problemlos
ins Ausland verkaufen konnten, berichtet die Zeitung.

400 Fälle umfasst die Anklage der Hamburger Staatsanwaltschaft - und
fast immer ging es um hohe Eurobeträge, die Dr. S., der im Range eines
Regierungsdirektors für das Bezirksamt Harburg tätig war, nebenbei
eingesteckt hat. Der Amtstierarzt hatte im Jahr 2001, als die
mutmaßlich dunklen Machenschaften enttarnt wurden, zugegeben, dass er
viel Geld nebenbei verdient hatte. Er sei eben besonders fleißig, so
begründete S. die sechsstelligen Beträge, die man bei ihm fand. Nach
seiner Arbeit im Amt habe er oft noch privat Kleintiere behandelt,
heißt es in dem Zeitungsbericht weiter.

Nach Ansicht der Ermittler haben die bei einer Razzia mit 140 Beamten
entdeckten Beträge mit Kleintieren jedoch nur bedingt zu tun. Dr. S.
soll Geld von insgesamt mehr als zehn Futtermittelherstellern kassiert
haben. Dafür erstellte er offenbar private - positive - Gutachten über
die Qualität der Produkte. Als Amtsarzt zeichnete er dann nach Stand
der Unterlagen seine eigenen Gutachten ab, so dass die Tiernahrung
exportiert oder im Lande verkauft werden konnte. Laut Abendblatt ein
besonderer Skandal: Auch in Zeiten von BSE soll Dr. S. seine Masche
weiter durchgezogen haben, so dass offenbar teilweise Futtermittel
ohne jede neutrale Kontrolle verschifft wurden.

Bei einer Kontopfändung, die die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen
den Mann aus Sinstorf angeordnet hatte, wurden 150.000 Euro
sichergestellt. Laut Abendblatt wird der Prozess voraussichtlich vor
einer Großen Strafkammer des Landgerichts stattfinden. Sollten sich
alle Vorwürfe vor Gericht bestätigen, könnte der Fall Dr. S. als
größter Korruptionsskandal der Nachkriegsgeschichte in die Geschichte
der Hamburger Verwaltung eingehen.



 



 

  zum Seitenbeginn


© Copyright

AHO Aktuell ist ein Service von ANIMAL-HEALTH-ONLINE und @grar.de