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AHO Aktuell - 07.07.2004

PMWS: Mycoplasmenimpfstoffe im Zwielicht


Hamburg/Ames (aho) - Das durch Circoviren (PCV 2) und verschiedene
Begleitinfektionen hervorgerufene "Postweaning Multisystemic Wasting
Syndrome" (PMWS) wurde erstmals 1991 in Westkanada beobachtet und wird
seit 1996 als spezifische Krankheit beschrieben. Das PMWS sorgt jetzt
schon seit einigen Jahren für massive Verluste in der europäischen und
nordamerikanischen Schweineproduktion. Dabei fällt auf, dass das
Circovirus schon seit vielen Jahren in Schweinebeständen zirkuliert
und nicht immer zu Problemen führt. Deshalb haben immer wieder
Berichte über einen Zusammenhang zwischen der Mycoplasmenimpfung bei
Saugferkeln und dem PMWS Landwirte und Tierärzte beunruhig. So kam
eine in Großbritannien durchgeführte Studie (Allan GM, et al. 2001.
Pig J 48:34-41) zu dem Ergebnis, dass sich der Schweregrad des PMWS
durch den Verzicht auf die Mycoplasmenimpfung deutlich abmildern
lässt. Tierärzte mahnen aber, dass auch Mycoplasmen zum Krankheitsbild
des PMWS beitragen und ein Verzicht auf die Impfung überwunden
geglaubte Probleme wieder aufkeimen lassen.

Amerikanische Wissenschaftler der Iowa State Universität haben jetzt
anlässlich des IPVS-Kongress (18th IPVS Congress) in Hamburg ihre
Untersuchungen vorgestellt, in denen sie geprüft hatten, ob das
Mycoplasmen-Antigen oder bestimmte Hilfsstoffe (Adjuvantien) in
handelsüblichen Impfstoffen die Vermehrung der Circoviren und damit
den Schweregrad der Erkrankung beeinflussen.

Versuche

Neunzig 12-14 Tage alte Schweine wurden zufällig auf fünf Gruppen von
je 17-19 Schweinen verteilt. Die Schweine der Gruppe 1 wurden mit
handelsüblichem M. hyopneumoniae-Impfstoff (Respisure®, Pfizer Animal
Health) geimpft, der einen Mineralöl-in-Wasser-Adjuvans enthält. Die
Schweine der Gruppe 2 wurden mit einem handelsüblichen M.
hyo-Impfstoff geimpft, der mit Carbopol (Suvaxyn® M.hyo, Fort Dodge
Animal Health) angereichert war. Schweine der Gruppe 3 wurden mit
einem nichthandelsüblichen Impfstoff geimpft, der einen
Mineralöl-in-Wasser-Adjuvans und die gleiche Menge und den gleichen
Typ M. hyopneumoniae-Antigen wie bei Gruppe 2 enthält. Schweine der
Gruppe 4 wurden mit einem nichthandelsüblichen Impfstoff geimpft, der
als Adjuvans (Hilfstoff) Aluminiumhydroxyd und die gleiche Menge und
den gleichen Typ M. hyopneumoniae-Antigen wie bei Gruppe 2 enthält.
Schweine der Gruppe 5 dienten als Kontrollgruppe und wurden mit
Kochsalzlösung geimpft. Den Schweinen wurden 2 ml von einem der vier
M. hyopneumoniae-Impfstoffe im Alter von vier und nochmals im Alter
von sechs Wochen injiziert. Am Tag der zweiten Impfung im Alter von
sechs Wochen wurden die Ferkel mit Circoviren über die
Nasenschleimhäute infiziert. Die Hälfte der Schweine wurde 21 Tage
nach der Infektion einer Sektion unterzogen. Die verbleibenden
Schweine wurden 35 Tage nach der Infektion seziert

Die Ergebnisse lassen aufhorchen. Im Hinblick auf den klinischen
Krankheitsbefund gab es zwischen den Gruppen keinen Unterschied. 21
Tage nach der Impfung wiesen alle geimpften Gruppen eine deutlich
stärkeren Rückgang der Lymphozyten (Immunzellen) in den Lymphknoten
als die Kochsalzgruppe auf; aber es gab keine Unterschiede zwischen
den geimpften Gruppen. 35 Tage nach der Infektion konnte mittels PCR
(Nachweis von Viruserbgut) bei Schweinen der Gruppe 1
(Mineralöl-in-Wasser) eine deutlich höhere Cirovirusmenge im Serum
nachgewiesen werden. Eine deutliche Abnahme der Lymphozyten in
Lymphknoten, Mandeln und Milz gab es bei den Gruppen 1 und 3 im
Vergleich zu den Gruppen 2, 4 und 5. Gruppe 3 wies deutlich höhere
Virusmenge in Lymphknoten, Mandeln und Milz im Vergleich zu den
Gruppen 2, 4 und 5 auf.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass in der Frühphase der Infektion (21
Tage nach Impfung) alle getesteten Adjuvantien (Mineralöl-in-Wasser,
Carbopol, Aluminiumhydroxyd) den Rückgang der Lymphozyten in den
Lymphknoten verstärken. In den späteren Stadien der Infektion (35 Tage
nach der Impfung) vermehrten die Mineralöl-in-Wasser-Adjuvantien die
Länge der Cirovirusausscheidung, vermehrten die Cirovirusmenge in
Serum und Gewebe und verstärkten den Rückgang der Lymphozyten in den
Lymphknoten verglichen zu den Carbopol- und
Aluminiumhydroxyd-Produkten.

Nach Meinung der Wissenschaftler der Iowa State University müssen in
der Praxis die negativen Folgeerscheinungen einer "Nicht-Impfung"
abgewogen werden. Vielmehr solle genau überlegt werden, welcher
Impfstoff optimal sei.


Hoogland, M, T. Opriessnig, XJ. Meng, PG. Halbur
EFFECT OF COMMONLY USED BACTERIN ADJUVANTS ON PCV2-ASSOCIATED LESIONS
Proceedings of the 18th IPVS Congress, Hamburg, Germany, 2004 - Volume 1

Hinweise, wie Sie das PMWS durch Managementmaßnahmen im Sauenbestand
eindämmen, finden Sie hier.


 



 

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